Ulm News, 04.10.2017 22:15
Installation von Silke Schwarz im Stadthaus Ulm enttarnt immer gleiche Betroffenheitssprache zur Katastrophe


Beschreibung: Installation von Silke Schwarz "Geteiltes Leid ist halbes Leid" im Stadthaus Ulm
Fotograf: Ralf Grimminger

"Geteiltes Leid ist halbes Leid". Das ist der Titel der Installation der in Berlin lebenden Ulmer Künstlerin Silke Schwarz, die bis zum 26. November im Stadthaus Ulm zu sehen ist. Die Installation wurde am Mittwochabend öffentlich in Ulm vorgestellt.
Schon der Titel ist eine Floskel", sagt die in Ulm aufgewachsene Silke Schwarz über ihre Arbeit. Ein Begriff, den sie nicht negativ begreift, eher als eine Möglichkeit, über Ereignisse zu sprechen, die sprachlos machen oder um Gefühle in Worte zu fassen, die nur schwer in Worte gefasst werden können.
"Geteiltes Leid ist halbes Leid" entstand 2015, in einem Jahr, in dem es viele Katastrophen gab. Ein jahr, in dem eine Bilderflut tragischer Ereignisse auf die Bevölkerung einprasselte. "Es sind aber immer die gleichen Floskeln. Wenn man das Jahr und die Zahl der Opfer weglässt, sind die Kommentare und Floskeln in den Medien immer die Gleichen", erläuterte die in Berlin lebende Künstlerin ihre Intention bei der Vernissage am Mittwochabend.
"Geteiltes Leid ist halbes Leid" von Silke Schwarz, die beim Stadtarchiv in Ulm ihre Ausbildung zur Fotografin absolvierte, war ursprünglich als Videoarbeit gedacht. Bei der Zusammenstellung des gesammelten Materials allerdings bewegte sich der Fokus weg von den Bildern, die ohnehin die meisten Menschen im Kopf haben, hin zur Sprache. Wie wird im deutschen Fernsehen über diese Katastrophen gesprochen? Überhaupt: Was macht ein Ereignis zur Tragödie, zur Katastrophe? Nicht die Anzahl der Opfer, so Schwarz' Beobachtung, sondern das Ausmaß der Anteilnahme. Bleibt ein tragisches Ereignis ohne diese Anteilnahme nur ein Ereignis? Wenn erst der Umfang der Anteilnahme die Katastrophe macht, vergrößert dann das Teilen nicht das Leid? fragt die Künstlerin
"Geteiltes Leid ist halbes Leid" enthält uns Schwarz nicht nur die Bilder vor, sie löst die Sprache, die sie geich einer Partitur arrangiert, auch ganz bewusst von den konkreten Ereignissen und zwingt den Besucher geradezu, sich auf die Sprache zu konzentrieren. Die Anordnung der Installation greift ein weiteres Thema auf: das Wir-Gefühl, das in der Folge tragischer Ereignisse und der Berichterstattung entsteht. So steht man in der Ausstellung auch nicht allein, sondern mit anderen im Kreis. Zum Fokus auf die Sprache gesellt sich der Blick auf ein Gegenüber, mit dem man diesen Moment teilt. Im öffentlichen Raum, anstatt alleine, daheim, vor dem Bildschirm. Und dann stimmt auch das Sprichwort wieder. Als Teil einer temporären Schicksalsgemeinschaft lässt sich die eigene Reaktion auf derartige Ereignisse womöglich doch leichter ertragen. Die Installation von Silke Schwarz ist bis 26. November im Stadthaus zu sehen, besser zu hören. Sechs Minuten kompakte Sprache und all bekannte Betroffenheitsformulierungen zu Katastrophen - und lockere Unterhaltungsmucke beim Hinausgehen.








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