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Ulm News, 24.04.2015 11:22

24. April 2015 von Thomas Kießling
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DAX - Teuer oder fair?


Eine Performance von knapp unter 23 % seit Beginn des Jahres. Ein beachtliches erstes Quartal für den deutschen Leitindex DAX. Die EZB pumpt Liquidität in den Markt und Investoren aus Übersee (USA) sind bereits seit Ende letzten Jahres mit Umschichtungen in die EU beschäftigt.

Zum einen ist das QE-Programm der EZB dafür verantwortlich, zum anderen ist die Konjunkturlage auf dem Weg der positiven Entwicklung. Besonders die deutsche Konjunktur profitiert vom schwachen Euro, da die Kapazitätsauslastung im Vergleich zu anderen EU-Ländern höher ist.

Für Investoren stellt sich daher zusehends die Frage, ob man mit auf den fahrenden Zug aufspringen sollte oder dieser schon längst abgefahren ist. Diese Frage nach der fairen Bewertung des DAX (Weiterführende Information: handelsblatt.com), beschäftigt im Zuge der Niedrigzinspolitik somit nicht nur institutionelle sondern auch private Investoren. Doch was heisstüberhaupt fair oder nicht fair? Das wollen wir für den DAX nun klären.

Bildquelle: ulm-news.de

Welche Kennzahlen sind sinnvoll bei der Bewertung?

In der Regel verhält es sich mit Kennzahlen wie bei jeder Bewertung. Es gibt etliche davon und die Interpretation ist abhängig von der subjektiven Betrachtung des Bewertenden.

Legt man alleine die Nettogewinne im Verhältnis zum Eigenkapital bei der Bewertung zugrunde und wendet sie auf alle im DAX befindlichen Unternehmen an,erhält man die Eigenkapitalrendite (Weiterführende Information: handelsblatt.com). Es gibt allerdings ein Problem bei der Bewertung mittels Eigenkapitalrendite. Die Nettogewinne sind reine Zahlen und enthalten keine Erwartungen seitens der Marktteilnehmer.

Die Erwartungen sind jedoch gerade an der Börse essentiell. Sie werden über die aktuelle Konjunkturentwicklung definiert. Es kann daher gut möglich sein, dass der faire und der teure Wert von Aktien zu unterschiedlichen Zeiten ein und derselbe sind. Am Ende kommt es also darauf an, wie die Nachfrage aufgrund von Erwartungen getrieben wird.

Welche Bewertungsmethode nutzen Profis?

Eine gängige Bewertungsmethode um den fairen Wert zu erhalten, erfolgt durch die Gegenüberstellung vom Kurs der Aktie zum Gewinn. Das sogenannte KGV (Kurs-Gewinn Verhältnis). Zusätzlich wird bezogen auf eine Periode ein Mittel gebildet.

Historisch betrachtet (vergangene 30 Jahre) bemisst sich das durchschnittliche KGV für den DAX-Index auf 19(Weiterführende Information: boerse.de). Werte unterhalb dieser Marke deuten auf eine günstige Bewertung hin. Aktuell notiert der Wert bei etwa 15.

Darüber hinaus kann man sagen, dass eine günstige Bewertung auch dann ausgenutzt wird, wenn die Konjunktur lahmt, da Investoren davon ausgehen, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt keinen besseren Preis bekommen. Andererseits werden Aktien, die als überbewertet gelten auch in guten Zeiten tendenziell weniger gekauft.

Legt man also das durchschnittliche KGV bei der Bewertung zugrunde, dann wäre das Potential nach oben im DAX noch nicht ausgereizt.

Was bedeuten niedrige Inflationsraten für die Bewertung?

Für die Bewertung mittels KGV ist jedoch eine weitere entscheidende Komponente zu beachten. Nämlich die Inflation. Steigende Inflationsraten führen zu einer geringeren Realverzinsung. Das gilt sowohl für die Kurs-Rendite als auch die Zinsverbindlichkeiten der Unternehmen. Aktien werden in solchen Zeiten weniger nachgefragt, da höhere Zinsen den Rentenmarkt begünstigen. Die Erwartung an weniger steigende Aktien wirkt sich auch auf die Bewertung aus, so dass Aktien in solchen Zeiten bei gleichbleibenden Kursen relativ hoch bewertet sein können. Andererseits sorgen niedrige Inflationsraten dafür, dass Zinsen sinken und Aktienmärkte als Anlageinstrument interessanter werden, was die Bewertung zum aktuellen Zeitpunkt niedriger werden lassen kann.

Fazit

Die recht einfache, jedoch von vielen Experten angewandte Methode den fairen Wert mittels KGV zu berechnen ist auch deshalb empfehlenswert, weil die Kennzahl quasi die Erwartungen der Marktteilnehmer einbezieht. Beträgt das aktuelle KGV 15, dann bemessen Investoren der Aktie einen 15 Mal höheren Wert als es die Gewinne des Unternehmens implizieren.

Ob der Aufschlag fair ist, hängt zum einen davon ab wie das durchschnittliche KGV im Verlauf der letzten Jahrzehnte war und in welchem Marktumfeld man sich gerade befindet. Wobei die Bildung des durchschnittlichen KGV dem Marktumfeld Rechnung tragen sollte. Demnach ist der DAX aktuell noch nicht überbewertet, nähert sich allerdings dem Durchschnittswert.

Die Bewertung kann allerdings auch auf Basis der im DAX befindlichen Einzelwerte erfolgen (weiterführende Informationen: boerse-frankfurt.de). In diesem Fall wird auch das KBV (Kurs-Buch-Verhältnis) interessant. Einige Unternehmen weisen in schwachen Börsenzeiten eine geringere Kapitalisierung bei höherem Buchwert aus. Diese Unternehmen erwirtschaften somit einen höheren Gewinn als es die Marktteilnehmer erwarten und sind damit günstig bewertet.  Gilt der Anteil dieser Aktien denen am größten gewichteten im DAX, dann kann man auch in solchen Fällen von einer günstigen Bewertung ausgehen.

Sollte der Anleger aktuell also von weiter steigenden Kursen im DAX partizipieren wollen, so kann er auf viele Produkte zurückgreifen. Entweder investiert er konservativ über den Xetra-Index oder benutzt ETFs. Weniger risikoaverse Anleger könnten auch Derivate wie Futures oder Optionen kaufen (Weiterführende Informationen: investorsinside.de).



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