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Ulm News, 30.04.2018 12:10

30. April 2018 von Thomas Kießling
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Hellmut Hattler veröffentlicht „Vinyl Cuts 2“


Es steht außer Zweifel, dass dem ewig umtriebigen Hellmut Hattler nur ein Tonträgerformat wirklich gerecht werden kann: Vinyl. Die so genannte „Dynamic Range“ des schwarzen Golds gibt noch am Ehesten die dynamische Spannweite seiner pumpenden Bass-Exkursionen durch seine speziellen, eigenen Auffassungen von Soul, Funk und Jazz wieder. Deswegen ist es nicht weniger als ein Segen, dass sich der Großgewachsene Ulmer dazu entschlossen hat, seinem 2015 erschienenen „Vinyl Cuts“-Album nun „Vinyl Cuts 2“ folgen zu lassen. "Vinyl Cuts 2“ von Hellmut Hattler ist via www.bassball.net erhältlich.  

Das ist die gute Nachricht. Die, je nach Sichtweise, weniger gute, aber hochspannende Nachricht: Es ist praktisch nicht möglich, „Vinyl Cuts 2“ als in sich geschlossenes Werk zu genießen, ohne das bisherige HATTLER-Gesamtwerk relativieren zu müssen. Was Hellmut Hattlers HATTLER-Projekt seit demnächst bald 20 Jahren begünstigt, stiftet gleichzeitig Verwirrung: HATTLER ist kein Solo-Projekt. HATTLER ist nicht mal eine Band im klassischen Sinne. Außer auf der Bühne. HATTLER ist die idealisierte Musik-Vision ihres Namensgebers, eine Art Schmelztiegel kontinuierlich wechselnder Musiker, Sängerinnen, Knöpfchen-Dreher und Co-Komponisten. Jede HATTLER-Platte ist anders aufregend, und deswegen wäre es eigentlich ungerecht zu behaupten, „Vinyl Cuts 2“ sei besser als der Vorgänger, die noch nicht nummerierten „Vinyl Cuts“. Obwohl „Vinyl Cuts 2“ genau genommen tatsächlich besser ist, weil die Scheibe die Destillate sämtlicher HATTLER-Spielweisen ein gutes Stück weit differenzierter beleuchtet.
Geschmackvoll gesetzte polyrhythmische Akzente lösen programmierte Beats zugunsten geschmeidiger Groove-Fundamente in der Live-Version von „Silent Surveyor“ auf, dessen Studio-Pendant 2001 auf dem HATTLER-Debüt „No Eats Yes“ erschienen war. „Believer“ vom 2006 erschienenen Album „The Big Flow“ wandelt auf ähnlicher Fährte, lässt Hellmut Hattlers Bass aber deutlicher als Melodiengeber um die Struktur des Songs kreisen. Die Kunst der feinen Signale setzt dem neuen, erst Ende 2017 entstandenen Stück „Mayday In Paradise“, auf dem auch die Trompeter-Expertisen Joo Kraus' (der anderen Hälfte von Tab Two) zu hören sind, charakteristische HATTLER-Soul- Krönchen auf. Deren Strahlkräfte sind inzwischen zwar auf unzähligen Compilations erschienen, die zur globalen Club-Beschallung dienen.
Trotz unbedingter Radiotauglichkeit des „Gotham City Beach Club Suite“-Tracks „Someone Alive“ und „C64“ vom „Kite“-Album, werden aber all jene, denen die fortschrittliche Popsongauffassung von HATTLER einen Liebesschwur abgewinnen würde, zu Entdeckern werden. Fürs Radio klingen die großartigen „Vinyl Cuts 2“ nicht konformistisch genug. Ein Ärgernis für HATTLER-Fans, die ihren Spaß an der Musik gerne teilen würden. Mit Vielen. Mit sehr Vielen.
Hellmut Hattler selbst bleibt gelassen. Wenn „aus Versehen“ ganz junge Leute seine Songs hören, bekomme er immer wieder unglaubliche Reaktionen, erzählt er. „Es ist wahnsinnig schwierig, mit tollen Songs an die richtigen Orte zu kommen. Ich bekomme von Radio-Leuten ständig zu hören, dass sie auf HATTLER-Platten total abfahren - privat. Der Zusatz ‚Aber über den Äther kann ich die Musik leider nicht jagen' folgt immer auf dem Fuße. Ich kann damit leben, weil ich nach vielen Jahrzehnten als Musiker behaupten darf, immer auf meine innere Qualitätskontrolle gehört zu haben.“
Auch für „Vinyl Cuts 2“ war Idealismus die treibende Kraft. Für den stand Conny Plank, inzwischen verstorbener Produzent von Weltruf, bei Hellmut Hattler Pate. Plank, mit dem der 65-Jährige zu Kraan-Zeiten in den 70er-Jahren oft zusammenarbeitete, vertrat immer den Standpunkt, dass man Glücksgefühle als Produktivkraft in der Musik nicht kaufen kann. Eine Haltung, die abfärbte. „Conny h ätte vielfacher Millionär sein können“, erinnert sich Hellmut Hattler. „Aber er arbeitete nur mit Leuten, auf die er Lust hatte. Eine Produktionsanfrage von U2 lehnte er ab, weil er den Sänger nicht mochte. Connys Ansichten haben mir gefallen. Ich bekäme schlechte Laune, wenn ich Musik machen müsste, die mir nicht gefällt.“
Die Gefahr, mit „Vinyl Cuts 2“ schlechte Laune zu verbreiten, ist im tiefen Minusbereich zu verorten. Melodische, harmonische und metrische Finessen heben die oft sarkastischen Song-Inhalte mitunter derart genial auf, dass man fast schon gewillt ist, Hellmut Hattler als harmoniebedürftigen Zyniker zu bezeichnen. Der sieht auch diese Wahrnehmung entspannt. „Ich glaube, dass Sarkasmus und Zynismus längst allübergreifende Realitäten sind, die von anderen Leuten nur falsch interpretiert werden. Selbstgerechtigkeit ist mir zuwider, vor allem auch in der Musik. Meine inneren Muster pflege ich eisenhart auf meinen Platten, weil Musik mein Lebensmittelpunkt ist. Ich habe ein großes Harmoniebedürfnis, und das möchte ich in der Musik darstellen." Darüber legt „Vinyl Cuts 2“ mit frischem Analogmaster Zeugnis ab.
Und, ach ja, nicht lange überlegen, sondern zugreifen sei all den vielen Vinyl-Liebhabern und - Sammlern empfohlen: Die Auflage ist strikt auf 700 Exemplare limitiert. Und die werden aller Voraussicht nach vergriffen sein, wenn der dritte und letzte Teil der „Vinyl Cuts“-Trilogie erscheinen wird . . . Das Album ist via www.bassball.net erhältlich. 



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