ulm-news.de

Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu
Sie sind hier: ulm-news Startseite  Nachrichten

Ulm News, 30.04.2017 11:00

30. April 2017 von Thomas Kießling
0 Kommentare

Wehrhaft gegen aggressiven Sauerstoff


Sauerstoff-Wasserstoff-Brennstoffzellen sind Energiewandler, die ohne Umweg gespeicherte chemische Energie umweltfreundlich in elektrischen Strom umwandeln. Denn das Endprodukt, das dabei entsteht, ist Wasser. Der elementare Sauerstoff und Wasserstoff, der dabei häufig zum Einsatz kommt, muss allerdings zuerst unter hohem Energieaufwand durch die katalytische Aufspaltung von Wasser gewonnen werden. Und genau das ist alles andere als trivial.

 Denn den Katalysatoren, die hierbei zum Einsatz kommen, setzen die dabei ablaufenden Redoxreaktionen extrem zu. „Vor allem die Sauerstoff-Entwicklung ist hier ein Problem, weil dieses chemische Element in seiner atomaren Form hochreaktiv und damit sehr aggressiv ist“, so Professor Carsten Streb vom Institut für Anorganische Chemie I an der Universität Ulm. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus China hat der Chemiker nun ein Verfahren entwickelt, mit dem äußerst robuste Katalysatoren kostengünstig hergestellt werden können, denen dieser oxidative Stress nichts anhaben kann. Veröffentlicht wurde diese Neuentwicklung in der aktuellen Ausgabe des hochrenommierten Fachjournals Angewandte Chemie, wo der Artikel übrigens als „Hot Paper“ herausgestellt ist. 

Zum Einsatz kommen dabei bestimmte Polyoxometallate (POMs). Diese besonderen Metalloxide sind molekulare Cluster aus so genannten Übergangsmetallen, die über Sauerstoffatome miteinander verbrückt sind und dabei dreidimensionale Netzwerke ausbilden. Aufgrund ihrer hohen Redoxaktivität und ihrer herausragenden Stabilität unter oxidierenden Bedingungen eignen sie sich bestens als Katalysatoren für die Sauerstoffentwicklung. In den reaktiven Zentren dieser Metalloxid-Cluster sind die chemischen Elemente Nickel und Kobalt verbaut. Diese beiden Übergangsmetalle erfüllen in idealer Weise die Voraussetzungen für die Oxidation von Wasser. Das zugesetzte Wolfram, das ebenfalls zur Reihe der Übergangsmetalle gehört, dient als strukturstabilisierendes Element. „Diese sogenannten Dexter-Silverton-Polyoxometallate sind als katalytisch aktive Materialien weitaus kostengünstiger als die ansonsten gebräuchlichen Edelmetalle wie Platin“, sagt Streb. Für den kommerziellen Einsatz sei dies deutlich von Vorteil.   

Als Material für die Elektroden verwendeten die Wissenschaftler einen Metall-Schaum aus Nickel, der sich aufgrund seiner hohen Leitfähigkeit und besonderen Oberflächenstruktur bei der Elektrolyse bewährt hat. „Doch wie bringt man das katalytisch aktive POM-Material dazu, mit der Nickel-Schaum-Elektrode eine stabile Verbindung einzugehen?“, umschreibt der Ulmer Doktorand Benjamin Schwarz die materialchemische Ausgangsfrage. Dem deutsch-chinesischen Forscherteam ist es gelungen, über ein einfaches hydrothermales Verfahren die ursprünglich gelösten Polyoxometallate als Mikrokristalle auf der Elektrodenoberfläche abzuscheiden. Die Elektroden werden dafür bei 180 Grad Celsius acht Stunden lang in eine POM-Lösung getaucht. „Unter dem Rasterelektronenmikroskop kann man die POM-Kristalle deutlich erkennen. Diese zeigen wunderbare kristalline Formen und sind fest mit der Elektrodenoberfläche verbunden“, beschreibt Professor Yu-Fei Song. Song leitet an der Bejing University of Chemical Technology das State Key Laboratory of Chemical Resource Engineering und hat mit seinen Doktoranden Wenijing Luo und Jun Hu die hochaufwändigen chemisch-physikalischen Oberflächenanalysen durchgeführt.  

Diese Analysen zeigten, dass sowohl die Morphologie also auch die Kristallstruktur des POM-Katalysators nach der Katalyse völlig intakt geblieben sind. Nichts bröckelte ab oder löste sich auf. „Damit konnten wir die herausragende Stabilität im alkalischen Milieu unter oxidativen Bedingungen nachweislich aufzeigen“, sagt Professor Song. Im späteren Vergleich mit ähnlichen Cobalt-basierten Elektroden, die für die Sau erstoffentwicklung eingesetzt werden, zeigte sich, dass die von den Ulmer Wissenschaftlern neu entwickelte NiCo-POM/Ni-Elektrode nicht nur im Hinblick auf ihre elektrochemische Leistung überzeugen konnte, sondern auch Spielräume bietet, um die Reaktivität des Materials auf molekularer Ebene zu steuern. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Kontrolle der Kristallgrößen. „Denn je kleiner die POM-Kristalle sind, desto größer wird die reaktive Oberfläche, an denen diese elektrochemischen Prozesse ablaufen können“, betont der Ulmer Chemieprofessor Carsten Streb. 

Und eine weitere Frage lässt die Wissenschaftler nicht los: wie kommt es eigentlich, dass das POM mit der Nickel-Schaum-Elektrode chemisch so fest verbunden ist? Welche Bindungskräfte wirken hier zwischen Metall und Metalloxid? Warum ihr Verfahren zur Immobilisierung des Polyoxometallats auf der Metall-Schaum-Elektrode so gut funktioniert, wissen die Chemiker selbst noch nicht. Die Suche nach Antworten geht also weiter. 



Ulmer Weinfest 2025Donaubad Startseite 1Mia sind mehr - Kampagne der Stadt Neu-UlmCube Store Ulm - Banner kleinUlm-newsSparkasse NU

Termine & Kino

weitere Termine
Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu
Aug 10

Messer-Attacke unter drei Türken - wohl ein Familienstreit - mitten in der Ulmer Innenstadt - zwei Schwerverletzte - schockierte Passanten
Zwei Schwerverletzte sind die Folge eines offenbaren Familienstreits, der am Samstagabend gegen 20.00 Uhr...weiterlesen


Aug 13

Zur Messer-Attacke in der Ulmer Innenstadt gibt es neue Erkenntnisse
Diese neuen Erkenntnisse sind nicht gravierend: Staatsanwaltschaft und Polizei geben lediglich bekannt,...weiterlesen


Aug 07

Die Zukunft der Fenster: Nachhaltige Materialien für eine grünere Architektur
Die Architektur von morgen steht vor großen Herausforderungen. Klimawandel, Ressourcenknappheit und der...weiterlesen


Aug 05

Busfahrer trinkt während Linienfahrt Alkohol - Verfahren eingeleitet
Am Sonntagabend, dem 03.08.2025, wurde der Polizeiinspektion Neu-Ulm gegen 22:45 Uhr mitgeteilt, dass ein...weiterlesen


Aug 04

Schwerer Unfall zwischen Auto und Traktor - vier teils Schwerverletzte, darunter zwei 4-jährige Kinder
Ein sehr schwerer Unfall ereignete sich auf der Landesstraße L 1229 zwischen Gerstetten/Gussenstadt heute...weiterlesen


Jul 30

Handwerkerfahrzeug überschlägt sich auf der B 10 Richtung Dornstadt - Straße für Stunden gesperrt
Am frühen Dienstagabend fuhr ein 48-Jähriger Handwerker mit seinem Firmenfahrzeug, einem...weiterlesen


Aug 09

Lkw-Fahrer weicht auf B30 Stauende aus und kippt um
Ein umgekippter Lastwagen in der Böschung ist die Folge eines Staus am Freitagnachmittag auf der...weiterlesen


Aug 03

Glanzlicht der Woche: "Endlich kann wieder drübergeradelt werden" - Eröffnung der provisorischen Donaubrücke
Seit heute ist sie wieder offen, besser gesagt schon seit gestern, oder wie es im Fachjargon heißt:...weiterlesen



Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen 1 - neu

 
© ulm-news.de, Nachrichten für Ulm und Umgebung   KONTAKT | FAQ | IMPRESSUM | DATENSCHUTZ | Cookie Einstellungen anpassen nach oben