Ulm News, 14.11.2018 07:00
Digital braucht Moral

IoT und KI - diese Kürzel für Internet of Things und Künstliche Intelligenz - waren prägend für die Jahresveranstaltung der initiative.ulm.digital im überfüllten Ulmer Stadthaus. Das Internet der Dinge, die Anwendungen, Möglichkeiten und Folgen wurden in verschiedenen Vorträgen erläutert.
Der Verein ist noch nicht einmal drei Jahre alt. Aber die initiative.ulm.digital darf sich bereits als fest etabliert im Stadtleben betrachten. Den Beweis lieferte die dritte Jahresveranstaltung des Vereins: Im Stadthaus war nicht nur auch der allerletzte Platz besetzt, einige der mehr als 400 Besucher mussten mit Stehplätzen vorlieb nehmen. Mehr als 200 Unternehmerinnen und Unternehmer waren unten den Gästen, dazu konnte Vereinsvorsitzender Heribert Fritz Repräsentanten der Hochschulen, der Bildungsinstitute, der Polizei, der Kirchen und beider Städte begrüßen.
Den Abend moderierte in Jakob Pietron, ein Vertreter jener Generation, für die die Digital-Initiative den „Nährboden in Ulm/Neu-Ulm“ (Fritz) mit bereiten möchte: nämlich junge Talente aus der Welt der Digitalisierung, die in der Region gehalten oder hierher gelockt werden sollen. Pietron ist als Informatik-Doktorand ein solch auf dem Markt begehrtes Talent. Kluge Köpfe in Ulm/Neu-Ulm zusammenzubringen, „um neue Lösungen zu finden, von denen alle Bürger profitieren und die unsere Prosperität sichern“ - darin sieht der Ulmer Oberbürgermeister Günter Czisch Sinn und Zweck des überdurchschnittlich starken Engagements der Stadt Ulm in Fragen der Digitalisierung.
Dass der Andrang im Stadthaus so groß und das Sitzfleisch der Besucher so ausgeprägt war, dürfte nicht nur am Sinn für das Sehen und Gesehen Werden zum Zwecke der Netzwerkarbeit gelegen haben. Sondern auch und vor allem an der Hauptreferentin des Abends, an Dr. Andrea Martin. Sie ist seit drei Jahren Chief Technology Officer des IBM-Konzerns in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und sie gehört als Sachverständige der Enquete Kommission an, die den Bundestag in Fragen der Künstlichen Intelligenz berät.
Ihre durch ihre Mitarbeiterin, die IT-Spezialistin Svenja Laing ergänzte Keynote war an das Ende des gut zwei Stunden währenden Vortragsmarathons gelegt worden. Und alle im Saal harrten geduldig aus. KI, künstliche Intelligenz, was ist das eigentlich? Jedenfalls, sagte Martin, „nicht das eine System, das man sich kaufen und in den Keller stellen kann“. Vielmehr handele es sich bei KI „einen Blumenstrauß“ von Fähigkeiten, Wahrnehmungen, „von Verstehen und Schlussfolgerungen daraus ziehen“. Künstliche Intelligenz solle nicht den Menschen ersetzen, sondern ihm zu Erkenntnisgewinnen verhelfen, um bessere Entscheidungen treffen zu können; und zwar durch das Verarbeiten riesiger Datenmengen, „wie es der Mensch mit seinen kleinen Gehirn nicht schafft“.
Ethik und Moral dürften dabei nicht unter die Räder geraten, sagte Martin. „Es darf kein hemmungsloses Ausschlachten von Daten nur zum Zweck der Gewinnmaximierung und nur für kommerzielle Zwecke geben.“ Es gehe darum, Mehrwerte für Menschen zu schaffen, durchaus auch für Unternehmen, aber vor allem für die Kunden dieser Unternehmen. Martin sieht in ethischen Maßstäben und Spielregeln, die sich Staaten setzen, auf lange Sicht einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Ländern, in denen alle Arten von Daten vorbehaltlos für kommerzielle Zwecke genutzt werden können.
Dieser ethische Hintergrund war auch in den vorangegangenen Grußworten und Vorträgen der Vorstands- und Beiratsmitglieder der Digital-Initiative immer
wieder angesprochen worden. Ob Uni-Präsident Professor Michael Weber, Uni-Professor Frank Kargl, ob Andreas Buchenscheit, Björn Semjan, Gerhard Gruber oder Antonija Scheible - ein gemeinsamer Tenor lautete: Vorausgesetzt, Daten-Sicherheitsbestimmungen werden eingehalten, muss sich niemand fürchten vor der Digitalisierung und dem Internet der Dinge. Dessen Markenkern ist es, wenn man so will, menschliche Fähigkeiten mit denen von Maschinen zu koppeln zum Nutzen des Menschen und seiner Umwelt. Das Internet der Dinge kann zum Beispiel über Verkehrszählungen und Parkplatzerfassungen in Echtzeit für optimalere Parkplatzauslastungen und damit für weniger Parkplatzsuchverkehr sorgen, was die Feinstaubelastung verringert; es kann zeitnah die Wasserqualität in Badeseen messen; es kann dem Stadtwerke-Kunden tagesaktuell die Daten über seinen Strom- oder Wasserverbrauch liefern. Womit nur einige wenige der vielen, an diesem Abend präsentierten Beispiele genannt sind.
Eine tragende Säule des Internets der Dinge in Ulm ist die Langstrecken-Funktechnologie LoRaWAN, die Dank der Digital-Initiative verfügbar ist. Jüngste Coups: ein Gateway auf dem Münsterturm und die Grenzüberschreitung nach Neu-Ulm. Der Neu-Ulmer OB Gerold Noerenberg jedenfalls berichtete im Ulmer Stadthaus freudig: „LoRaWAN findet den Weg über die Donau. Der erste Gateway-Standort am Donaubad ist im Werden.“

Veranstaltung(en) zu diesem Bericht
12.11.2018 : 19: Uhr
initiative ulm digital: Jahresveranstaltung







Highlight
Weitere Topevents




Zur Messer-Attacke in der Ulmer Innenstadt gibt es neue Erkenntnisse
Diese neuen Erkenntnisse sind nicht gravierend: Staatsanwaltschaft und Polizei geben lediglich bekannt,...weiterlesen

Messer-Attacke unter drei Türken - wohl ein Familienstreit - mitten in der Ulmer Innenstadt - zwei Schwerverletzte - schockierte Passanten
Zwei Schwerverletzte sind die Folge eines offenbaren Familienstreits, der am Samstagabend gegen 20.00 Uhr...weiterlesen

Die Zukunft der Fenster: Nachhaltige Materialien für eine grünere Architektur
Die Architektur von morgen steht vor großen Herausforderungen. Klimawandel, Ressourcenknappheit und der...weiterlesen

Busfahrer trinkt während Linienfahrt Alkohol - Verfahren eingeleitet
Am Sonntagabend, dem 03.08.2025, wurde der Polizeiinspektion Neu-Ulm gegen 22:45 Uhr mitgeteilt, dass ein...weiterlesen

Schwerer Unfall zwischen Auto und Traktor - vier teils Schwerverletzte, darunter zwei 4-jährige Kinder
Ein sehr schwerer Unfall ereignete sich auf der Landesstraße L 1229 zwischen Gerstetten/Gussenstadt heute...weiterlesen

Lkw-Fahrer weicht auf B30 Stauende aus und kippt um
Ein umgekippter Lastwagen in der Böschung ist die Folge eines Staus am Freitagnachmittag auf der...weiterlesen

Glanzlicht der Woche: "Endlich kann wieder drübergeradelt werden" - Eröffnung der provisorischen Donaubrücke
Seit heute ist sie wieder offen, besser gesagt schon seit gestern, oder wie es im Fachjargon heißt:...weiterlesen

Kein Glanzlicht der Woche: Arbeitsagentur Ulm zählt laut Umfrage zu den unbeliebtesten in Deutschland und landet auf 3.-letztem Platz
Deutschlands Arbeitsagenturen vermitteln nicht nur kaum noch Jobs – sie sorgen auch bei den Bürgern...weiterlesen