Ulm News, 08.04.2020 17:49
Zwei Coronavirus-Tote in Seniorenheim in Neu-Ulm
Das BRK-Seniorenwohnheim im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld wurde nach zwei Todesfällen, die auf den Coronavirus zurückzuführen sind, am Mittwoch unter Quarantäne gestellt. In den Heim sind fast 50 Mitarbeiter und Bewohner positiv auf das gefährliche Coronavirus getestet worden.
Text/Foto: Thomas Heckmann
Das Landratsamt hat die Quarantäne-Maßnahme angeordnet, nachdem am Montag ein über 80 Jahre alter Bewohner verstorben ist und am Mittwoch eine 69-jährige Person mit vielen Vorerkrankungen. 24 der 160 Mitarbeiter wurden zwischenzeitlich positiv auf das Coronavirus getestet und 19 der 195 Heimbewohner sind ebenfalls infiziert.
Gesamtes Haus unter Quarantäne gestellt
Der Öffentliche Gesundheitsdienst hat deshalb in Kooperation mit der Einrichtung sowie dem Versorgungsarzt für den Landkreis Neu-Ulm, Dr. Stefan Thamasett, folgende Maßnahmen angeordnet:
- Das gesamte Haus wurde umgehend unter Quarantäne gestellt.
- Einrichtung von Schleusenbereichen durch das Bayerische Rote Kreuz.
- Vollständige Schutzausrüstung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von der zentralen Verteilung des Landkreises bereits geliefert worden ist.
- Umfassende Testung aller Personen
Das heißt, nur noch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und medizinisches Personal dürfen das Haus betreten.
Ansonsten ist jeglicher Zutritt untersagt. Dies den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Angehörigen zu vermitteln ist keine leichte Aufgabe, wie Ralf Waidner, Leiter des SeniorenWohnens berichtet. „Wir müssen zu allem kategorisch Nein sagen - zum Schutz und zur Vorsorge unserer Bewohnerinnen und Bewohner“, sagt Waidner.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten gut zusammen, um die Situation bestmöglich zu bewältigen: Von der Reinigungskraft über die Küche und das Pflegepersonal bis hin zur Heimleitung. Die Pflegekräfte widmen sich mit aller Kraft der Aufgabe, die Menschen gesund zu halten. Generell gehen die Pflegekräfte laut Heimleitung sehr gut mit der Situation um. Gerade jetzt in der Coronakrise zeige sich aus Sicht des Heims wie wichtig der sorgsame Umgang miteinander, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und vor allem mit älteren Menschen ist.
Auch in dieser schwierigen Phase halten alle gut zusammen und das Personal gebe den Bewohnerinnen und Bewohnern viel Kraft, wodurch wieder viel zurückkommt, um die Situation gemeinsam zu meistern. Zudem sieht Ralf Waidner die zusätzliche Chance, dass sein Personal, wenn es wieder gesund und nicht mehr ansteckend ist, in anderen Einrichtungen aushelfen kann. Nicht zuletzt wegen der aktuellen Situation im SeniorenWohnen im Ludwigsfeld sind die täglichen Besprechungen der erweiterten Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) ein wichtiges Instrument, um ein schnelles und flexibles Agieren aller Beteiligten zu koordinieren. Hier kommen Vertreterinnen und Vertreter aller relevanten Bereiche zusammen, um die aktuelle Lage zu besprechen und gemeinsam rasch Lösungen zu erarbeiten. Aktuell wurden folgende Maßnahmen getroffen:
- Zentrales Kapazitätsmanagement für alle Heime, um Rückverlegungen aus den Kliniken zu deren Entlastung ermöglichen und steuern zu können.
- Vorbereitung einer Allgemeinverfügung zur weiteren Beschränkung des Zutritts, der beispielsweise nur noch wenigen, hierzu ernannten „Heimärztinnen und –ärzten“ gewährt wird.
- Unterstützung der Heime bei der schnellen und effektiven Einrichtung von Quarantäne- und Isolationsbereichen Der in der letzten Woche ernannte Versorgungsarzt Dr. Stefan Thamasett sowie der Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Martin Küfer sind stark gefordert, begrüßen aber die professionelle Zusammenarbeit: „Wir sprechen uns flexibel ab, handeln schnell und versuchen alles, um die großen Herausforderungen auch im Bereich unserer Einrichtungen für ältere Menschen zu meistern.“
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