Gaga kann auch Jazz - Lady Gaga und Tony Bennett begeistern beim 49. Montreux Jazz Festival

   Lady Gaga zàhlt mit 150 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Künstlern der Gegenwart. Der 17-fache Grammy-Gewinner Tony Bennett steht dem mit "nur" 50 Millionen Alben etwas nach. Der exaltierte Popstar und der coole Crooner lernten sich  einigen Jahren kennen. Daraus entstand  eine nicht nur musikalische  Freundschaft. Lady Gaga  sang mit Tony Bennett „The Lady is a Tramp“ auf dessen Album, 2014  erschien das gemeinsame, mit einem Grammy ausgezeichnete Album „Cheek to Cheek“ mit Jazz- und Swingstandards aus dem „Great American Songbook“. Es war das 57. Album des Altstars, erst das fünfte des jungen Megastars. Die 29-jährige Künstlerin nannte Cheek to Cheek „befreiend“, da sie  singen durfte, ohne ohne dass die Produzenten ihre Stimme technisch weiter bearbeiteten.
Dieses ungewöhnliche Duo passte hervorragend zum Montreux Jazz Festival, dessen Programm seit Jahren ein kreativer, manchmal wilder Mix aus Neu und Alt, Jazz, Rock und Pop ist. Lady Gaga und Tony Bennett - angesagt von Quincy Jones - stiegen programmatisch mit dem cool swingenden Anything Goes von Cole Porter ins Konzert ein. Dann sang das ungewöhnliche Paar „Cheek to Cheek“ mit so viel Herz, dass sich auch die begeisterten Zuhörer wie im Himmel fühlten.
 Richtig in Schwung kam der Abend im zweiten Teil des Konzerts.  Solo mit viel Gefühl und ruhige Passagen beeindruckte Lady Gaga  mit der schwierig zu singenden Jazz-Ballade "Lush Life". Wiederum im Duett schmachteten beide „But Beautiful“ und schalteten dann wieder mitreißend mit der großen Swingnummer „It Don't Mean A Thing“ einen Gang höher.
Gelacht wurde auch viel an diesem Abend: Der ebenfalls über 80-jährige  Quincy Jones hatte bei Konzertbeginn erklärt, dass Tony Bennett und er aus der Zeit "vor der der Erfindung Elektrizität" stammten. Und Tony Bennett bat  cool die Fans, das Album "Cheek to Cheek" zu kaufen, weil: "She needs the money". Bei 150 Millionen verkauften Alben und Topgagen für Lady Gaga ein trockener Witz, der aber gut ankam.   
 Ein weiterer musikalischer Hohepunkt war der Klassiker "La vie en Rose" von Edith Piaf von Lady Gaga komplett auf franzosisch gesungen. Sie antwortete zudem immer wieder spontan, schlagfertig und auf franzosisch auf Zurufe aus dem Publikum.
Passend zu den Songs die Garderobe des Stars. Lady Gaga zeigte je nach Thema und Lied - stets geschmackvoll und stylisch - in Netzhaut viel Haut, Busen und Popo sowie ihre Tattoos,  kam im Moulin Rouge-Stil auf die Buhne oder in eleganter Abendrobe.
Wie die grossen Popshows der Lady Gaga war auch der swingende Jazzabend mit Tony Bennett klar durchorchestriert und choreografiert.
Zum Finale hin sangen Anthony Dominick Benedetto und Stefani Germanotta, so wurden sie auf dem Band-Line Up vermerkt, den Klassiker „Lady is a Tramp“.  Tony Bennett phrasierte lässig und elegant, wippte cool mit, während sich Lady Gaga wild und überschwänglich in alle Tonhöhen sang. Lady Gaga bewies besondern bei den Solonummern, dass sie eine hervorragende Sängerin und Entertainerin ist und mühelos Jazz- und Swingnummern interpretieren kann. Sie erfindet sich mit dem Duett einwenig neu, probiert neue künstlerische Wege aus, ähnlich wie Robbie Williams vo r einigen Jahren sich mit einem Swinalbum überraschend neue und kommerziell erfolgreiche neue Wege öffnete.  Die 28-Jährige ist eine Wundertüte, eine große Künstlerin und völlig zu Recht ein Weltstar.  
Doch auch Tony Bennett hat noch Stahlkraft. Er dominierte sogar im ersten Konzertteil. Er genoss sichtlich den Auftritt mit der 29-jàhrigen S&a grave;ngerin, die ihn immer wieder mit gro'en Augen und Küsschen anflirtete. Großer, verdienter und lauter Beifall der über 3000 begeisterten Zuhörer für ein großartiges und auch besonderes Konzert in der nicht gerade Hohepunkt armen Historie des Montreux Jazz Festivals. 
Ralf Grimminger