Ulm News, 27.11.2016 14:26

27. November 2016 von Thomas Kießling

3500 Fans feiern coole "Beginner" und ihre Jugend

Beschreibung: DJ Mad

Die „Beginner“, ganz zu Beginn „Absolute Beginner“ haben 2016 nach 13 Jahren Pause mit „Advanced Chemistry“ ein neues Album veröffentlich, das jetzt im Herbst live in großen, meist ausverkauften Hallen präsentiert wird. Am Samstag kam es zum derben Aufschlag in der seit Monaten mit 3500 Fans ausverkauften Ulmer Donauhalle. Die Fans – Alter zwischen 20 und 50 Jahren - feierten die „Beginner“ und ihre sehr prominenten Gäste Torch, Megaloh und Samy Deluxe – und mit den Hiphoppern und deren Liedern irgendwie auch ihre eigene Jugend.

Ursprünglich hätten die Beginner im Ulmer Roxy aufreten sollen. Doch innerhalb von einem Wochenende war das Roxy ausverkauft. Das Konzert wurde daher in die Donauhalle verlegt. Nicht in die ratiopharm arena, weil dort schon Bülent Ceylan gebucht war. Der Auftritt des Mannheimer Comeystars war mit 4000 Zuschauern ebenfalls ausverkauft. So kam es nach vielen Jahren Pause wieder zu einem großen Konzert in der Donauhalle, eine Halle, die viele "Beginner"-Konzertbesucher gar nicht kannten. Für ein solches Großereignis fehlte zuweilen die Routine, es gab Probleme an der Garderobe und am Getränkeverkauf. Hier sind Konzertbesuicher mittlerweile anderes gewohnt. Nebensache! Die Erwartung war groß, die Stimmung bombig.

Die drei Beginner verzichten live auf eine Band, dafür fahren sie anständig Bühnenequipment auf. Hoch oben auf einer Pyramiden ähnlichen Bühne setzt DJ Mad (Guido Weiß) an den Turntables den Sound und die teils fetten Beats. Denyo (Dennis Lisk) und Eizi Eiz oder auch mittlerweile bekannter als Jan Delay (Jan Philipp Eißfeldt) – kein Gramm Zuviel auf den Rippen - nutzen die Bühne, um rappend, singend und kalauernd von einer Ecke zur anderen zu hüpfen. Unterstützt werden sie zwei tanzenden, hervorragenden Sängerinnen. „Megaloh“ hatte in Ulm als Support die Fans schon hervorragend eingestimmt, als die „Beginner“ ihre knapp 100-minütige Show mit „Ahnma” starteten. Das Lied für Hamburg vom neuen Album wurde gleich mal groß gefeiert in Ulm. Ein erster stimmungsvoller Höhepunkt war dann das tausendfach mitgesungene Nena-Cover „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“.

Riesenjubel dann für „Torch“, den deutschen Hiphop-Veteran aus Heidelberg „ohne den wir jetzt nicht hier wären“, wie ihn Denyo huldigte. Das gemeinsam gerappte „Wir waren mal Stars“ sorgte für eine weitere Eskalation in der alt ehrwürdigen Donauhalle, in der die fetten Bässe und die anständige Lautstärke sicherlich den letzten Staub aus dem altehrwürdigen Gebälk bliesen. „Torch“, der schon frühzeitig Ausländerhass und Migration in seinen Liedern thematisierte und nach dem Konzert fleißig Devotionalien am eigenen Merch-Stand verkaufte, wurde gefeiert wie ein Popstar. Ebenso wie Samy Deluxe, der überraschend plötzlich in Ulm auf der Bühne stand und mit Eizi Eiz und Denyo ihren Hit „Füchse“ rappte.

Gegen Ende rappte mit Megaloh, Samy Deluxe , Torch und den Beginnern fast die komplette deutsche Hiphop-Elite in Ulm. Die Fans waren jetzt „on fire“, sie tanzten, sangen und hüpften. Nach einer guten Stunde verließen die Beginner die Bühne und ließen sich zum ersten Zugabeblock bitten. Doch die Beginner, an deren Erfolg der Ulmer Thorsten Seif – vormals Gründer ihres Plattenlabels Bubacjk Records und heute Buback-Geschäftsführer sowie Tourneebooker der Beginner, Samy Deluxe, Jan Delay oder auch Deichkind, nicht ganz unbeteiligt ist, gaben nun nochmals richtig Gas. Vor allem Denyo präsentierte sich als cooler Rapper mit voller Stimme so überzeugend, dass man sich unwillkürlich fragte, was dieser Typ denn die letzten zehn Jahre gemacht hat. Bei Eizi Eiz kann man erahnen, dass ihm zwei Stunden lang auf der Bühne hüpfen auf Dauer wohl etwas zu wenig ist. Eizi Eiz kommt mittlerweile als Styler Jan Delay und mit großer Funk-oder Rockband deutlich cooler rüber. DJ Mad (Guido Weiß) sorgte mit stoischer Ruhe von seinem Ausguck für den richtigen Sound und brachte in der Nacht dann noch im Ulmer Club „Frau Berger“, der schon frühzeitig wegen Überfüllung einen Eingangsstopp verhängte, die Nachtschwärmer auf Touren.

Mit „Liebeslied“, „Danke“ und „Nach Hause“ schickten die Beginner die Fans nach einer fulminanten Party – wie seinerzeit eben in der wilden Studenten-WG oder bei der feucht-fröhlichen Abitur-Fete mit jeder Menge guter Erinnerungen nach Hause.
Diese Erinnerungen bedienen die Beginner auch im nächsten Jahr. Die Fortsetzung der nahezu ausverkauften Herbst-Tour, bei der die Ulmer Donauhalle eine der kleinsten Hallern war, folgt ab März. In noch größeren Hallen und wohl auch auf dem einen oder anderen Open Air-Festival. Da geht was.