Ulm News, 30.10.2018 11:06
Ohne Gesundheitshandwerk funktioniert die Versorgung nicht
In Zeiten des demografischen Wandels dringen die Themen der Gesundheitshandwerker verstärkt in den politischen Diskurs. Gemeinsam mit MdL Petra Krebs und MdL Martin Grath hat Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm, einen Tag im Zeichen der Gesundheitshandwerker verbracht. Krimmer, Krebs und Grath erhielten im Zuge des „Gesundheitshandwerkertags“ spannende Einblicke in zwei unterschiedliche Betriebe: Einen Orthopädiemechaniker und einen Hörakustiker.
Joachim Krimmer betonte gleich zu Beginn: „Die über 600 Gesundheitshandwerkerbetriebe im Kammergebiet sind ein wesentlicher Baustein für die benötigte Gesundheitsversorgung und ein bedeutender Teil des Gesundheitssystems alleine.“ Auch Petra Krebs sagt: „Die Gesundheit ist unser wichtigstes Gut und diese Handwerker tragen dazu bei. Hier muss das Wertempfinden noch wachsen.“ Fußorthopäde Gunther Scheerer, stellvertretender Landesinnungsmeister und Sachverständiger der Handwerkskammer Ulm, führt den Familienbetrieb in Leutkirch in dritter Generation. Er fertigt Schuhe und Schuheinlagen für Menschen mit Deformitäten, Lähmungen, Nervenschäden oder auch für Diabetiker, die physisch beeinträchtigt sind. Insgesamt ist dabei auch der Anspruch an die Optik gestiegen. Er macht unter anderem Hausbesuche und erlebt die Geschichten der Menschen hautnah. „Es macht mich stolz, wenn ich sehe, dass meine handwerkliche Arbeit Menschen hilft, wieder aktiv am Leben teilzuhaben“, so Scheerer. Im Gespräch bringt er an, sehr stark von den Krankenkassen abhängig zu sein und keine konkrete Schnittstelle zu dieser zu haben. „Unsere Gesundheitshandwerker müssen unabhängig und neutral von den Krankenkassen arbeiten können“, betont Krimmer, „Ein kontinuierlicher Austausch und Interessenabgleich zum Wohle der Patienten und Kunden ist unerlässlich.“ In Hinblick auf das Thema Fachkräftebedarf merkt Martin Grath, handwerkspolitischer Sprecher der grünen Fraktion im Landtag, an, dass die Attraktivität eine entscheidende Rolle spiele. Die Welt verändere sich und das Handwerk und sein Image mit. Diese Berufe seien wichtig und böten große Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen, so Grath. So auch im Handwerk des Hörakustikers. Maria Gairing, Dominic Zengerle und Christoph Riederer beschäftigen in ihrem Unternehmen über 50 Mitarbeiter auf sieben Standorte verteilt. Diese sind zuständig für die Überprüfung, Reinigung und Neueinstellung verschiedener Hörsysteme. Die Entwicklung, dass immer häufiger immer jüngere Menschen betroffen sind, führen die Betriebsinhaber auf mehr Stress und Lautstärke im Alltag zurück. Nach ihrer Erfahrung warten hörgeschädigte Menschen im Schnitt rund sieben Jahre, bis sie sich Hilfe holen. „Schlecht zu hören ist auffälliger als ein Hörsystem. Nur mit dem individuellen perfekten Hörerfolg wird das System auf Dauer getragen“, sagt Riederer. Die neuen Hörsysteme seien formintelligent, hautfreundlich und stabil. Sie besitzen die nötige Haptik, hohen Tragekomfort und eine simple Handhabung. „An diesem Beruf kann man wunderbar sehen, wie sich das Handwerk digitalisiert. Diese Hörsysteme bieten hochentwickelte Technik auf minimalem Raum“, staunt MdL Petra Krebs. MdL Martin Grath sieht in dem Handwerk die Zukunft. Und dies bestätigen die Betriebsinhaber: „Bei dem Simultanübersetzer ist noch lange nicht Schluss. Wir gehen in der Zukunft von einer aktiven Verbindung zur digitalen Welt aus, wie zum Beispiel einer Koppelung des Hörsystems mit Auto oder Telefon. So könnten nicht nur schwerhörige Menschen erweiterten Zugang zu Informationen, Fremdsprachen und vielem mehr erhalten. Unser Handwerk entwickelt sich stetig weiter und bietet unendliche Weiterbildungsmöglichkeiten.“
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