Ulm News, 23.04.2015 10:30
Ulmer Forscher identifizieren weiteres ALS-Gen


Beschreibung: Dr. Jochen Weishaupt
Lizenz: Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 Germany
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Durch die „Ice Bucket Challenge“ ist die tödliche Nervenkrankheit ALS in den Fokus gerückt. Nun hat ein internationales Forscherteam, unter der Leitung von Forscherinnen und Forschern des ALS- Forschungszentrums Ulm, eine wichtige Arbeit zur ALS-Grundlagenforschung vorgelegt, die in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ veröffentlicht wurde.
Das Team, unter Federführung von Prof. Dr. Jochen Weishaupt, Oberarzt an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Ulm, hat im Gen TBK1 Mutationen entdeckt, die sowohl im Fall der familiären, erblichen Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) als auch bei frontotemporaler Demenz (FTD) auftreten. FTD ist eine Krankheit, bei der der Abbau von Nervenzellen zunächst im Stirn- und Schläfenbereich (Fronto- Temporal-Lappen) des Gehirns stattfindet.
Von hier aus werden u. a. Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert. Im weiteren Verlauf kommt es zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses, die lange Zeit aber nicht so stark ausgeprägt ist wie bei der Alzheimer-Krankheit.
Weil die Vorgänge, die zum Nervenzelluntergang führen, zum größten Teil nicht bekannt und nicht beeinflussbar sind, gibt es bisher auch keine gezielten Therapiemöglichkeiten. Die medikamentöse Behandlung zielt derzeit darauf ab, die Verhaltensauffälligkeiten der Patienten zu mildern.
Bei ALS handelt es sich um eine komplexe und derzeit unheilbare neurodegenerative Erkrankung, welche die Motoneuronen beeinflusst und bewirkt, dass Patienten die Steuerung der Muskulatur im ganzen Körper verlieren. ALS kann zu Lähmungen und innerhalb von drei bis fünf Jahren nach Ausbruch der Krankheit zum Tod führen.
Etwa zehn Prozent aller ALS-Fälle sind vererbt. Jüngste Fortschritte in der DNA-Sequenzierungstechnologie haben den Wissenschaftlern erlaubt, Mutationen in verschiedenen Genen zu identifizieren, die mit der Krankheit in Verbindung stehen. Dennoch erklären diese Genmutationen weniger als ein Drittel aller ALS-Fälle. Hinweis auf fehlgeleitete zelluläre Prozesse Einige Gene gelten als Verursacher von ALS, andere als Risikofaktoren.
Auch wenn die Zusammenhänge zwischen Genmutation, den damit verbundenen Proteinen und dem Krankheitsverlauf nach wie vor ungeklärt sind, führt die Entdeckung der TBK1-Genmutationen zu weiteren Fortschritten in der Forschung.
Denn Gene sind Baupläne für Proteine, und damit birgt jedes identifizierte Gen einen Hinweis auf fehlgeleitete zelluläre Prozesse. Prof. Dr. Jochen Weishaupt und sein Forscherteam haben in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Humangenetik in München die DNA von 252 Personen mit familiärer ALS sowie die von 827 gesunden Menschen untersucht. Dabei haben sie bei den ALS-Patienten in einem Gen namens TBK1 acht Mutationen entdeckt, die in diesen Patienten ALS verursachen. Diese Mutationen wurden bei den gesunden Personen und den zusätzlich 1.010 getesteten Personen, bei denen sich die ALS sporadisch entwickelt hat, nicht gefunden. TBK1 – steuert Entzündungen und baut beschädigte Proteine der Zelle ab Das TBK1-Gen steht für ein Protein, das Entzündungen steuert und beschädigte Proteine der Zellen abbaut. „Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht, welche dieser beiden grundsätzlichen Funktionen die relevantere im Zusammenhang mit ALS ist. Fest steht, dass in Zellen, in denen mindestens eine der beiden Gen-Kopien von TBK1 mutiert ist, das entsprechende Protein nicht mehr ausreichend produziert wird oder nicht mehr mit wichtigen anderen Proteinen interagieren kann,“ erläutert Professor Weishaupt. TBK1 interagiert mit zwei weiteren „Zellreinigungs&
; ;ldq uo;-Genen, OPTN und SQSTM1, deren Mutationen ebenfalls für ALS verantwortlich gemacht werden. Somit erschließt sich mit der Entdeckung von TBK1 ALS-Gen erstmalig ein ganzes Netzwerk von Genen, deren Mutation ALS verursachen kann. Nach jetzigem Stand ist TBK1 zwar nur in etwa zwei Prozent der Fälle bei den an familiärer Form erkrankten ALS-Patienten in Deutschland und Schweden nachweisbar, erlaubt aber dennoch wichtige Hinweise auf prinzipielle Vorgänge in den Gehirnzellen, welche zum Ausbruch von ALS oder FTD führen, was für die Grundlagenforschung von großer Bedeutung ist und zur Entwicklung neuer Therapieprinzipien führen könnte. Als nächstes gilt es herauszufinden, ob die TBK1-Genmutation auch in anderen Ländern gefunden wird und welche dadurch ausgelösten Veränderungen in der Zelle am wichtigsten sind.









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