Ulm News, 05.06.2018 12:44
IHK-Konjunkturbericht zum Frühjahr: Stimmungshoch hält an - Beschäftigungsrekord am Arbeitsmarkt erwartet
Das Stimmungshoch der regionalen Wirtschaft hält an. Der Aufschwung der Weltwirtschaft lässt die Auslandsabsätze steigen. Bei einer weiter stabilen Inlandsnachfrage laufen die Geschäfte daher gut und die Betriebe blicken zuversichtlich in die Zukunft. Am regionalen Arbeitsmarkt zeichnet sich ein neuer Beschäftigungsrekord ab.
Der Aufschwung in der IHK-Region Ulm hält an. Zwar gibt der IHK-Konjunkturklimaindex, ein gemeinsames Maß für die Lageurteile und die Erwartungen, leicht nach, verbleibt mit 142 Punkten aber auf hohem Niveau und weit über dem langjährigen Durchschnitt. „Das Stimmungshoch der regionalen Wirtschaft geht somit in die nächste Runde“, fasst IHK-Präsident Dr. Peter Kulitz das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage zusammen. Gerade die Lageurteile bleiben in Rekordstimmung. Die Umsatzzahlen entwickeln sich weiter positiv. So laufen die Geschäfte derzeit bei über 65 Prozent der Unternehmen gut.
Weitere drei von zehn Betrieben berichten von einem zumindest befriedigenden Geschäftsverlauf. Dies schlägt sich auch in einer überdurchschnittlichen Ertragslage nieder. Trotz wiederholt auftretender Unsicherheiten durch die internationale Wirtschaftspolitik, wie der jüngsten Zuspitzung des Handelskonflikts durch die USA, blickt das Gros der Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft. Zwei von drei Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine Entwicklung auf dem erreichten, hohen Niveau. 30 Prozent gehen sogar von einer Verbesserung aus.
Gestützt wird diese positive Haltung von stabilen und steigenden Auftragseingängen. Ein wesentlicher Impuls geht letztlich auch vom Auslandsgeschäft aus. Die regionale Wirtschaft profitiert durch ihre Exportorientierung vom Aufschwung der Weltwirtschaft. So legen die Exporterwartungen noch einmal spürbar zu. Treiber sind der europäische und der asiatische Markt. Zudem werden beim USA-Geschäft anhaltend gute Absatzchancen gesehen. Hinzu kommt eine seit langer Zeit sehr solide Binnenwirtschaft. Hier stärkt insbesondere die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt die Kaufkraft der Verbraucher: Mit einer Mai-Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent herrscht weiter Vollbeschäftigung.
Zudem waren zu diesem Zeitpunkt über 6.800 offene Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet. Da fast neun von zehn Betrieben ihren Personalbestand weiter ausbauen oder zumindest halten wollen, steuert die Region somit auf den nächsten Beschäftigungsrekord zu. Die Kehrseite dieser erfreulichen Entwicklung ist ein zunehmender Fachkräftemangel. Rund 70 Prozent der Unternehmen sehen hierin ein Risiko für die eigene Entwicklung. Weitere Stütze der Binnenwirtschaft ist das nach wie vor ordentliche Investitionsklima. Rund ein Drittel der Betriebe plant steigende inländische Investitionsausgaben, knapp die Hälfte zumindest gleichbleibende. Dieses positive Investitionsklima ist ein weiteres Zeichen für das Vertrauen in die künftige Wirtschaftsentwicklung.
„Bei diesen andauernd positiven Konjunkturnachrichten ist man leicht geneigt, sich zufrieden zu geben. Zwar haben die Unternehmen Innovation und Wettbewerbsfähigkeit erfolgreich vorangetrieben; sie bedürfen künftig aber umso mehr die Gewähr, dass sich die Politik auf allen Ebenen dem zunehmenden Protektionismus entgegenstellt. Bund und Länder müssen dazu hin entschlossen für den Zusammenhalt Europas eintreten sowie noch mehr in Bildung und Infrastruktur investieren,“ appelliert Kulitz.
Industrie bleibt treibende Kraft
Die gute Stimmung in der regionalen Industrie hält an. Starke Nachfrageimpulse aus dem In- und Ausland führen zu steigenden Umsätzen und einer hohen Kapazitätsauslastung. Rund 95 Prozent der Unternehmen bewerten die momentane Geschäftslage als gut oder zumindest befriedigend. Die Industrie bleibt damit die treibende Kraft der gesamtwirtschaftlichen Expansion und dies dürfte auch so bleiben. Denn die Auftragsbücher werden weiter durch das In- und Ausland gefüllt.
Gerade im Auslandsgeschäft sind Zuwächse zu verzeichnen. Die exportorientierte Industriebranche profitiert somit in besonderem Maße von der lebhaften Weltkonjunktur. Der Blick auf die kommenden zwölf Monate bleibt daher von großer Zuversicht geprägt. Zudem sind die Investitions- und Personalpläne weiter aufwärtsgerichtet. Sorgen bereiten jedoch ein zunehmender Fachkräftemangel und steigende Arbeitskosten. Beim Blick auf die einzelnen Industriesegmente stechen vor allem die Investitions- und Vorleistungsgüterproduzenten durch hervorragende Lageurteile hervor. In beiden Bereichen laufen die Geschäfte bei etwa vier von fünf Betrieben rund. Gerade in der Investitionsgüterindustrie fallen auch die Erwartungen sehr optimistisch aus. Mit solchen Zahlen können die Konsumgüterproduzenten nicht mithalten.
Zwar ist die Stimmung hier keinesfalls schlecht, die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage und zur weiteren Entwicklung fallen aber merklich verhaltener aus.
Handel: Großhandel floriert und dominiert
Der Großhandel profitiert von der wirtschaftlichen Entwicklung seiner Geschäftskunden aus Industrie, Bau und Dienstleistungen. Eine gute Umsatz- und Ertragssituation lassen die Großhändler ihre derzeitige Lage als überwiegend gut einschätzen. Dies gilt in besonderem Maße für den produktionsverbindenden Großhandel. Das Gros der Branche geht zudem von sich positiv entwickelnden oder zumindest gleichbleibenden Geschäften in den kommenden Monaten aus. Eine steigende Tendenz bei den Bestellungen untermauert diesen Optimismus.
Die Beschäftigtenzahl soll weiter erhöht werden und die Investitionsbereitschaft steigt. Investitionen zur Kapazitätserweiterung sind dafür mit das Hauptmotiv. Im Einzelhandel ist die Stimmung bei Weitem nicht so florierend wie im Großhandel. Grund ist eine geringere Umsatzdynamik: Die gestiegene Kaufkraft führt nicht bei allen Warensegmenten zu einer erhöhten Nachfrage. Außerdem sichert sich der Onlinehandel zunehmend Marktanteile. Und nicht zuletzt drücken steigende Kosten auf die Ertragslage. Große Zuwächse werden auch in den kommenden Monaten nicht erwartet. Die Beschäftigtenzahl soll daher nicht weiter erhöht, sondern gehalten werden. Das Investitionsklima legt hingegen merklich zu. Dabei gewinnen Digitalisierungsvorhaben mehr und mehr an Bedeutung.
Dienstleister weiter in Form
Die Dienstleistungsbranche bleibt in beachtlicher Verfassung. Umsätze und Ertragslage erreichen weiter ein hohes Niveau. Sechs von zehn Serviceunternehmen beurteilen ihre derzeitige Geschäftslage als gut. Lediglich vier Prozent geht es schlecht. Zudem hält die positive Nachfragetendenz an. Dies schlägt sich auch in den Erwartungen für die kommenden Monate nieder: Gut 95 Prozent der Dienstleistungsunternehmen gehen von einem gleichbleibenden oder teils sogar besseren Geschäftsverlauf aus. Auch soll weiter investiert und Personal aufgebaut werden. Das Konjunkturhoch ist in nahezu allen Servicesparten spürbar. Besonders profitieren die unternehmensnahen Dienstleister und das Verkehrsgewerbe. Letzteres verzeichnet ein weiteres Umsatzplus im grenzüberschreitenden Verkehr bei anhaltend ordentlichen Umsätzen im Binnenverkehr.
Hotel- und Gaststättengewerbe
Ganz ordentlich geht es auch dem Hotel- und Gaststättengewerbe. Hier fallen die Lageeinschätzungen jedoch deutlich durchmischter aus. Im Kreditgewerbe drücken Niedrigzinsen und Regulatorik hingegen bei allen Anbietern auf die Stimmung. Positiv ist auf der Gegenseite die Entwicklung beim Kreditgeschäft mit Firmenkunden auszumachen. Insgesamt wird die gegenwärtige Lage überwiegend als bef riedigend bezeichnet.
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