Der Pokal hat seine eigenen Gesetze oder David gegen Goliath

Ausgerechnet gegen den jüngsten Pokalsieger Eintracht Frankfurt muss der Regionalligist antreten. Zwar sind die Augen der Experten und Fans derzeit stur in Richtung Russland und die Weltmeisterschaft 2018 gerichtet, aber Fachleute gehen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem Sieg der Eintracht aus. Ins Spiel gegen die Spitzenvereine ist Ulm dank seines Sieges im als reinen Amateur- Wettbewerb initiierten WFV-Pokal gekommen, der seit 1950 alljährlich im K.O.-Modus ausgetragen wird. Die Abkürzung steht für Württembergischer Fußball-Verband, und um den Pokal spielen Mannschaften der 3. Liga, der Regionalliga Süd (4. Liga), der Oberliga Baden- Württemberg (5. Liga), der Verbandsliga Württemberg (6. Liga), der Landesliga Württemberg (7. Liga) und der Bezirkspokalsieger. Der SSV Ulm 1846 hat ihn zum achten Mal geholt und ist damit Rekordhalter. Dabei waren die Ulmer Kicker schon viel weiter oben – 1999/2000 spielten sie für eine Saison lang sogar in der ersten Bundesliga.
Mindestens genauso schwer wird es auch für den niedersächsischen Regionalligisten SV Drochtersen/Assel, der in der Auslosung Rekordmeister Bayern München zugeteilt bekommen hat – eine Paarung, für die die 3000 Zuschauerplätze im Stadion in Kehdingen, wo Drochtersen/Assel seine Heimspiele absolviert, kaum genügen werden. Zu verdanken haben die Norddeutschen die Teilnahme am DFB-Pokal dem Niedersachsen-Pokal in dieser Saison. In den Begegnungen Bundesliga gegen Regionalliga sind außerdem Schweinfurt 05 gegen Schalke 04, Wormatia Worms gegen Werder Bremen, Viktoria Köln gegen RB Leipzig, SV Elversberg gegen VfL Wolfsburg und TSV Steinbach gegen den FC Augsburg gesetzt. In den Spielen Bundesliga gegen Oberliga treten 1. CfR Pforzheim gegen Bayer Leverkusen, BSC Hastedt gegen Borussia Mönchengladbach, SV Linx gegen 1. FC Nürnberg sowie Rot- Weiß Koblenz gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf an. Bis Eintracht Frankfurt ins 19.500 Zuschauer fassende Donaustadion nach Ulm reist, sind zum Glück noch etliche Trainingsrunden drin. Das ist besonders wichtig, weil Holger Bachthaler im Juli als neuer Trainer von Tobias Flitsch übernimmt. Das Torwart-Trio Kevin Birk, Holger Beck und Mustafa Özhitay wird so wie der Rest des Kaders vermutlich einen nervenaufreibenden Sommer verbringen. Wenn auch die Hoffnungen nicht gewaltig sind gegen einen Gegner wie Eintracht Frankfurt, so werden die Ulmer doch alles daran setzen, auf heimischem Boden ihr ganzes Können zu beweisen.
Der DFB-Pokal ist und bleibt zwar in dem Regelfall am Ende den Bundesliga-Vereinen vorbehalten, aber auch die unteren Ligen haben schon mit unerwarteten Siegen überrascht. So wie Schwarz-Weiß Essen im Jahr 1959. Die Essener, die gerade erst am Ende der Saison von der 2. Liga in die Oberliga West aufgestiegen waren, besiegten im Halbfinale nach Verlängerung den HSV mit 2:1. Den Pokalsieg machten sie dann mit einem überlegenen 5:2 gegen Oberligist Borussia Neunkirchen klar. 1963 wurde die Bundesliga eingefüh rt, und sämtliche Bundesligisten nahmen automatisch am DFB-Pokal teil, den sie prompt dominierten. 1970 kam dann eine Sensation in der neuen Ära, als Kickers Offenbach als erste Mannschaft aus der zweiten Liga den Pokal holte. Allerdings hatten sie zu dem Zeitpunkt auch schon den Aufstieg in die 1. Bundesliga gesichert. Für die Ulmer Kicker und ihre Fans ist jedenfalls allein schon die Teilnahme an dem Pokal- Wettbewerb ein echter Gewinn, egal wie auch das Spiel gegen Eintracht Frankfurt in der ersten Runde ausgehen wird. Wie heißt eine alte Fußballphrase: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze - und darauf hoffen vor allem die Ulmer Fans.