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Ulm News, 04.08.2015 11:13

4. August 2015 von Thomas Kießling
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Mobil – aber weniger fossil - Landkreis Neu-Ulm plant neues Mobilitätskonzept


Sich fortbewegen zu können ist ein Urbedürfnis des Menschen. Im  Zeitalter der Massenmobilität ist daraus indes fast ein kollektiver  Wahn geworden: Wir fahren mit dem Auto oder Motorrad, pendeln  mit der Bahn, fliegen mit dem Flugzeug, bewegen Güter mit dem  Containerschiff, dem Güterzug und dem Lastkraftwagen – und das  365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. All das verbraucht  unaufhörlich und irreversibel fossile Brennstoffe und bläst  Unmengen klimaschädlicher Treibhausgase in die Atmosphäre. Ausweislich des Integrierten Klimaschutzkonzeptes von 2012  verursacht der Verkehr 36 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen  im Landkreis Neu-Ulm. 

Nur die Wirtschaft hat mit 45 Prozent noch  mehr auf dem Kerbholz. Entsprechend lässt der Landkreis gerade  ein Klimaschutz-Teilkonzept Mobilität ausarbeiten – mit dem Ziel,  den heimischen Verkehr nachhaltiger und weniger klimaschädlich  zu machen. Nun fand dazu im Landratsamt Neu-Ulm die erste  Sitzung der Lenkungsgruppe statt. Dort stellte die Arbeitsgemeinschaft, die der  Werkausschuss des Landkreises im  April dieses Jahres  beauftragt hat, den bisherigen Stand der Analysen vor. Nach der  einleitenden Sondierungsphase sei man zurzeit in der  Datenerhebung (Juni/Juli 2015), im August und September sollen  Experten per Fragebogen und an einem Runden Tisch um ihre  Einschätzung und Auffassung gebeten werden.
  Über drei Mobilitätswerkstätten (im November 2015 sowie im  Januar und Februar 2016) werden auch die Bürgerinnen und  Bürger sowie die Vertreter der kreisangehörigen Städte und  Gemeinden an dem Entwicklungsprozess beteiligt. Die Beteiligung  der Bürgerinnen und Bürger ist ein besonderes Anliegen von  Landrat Thorsten Freudenberger, „denn mit ihrer Bereitschaft zur  Verhaltensänderung steht und fällt das Mobilitätskonzept“. 
Bis Ende März 2016 soll dann die Lenkungsgruppe ein drittes und  letztes Mal getagt haben und anschließend ein konkreter  Aktionsplan auf dem Tisch liegen. Schließlich wird der Kreistag im  April 2016 über das Mobilitätskonzept beraten und beschließen.  Was dann in etwa im Aktionsplan stehen könnte, schälte sich bei  der ersten Lenkungsausschusssitzung in einer regen und  konstruktiven Diskussion heraus.  Stellvertretender Landrat Roland Bürzle, der Landrat Thorsten  Freudenberger vertrat, hob gleich zu Beginn die Regio-S-Bahn auf  die Agenda. Einig waren sich die Diskutanten, dass der Ausbau  des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nur dann zum  gewünschten Erfolg führen werde, wenn es gelinge, ihn so  attraktiv auszugestalten, dass er dem Auto echte Konkurrenz  macht.
Denn eines zeigen die Ist-Zahlen: Das eigene Auto ist  nach wie vor das bevorzugte Verkehrsmittel der Mehrzahl der im  Landkreis Neu-Ulm lebenden Menschen. Wie Dr. Johannes  Gnädinger von PSU recherchiert hat, kommen im Landkreis Neu- Ulm auf 100 Einwohner 63 Pkw, der bayernweite und  schwabenweite Durchschnitt liegt jeweils bei 59 Prozent.  Der CO2-Ausstoß durch den motorisierten Individualverkehr (MIV)  hat von 1990 bis 2010, also in 20 Jahren, um 18 Prozent  zugenommen.
Beim Straßengüterverkehr ist er im gleichen  Zeitraum sogar um 68 Prozent gestiegen.   Ziel müsse daher sein, mehr Güter von der Straße auf die Schiene  zu bringen. Kritisiert wurde die ausgeprägte Just-in-Time- Mentalität und die geografische Arbeitsteiligkeit in der Industrie,  die mehr Verkehr und damit eine höhere Belastung der Natur und  des Klimas (externe Kosten) mit sich brächten. Hier gelte es durch&a mp;nbsp; Anreize und intelligente Alternativen das Verhalten der  Entscheidungsträger in der Wirtschaft zu verändern.   Wie erreiche ich Verhaltensänderungen bei der Mobilität? Dies ist  die entscheidende Frage – auch beim Personenverkehr. Herbert  Pressl, Kreisrat der CSU aus Vöhringen, regte ein „attraktives  Marketing“ an, das insbesondere auch jüngere Generationen  anspricht. Denn nicht nur das Angebot, sondern auch das Image  des ÖPNV müsse verbessert werden. Gabriele Rzehak-Wartha,  Kreisrätin der Grünen aus Neu-Ulm, meinte dagegen, dass es vor  allem eines „dichteren Takts in den ländlichen Gebieten“ bedürfe.  Rauno Andreas Fuchs von „Green City Projekt“ sprach von  „Bewusstseinsbildung“: „Mobilität ist ein unheimlich emotionales  Thema, darum muss es auch entsprechend kommuniziert  werden.“ Hier könne man auch viel von der Automobilindustrie  lernen, die genau das seit Jahrzehnten sehr erfolgreich vormache,  so Projektleiterin Marianne Pfaffinger von „Green City Projekt“. 
Eine wichtige Zielgruppe, so war man sich einig, ist dabei die sehr  autoaffine mittelalte und ältere Generation. Die heute 18- bis 30- Jährigen legen dagegen nicht mehr den hohen Wert auf das  eigene Auto wie ihre Eltern oder Großeltern. „Der Zugriff aufs Auto  ist für die jüngere Generation wichtiger, als es selbst zu haben“,  sagte Volker Jescheck, der Leiter des Stadtplanungsamtes Ulm. 
Dr. Jürgen Bischof, Kreisrat der Freien Wähler aus Weißenhorn,  setzt auf Fahrgemeinschaften sowie Mitfahr- und Car-Sharing- Angebote. Roland Bürzle gab dabei zu bedenken, dass „Car2go“  in Ulm/Neu-Ulm gescheitert sei. „Angeblich war die Doppelstadt zu  klein.“ Berater Dr. Johannes Gnädinger relativierte: „Vielleicht war  das Car-Sharing-Angebot hier auch zu früh dran, später könnte es  klappen.“
Ein großes Potenzial wird auch in der zunehmenden  Digitalisierung der Arbeitsprozesse (Stichwort: Industrie 4.0)  gesehen. Die Zukunft hat bei vielen Unternehmen schon  begonnen: Immer öfter kommt der Mitarbeiter nicht mehr zur  Arbeit in die Firma oder die Fabrik, sondern die Arbeit kommt zu  ihm über Datenfernübertragung (Internet, E-Mail, Fax, Telefon). Er  kann zu Hause arbeiten („Home Office“), auf Dienstreise oder im  Café. Fahrten entfallen so – und die Umwelt wird geschont.  Mobil sein, ohne Sprit zu verbrauchen und Abgase in die Luft zu  blasen – auch das funktioniert: nämlich, indem man zu Fuß geht  oder mit dem Fahrrad fährt. Markus Krämer, Stadtbaudirektor von  Neu-Ulm, sieht einen Trend zum Drahtesel. Inzwischen gebe es  „tolle, stylische Fahrräder“ und – nicht zu vergessen – Elektroräder  („E-Bikes“), die nicht nur durch hohe Zuwachsraten beim Verkauf  Aufsehen erregen. Das Urbedürfnis des Menschen, sich  fortzubewegen, muss also nicht zwangsläufig zu Lasten des  Klimas und der Natur gehen.



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