Ulm News, 14.03.2017 10:22
Flüchtlingshelferinnen zwischen Anerkennung und Bürokratie
„Die Wohnsitzauflagen für Flüchtlinge sind schlecht - ich würde sogar sagen integrationsfeindlich“, berichtete die Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Blaustein, Carmen Lindner. Die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis und die Arbeitsgemeinschaft für sozialdemokratische Frauen (AsF) hatten Lindner und die Flüchtlingshelferin Ulrike Moll zum Frauenempfang ins Ulmer Haus der Donau eingeladen, um über die Stolpersteinen und Erfolge bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit zu informieren.
Ulrike Moll, ehrenamtlich und quasi „selbstständig“ als Flüchtlingshelferin tätig, berichtete den Gästen von der Vielseitigkeit der Probleme der Geflüchteten: „Ich versuche in allen Belangen zu helfen, gehe auf Ämter, unterstütze beim Lernen der deutschen Sprache, vermittle, versuche Gleichstellung vorzuleben. Mein Handy ist 24 Stunden am Tag an. “
Auf die Nachfrage aus dem Publikum warum sie das alles mache, antwortet Moll: „Wenn einer der Flüchtlinge Mutter zu mir sagt, dann weiß ich wofür ich das tue. Die Anerkennung und die Dankbarkeit sind groß. Es ist einfach ein gutes Gefühl etwas geben zu können. “
Beide Flüchtlingshelferinnen sind sich allerdings einig, dass viele Schwierigkeiten vermieden werden könnten. Die Wohnsitzauflagen für Flüchtlinge, die besagen, dass die Geflüchteten nur an dem Standort an dem sie gemeldet sind, eine Wohnung beziehen dürfen, sind schwer bis gar nicht umzusetzen. „Da ist ein Flüchtling in Blaustein gemeldet und findet für sich und seine Familie eine anständige Wohnung in Ulm, und dann darf er diese nicht beziehen? Das ist doch Unsinn, “ so Lindner. „Wenn die Auflagen so bleiben, dann muss die Stadt Blaustein schleunigst den sozialen Wohnungsbau vorantreiben und außerdem endlich Mindeststandards für den Wohnraum einführen“, so Lindner weiter.
Andere Schwierigkeiten sind aus der Sicht von Moll nicht so leicht zu beseitigen: „Die Unterbringung der Kinder in Schulen stellt alle Flüchtlingshelfer, Lehrer und Erzieher vor große Schwierigkeiten. Das Niveau innerhalb der Vorbereitungsklassen ist so unterschiedlich und die Vorbildung der einzelnen Kinder überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Der Weg in die Schulen wird für viele Flüchtlingskinder schwieriger werden als angenommen wurde. Hier gibt noch eine Menge zu tun“, so Moll weiter. Für die beiden Frauen steht fest, dass sie weiterhin einen Großteil ihrer Zeit für die Flüchtlingshilfe aufbringen werden, „auch wenn es mittlerweile oft traurig ist, denn die ersten „meiner“ Flüchtlinge sind bereits zurück in die Herkunftsländer geschickt worden, wo sie teilweise ja auch nicht wissen, was sie erwartet“, so Lindner.
Auch die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis bekräftigt, dass sie es kritisch sieht, Afghanistan als sicheres Herkunftsland zu klassifizieren: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Sicherheit der zurückgeschickten Flüchtlinge gewährleistet ist. Es ist schwierig genau einzugrenzen welche Bereiche Afghanistans momentan sicher sind und welche nicht“, beschloss Mattheis zum Abschluss der Fragerunde.









Highlight
Weitere Topevents




Kein Glanzlicht der Woche: Unhaltbare Zustände am Karlsplatz in Ulm - Anwohner sind verzweifelt
In einem Post auf Facebook wenden sich die Anwohner des Ulmer Karlsplatzes an die Behörden wie an die...weiterlesen

31-jähriger Pedelec-Fahrer verunglückt tödlich
Ein 31-Jähriger stürzte bei Heidenheim von seinem Pedelec und kam dabei zu Tode. weiterlesen

Kein schönes Glanzlicht der Woche: Schwerer Motorrad-Unfall: Sozia stürzt bei Blaustein 20 Meter einen Abhang hinunter
Schwere Verletzungen erlitt eine Motorrad-Mitfahrerin am Mittwochabend bei einem Unfall bei Blaustein. Sie...weiterlesen

Wieder tragischer Unfall an Bahntrasse - Radfahrer wird in Senden von Zug erfasst - nun ist die Identität des Mannes bekannt
Lebensgefährliche Verletzungen erlitt ein Mann am Dienstagabend bei einem Unfall in Senden. Nun steht...weiterlesen

Zwei Tote bei schwerem Unfall von Pedelec und Auto
Eine Pedelec-Fahrerin und ein Pkw-Insasse kommen bei einem schwerem Verkehrsunfall ums Leben. weiterlesen

Christopher Street Day 2025 zieht durch Ulm und Neu-Ulm
Am 21. Juni 2025 ist es soweit – unter dem Motto „KEINEN SCHRITT ZURÜCK“ geht der Christopher...weiterlesen

Spektakulärer Alb-Aufstieg: neue Tunnel und Riesenbrücken, aber auch neue Streuobstwiesen
Der neue spektakuläre Alb-Aufstieg mit Tunnel und Riesenbrücken hat noch einen schönen Nebeneffekt:...weiterlesen

Überschlag im Naherholungsgebiet - mysteriöser Autofund im Kiesental
Einen zerstörten Mercedes fanden Polizisten am Samstagabend im Naherholungsgebiet Kiesental zwischen...weiterlesen