Ulm News, 14.06.2020 10:28
Zum Tanzen in den Kulturbiergarten in die Au - Veranstalter Schmidt: Das war so nicht geplant
Der erste temporäre Ulmer Kulturbiergarten im Liederkranz in der Friedrichsau ist eröffnet. Am ersten Abend trommelte sogar der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch in einer Jazz-Combo mit. Aber auch ein DJ machte Musik. Und dann war das möglich, was bei Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Vereinsfesten und in Clubs in Corona-Zeiten nirgendwo erlaubt ist: Tanzen. Raphael Schmidt vom Veranstalter Gleis 44 sagte entschuldigend, dass man vom Publikum "überrannt" worden sei und alles "so nicht geplant" war. Konzipiert sei das Elektro Musik-Konzert des DJ für ein sitzendes Publikum gewesen.
Eigentlich eine gute Sache: Die Macher des Vereins „Indauna“ (schwäbisch: „In die Au hinab“) und des Kulturzentrums Gleis 44 versuchen, die Friedrichsau mit Kulturveranstaltungen aufzuwerten und ein wenig Kultur zu bieten, die es aufgrund der Corona-Pandemie derzeit in Ulm und Neu-Ulm kaum gibt. Im so genannten Kulturbiergarten sind die nächsten Wochen einige Konzerte, aber auch DJ-Sets im Programm geplant, was auch die Verantwortlichen der Stadt Ulm sicher erkannt und das Programm so genehmigt haben. Nun wurde im Liederkranz aber getanzt, oft noch noch mit genügend Abstand in Zeiten von Corona. Und so cool und locker wie es in diesem Open Air Club im Liederkranz lief, werden beim nächsten DJ - und es sind einige angekündigt - im Kulturbiergarten mehr Leute tanzen und möglicherweise weniger Abstand halten. Doch mehr als 99 Besucher sind laut Verordnung nicht erlaubt, betont Veranstalter Raphael Schmidt.
Jetzt schon taucht die grundsätzliche Frage auf: Warum darf auf Hochzeiten (von Hochzeitsagenturen geplant, die davon leben) nicht getanzt werden, warum darf in Ulmer Clubs wie Theatro, Frau Berger oder Myers, die hohe Mieten für ihre Räume bezahlen und deren Betreiber von den Clubs leben - mit gebührendem Abstand - nicht getanzt werden? Aber in der Au na im Kulturbiergarten Liederkranz schon. Auch das Roxy macht Kultur und hat einen großen Biergarten - und sicher einige Kultur-DJs an der Hand. Theatro-Chef Mario Schneider lässt sicher gerne im Theatro-Innenhof eine House-Jazz-Band jammen, wenn er danach einen Kultur-DJ für seine Gäste zum Tanz spielen lassen kann.
Sinnvoll wäre es sicherlich, wenn die Gastronomen und natürlich auch Kulturanbieter, für die solche Veranstaltungen nicht Existenz, sondern Zubrot sind, einfach jetzt einige Monate solidarisch zusammenhalten und alle gemeinsam die Regeln akzeptieren und umsetzen - vom korrekten Mundschutz, Hygiene- und Abstandsregeln bis zum Tanzverbot.
Raphael Schmidt: Von den Gästen überrannt worden
Die Veranstaltung im Kulturbiergarten sei von den Gästen "überrannt" worden, sagte Raphael Schmidt vom Veranstalter Gleis 44. "House und Elektro-Musik ist auch Kultur", so Schmidt. Daher seien DJ-Sets auch im Programm des Kulturbiergartens zu finden. Gedacht sei aber, dass die Gäste beim House-Set des DJs "auf ihren Plätzen sitzen bleiben". Dass die Besucher dies bei der jüngsten Veranstaltung nicht befolgt hätten, sei so nicht geplant gewesen. Man werde mehr Ordner einsetzen, die das Tanzen künftig unterbinden sollen, kündigte Schmidt an. Er bedauert, "dass das alles etweas aus dem Ruder gelaufen ist" und verspricht: "Das kommt nicht wieder vor."
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