Ulm News, 22.05.2020 12:15
Rechercheteam dokumentiert rechte Umtriebe in Ulm und Umgebung - "Hygienedemos" auch in Ulm
Rechte Gewalt sei nicht nur ein Problem in entfernten deutschen Regionen, sondern finde auch in Ulm und Umgebung statt, schreibt ein Ulmer Recherche-Kollektiv, das extrem rechte und rechte Veranstaltungen, Übergriffe und Angriffe in Ulm und Umgebung dokumentiert. Die Chronik der Übergriffe im Jahr 2019 ist nun fertiggestellt und veröffentlich. In den Blickpunkt rücken auch in Ulm so genannte "Hygiene-Demonstrationen", an denen Menschen mit unterschiedlicher Motivation teilnehmen. Diese Demos werden mittlerweile sehr kritisch gesehen, aufgrund der mangelnden Abgrenzung gegenüber Rechten Gruppen, Fake-News und Verschwörungsideologien zu Corona. Bei den zurückliegenden Hygiene-Demonstration auf dem Münsterplatz waren auch AFD-Stadtrat Markus Mössle und der AFD-Kreisvorsitzende Eurgen Ciresa sowie Mitglieder der Ulmer Hooligan-Szene anwesend.
In der Chronik werden Aktivitäten, Angriffe und Übergriffe aufgelistet. In einzelnen Artikeln gehen die Verfasser genauer auf bestimmte Gruppen ein. Darunter befindet sich der Verein Uniter e.V., Teile der Hooliganszene des SSV Ulm 1846, der Orts- bzw. Kreisverband der AfD Ulm/Alb-Donau sowie die Identitäre Bewegung Schwaben.
Ziel ist es zu verdeutlichen, dass auch in einer mittelgroßen westdeutschen Stadt bundesweite Entwicklungen sichtbar sind, heißt es in dem Blog "Rechte Umtriebe Ulm".
Man wolle aufzeigen, dass rechte Gewalt nicht nur ein Problem in irgendwelchen entfernten deutschen Regionen ist. Auch in Ulm und Umgebung gebe es "reale Bedrohungen für alle Menschen, die nicht in extrem rechte Weltbilder passen – besonders für Menschen, die nicht weiß sind", schreibt die Recherchegruppe.
So habe es 2018 zwei versuchte Morde durch Brandstiftung in Geislingen und Bad Überkingen gegeben und 2019 einen rassistisch motivierten bewaffneten Angriff in der Ulmer Innenstadt und einen antiziganistischen Mordversuch auf eine Famile mit Romno-Hintergrund nahe Erbach.
Der Prozeß gegen die jungen Tatverdächtigen, von denen einige der Fußballfan-Szene zuzurechnen sind, läuft und sorgt bundesweit für Schlagzeilen. Der Prozess findet im Kornhaus in Ulm statt, das zum Gerichtssaal umgestaltet wurde.
Seit Anfang April gibt es auch in Ulm so genannte "Hygienedemos". Vordergründig gehe es um das Thema Grundrechte, die von einem "Notstands-Regime" bedroht würden. Es gab bereits mehrere kleiner Demonstrationen in Ulm, die Motiviation der Teilnehmer und die Ziele waren allerdings sehr unterschiedlich.
Im Messenger Dienst Telegram haben sich in den letzten Wochen bundesweit Gruppen zum Thema Corona aufgebaut, Nach Informationen der Ulmer Recherche-Gruppe gebe es die Regionalgruppe „Corona Rebellen Ulm/Neu-Ulm“ mit 315 Mitgliedern (Stand 06.05.20), ebenso eine Gruppe „Patrioten in Ulm/Neu-Ulm“ . Dort werde an Hand der Inhalte schnell deutlich, "dass es vielen nicht um Grundrechte oder Grundgesetz geht". Es werde auch offensichtlich, wie sehr einige Personen bereits mit anderen Verschwörungsideologien verbunden sind und anderen nicht der Schutz der Grundrechte wichtig ist, sondern eher der Sturz der Regierung und des Saates. In der Ulmer Corona Rebellen Chat-Gruppe gebe es auch Inhalte von Q-Anon Gruppen, schreibt die Ulmer Recherche-Gruppe gegen rechts.




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