Ulm News, 08.11.2015 11:00

8. November 2015 von Thomas Kießling

Stilexpertin Sonja Grau bewertet Wahlkampffotos der OB-Kandidatinnen und Kandidaten

Beschreibung: Ulmer Rathaus

Die Stilexpertin und Personalshoppering Sonja Grau sieht den OB-Wahlkampf in ihrer Heimatstadt mit anderen Augen. Die Modeexpertin hat die Wahlplakate und Fotos der Kandatinnen und Kandidaten für ulm-news hinsichtlich Stil, Wirkung und Aussehen begutachtet. Hier ihre Noten, jenseits aller politischen oder persönlichen Bewertungen.

Gunter Czisch (CDU)
Mit weißem, offen getragenem Hemd und dunklem Anzug ohne Krawatte könnte man vorerst die Auffassung vertreten, dass er generell nichts falsch gemacht hat (sh. Foto Flyer). Aber, das Jacket ist vor allem zu groß – genauer sieht man dies auf dem Spazz-Foto (Coverinnenseite). Der Auftritt ist unspektakulär, d. h. gewohnt und einfach so, wie es alle machen, deren primärer Aspekt es ist, sich auf der vermeindlich sicheren modischen Seite zu bewegen.
Um allerdings einen individuellen Auftritt zu haben, seine Persönlichkeit zu unterstreichen und das Gesprochene auch im Bild umzusetzen, wäre es für meine Begriffe schön gewesen, wenn Herr Czisch individueller mit sich und seiner Person umgegangen wäre. An Umsetzungs-Möglichkeiten würde es zumindest von modischer Seite her definitiv nicht fehlen.

Martin Rivoir (SPD)
Auch er versucht, kleidungstechnisch nichts falsch zu machen (sh. Plakat-Foto). Mit seinem Auftritt, geht er zur Krawatte über, welche doch im Prinzip nicht sein Ding ist, wenn man seine jahrelangen Auftritte betrachtet und ihn damit auch anders kennt. Damit fehlt es an jeglicher Spannung. Er scheint sich wahrscheinlich auch gedacht zu haben, dass er es einfach so macht, wie alle anderen auch. Allein schon durch diese Vorgehensweise bleibt die Persönlichkeit – wie bei Herrn Czisch auch - auf der Strecke. Für meine Begriffe hätte er durchaus den saloppen Typen mit sportlich, eleganter Ausstrahlung sein dürfen. Dies mit einer kleinen Portion mehr modischem Empfinden, wie er es üblicherweise zeigt, gepaart, dann hätte es sein Auftritt werden können. So geht er eher langweilig „unter“ – schlimmstenfalls denkt man an Trauer bei Betrachtung seines Wahlkampffotos. Sein Auftritt im Spazz, Seite 36 ist ohne Krawatte und deswegen schon gleich etwas besser, die Hose ist jedoch deutlich zu lang.

Birgit Schäfer-Oelmayer (Grüne)
Sie signalisiert mit ihrem Auftritt „mitzukommen“ und wirkt authentisch (Plakat-Foto). Die gesetzten modischen Akzente sind leider etwas damenhaft, bieder und unspektakulär. Mit einer passenden, modischen Wahl hätte sie ihr positiv gesetztes Signal sicherlich ausgezeichnet mit dem gewollten Esprit gekonnt unterstreichen können, zumal ihre beiden Kontrahenten vom modischen Auftritt her keine Konkurrenz für sie sind. Sportlichkeit kann viel Stil haben! In der Zeitungsannonce im Spazz überbietet sie das Biedere vom ersten Foto leider und sogar das „Mitzukommen-Signal“ ist hier weg gebrochen - schade. Beim Betrachten der Steinkette drängt sich mir der Gedanke auf, ob sie sich hier dem gelebten Style unserer Bundeskanzlerin anpassen wollte? Kopieren ist generell nie eine gute Variante.

Anja Hirschel (Die Piraten)
„Die Farben kommen auf dem Plakat auffallend rüber. Frau Hirschel vermittelt darauf auch durchaus einen eigenen Stil. Ich würde sagen, dass das Plakat insgesamt auffällt und der Betrachter durchaus zum „Betrachten und Lesen“ stehen bleibt. Allerdings assoziiert es weniger die Kandidatur für das OB-Mandat als ein propagiertes Theaterstück.“