Ulm News, 03.09.2020 23:40
Ulmer Aktienspezialistin gibt Anlagetipps
Bei der ehemaligen Lehrerin Beater Sander handelt es sich um ein ganz besonderes Phänomen. Die mittlerweile 81-Jährige investierte vor über 20 Jahren erstmals in Wertpapiere und ist seitdem in allen Belangen erfolgreich. Die auch liebevoll als “Aktien-Oma” bezeichnete Millionärin ist mittlerweile auch Autorin - knapp 50 Bücher zum Thema Aktien gehen auf ihr Konto. Abgesehen von ihren spannenden Lektüren kann die Ulmerin auch in Zeiten der Corona-Krise wertvolle Tipps liefern.
Trotz langem Ausgehverbot und geschlossenen Geschäften, ließ Beate Sander die aktuelle Situation nicht ungenutzt. Passend zur aktuellen Krise verfasste sie auch hierfür ein Buch, welches aufzeigen soll, dass die Pandemie auch optimal für Geldanlagen genutzt werden kann. Sie wolle damit vor allem aufzeigen, dass Leute ihren Kopf nicht in den Sand stecken sollten. “Man muss handeln und darf einige Fehler einfach nicht machen – zum Beispiel alle Aktien verkaufen. Von 30 DAX-Unternehmen erhöhen 15 ihre Dividenden. Jede Aktie, die Sie verkaufen, bedeuten Transaktionskosten“.
Jene Menschen, die einen signifikanten Teil ihres Vermögens in Aktien investiert haben, sollten unbedingt die Aufbewahrung in Betracht ziehen. Angesichts des starken Einbruchs des DAX-Indexes sei dies die beste Option, so die Ulmerin. “Der schlimmste Fehler wäre der komplette Ausverkauf. Aus dem Minus im Depotauszug würde dadurch ein echter, unumkehrbarer Aktienverlust entstehen. Er verschlimmert sich noch durch die Aktienverkaufsgebühren, Transaktionskosten genannt. Hinzu kommt gerade jetzt, wo die Ausschüttungs-Saison beginnt, der Verzicht auf oft üppige Dividenden.”
Bestehe Zeit, Geld oder vor allem Fachkenntnisse empfiehlt Beater Sander eine Ruhepause. Aussitzen sei nicht immer die schlechteste Option, betont die Expertin. Geld unter dem Kopfkissen zu sparen oder der Besitz eines Sparbuches bzw. Festgeldkontos könne in naher Zukunft deutlich effektiver eingesetzt werden.
Abgesehen von erfahrenen Personen können auch Neulinge von ihren Tipps profitieren. Einsteigern empfiehlt sie ein Kapital von unter 10.000 € in Form eines sicheren ETFs oder Sparplans. Diese Meinung teilt auch Privatanleger Jonathan West von Kaufberater.io, da vor allem die Analyse für Einsteiger deutlich einfacher als im Falle von Aktien sei. “Bei einem ETF bzw. Sparplan wird einfach ein Markt oder eine Branche ausgesucht und dort Geld investierst. Hier spielen die Analyse der aktuellen Marktsituation sowie die Beobachtung der Börsenkurse eine weniger wichtige Rolle als beispielsweise bei Einzelaktien”, betont der Wirtschaftsingenieur weiter.
Obwohl die Ulmerin Beate Sander zunächst lieber Sparpläne oder ETFS empfiehlt, sei auf lange Sicht sehr wohl der Umstieg auf Einzelaktien möglich. Der Sparplan sollte idealerweise monatlich oder vierteljährlich angelegt sein - als Anlagesummen empfiehlt sie Werte zwischen 50 und 100 €uro.
Obwohl Frau Sander hauptsächlich anderen Menschen Tipps gibt, liefert sie auch Einblicke in ihre eigene Vorgehensweise. Sie setze dabei auf die von ihr selbst entwickelte “Hoch/Tief-Mut-Strategie”. Aktien werden dabei breit gestreut gekauft, aus verschiedensten Ländern der ganzen Welt. “Durchschnittlich investiere ich rund 1.500 € in jeden Kauf, damit die Gebühren nicht die Gewinne wegfressen.”
Ausgeschüttete Dividenden werden dabei konsequent und sorgfältig in neue oder bestehende Wertpapiere investiert. Dies liege an ihrer Präferenz, verlässliche Ausschüttungen mit möglichst fortlaufendem Wachstum bevorzugt zu wählen. Ein Drittel fließe allerdings auch in defensive bzw. fair bewertete Aktien. “Hier orientiere ich mich an Warren Buffett, der nur kauft, was er mag, kennt und versteht.”



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