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Ulm News, 18.10.2014 00:59

18. Oktober 2014 von Thomas Kießling
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ulmesse-Aufsichtsrat entscheidet: Keine großen Open Air-Veranstaltungen in der Au


Es wird weiter reguliert in Ulm: Jetzt wurde festgelegt, dass es nur noch eine Musikveranstaltung in der Ulmer Friedrichsau im Sommer und unter freiem Himmel und bis 22 Uhr geben darf. Zudem bleibt der Sonntag tabu. Einen entsprechenden Beschluss des ulmesse-Aufsichtsrats meldet die Südwest Presse. Auslöser dafür waren DJ-Festivals in diesem Sommer, die für Beschwerden von Bewohnern in Böfingen und Offenhausen gesorgt haben. Auf dem Wiley-Gelände in Neu-Ulm sollen weiterhin zwei Großveranstaltungen im Jahr möglich. Absurd: Ein Konzert in der Friedrichsau muss nun früher beendet sein als das Open Air-Konzert am Schwörsonntag  auf dem Münsterplatz mitten in der Stadt, ein Konzert im Klosterhof in Wiblingen oder im Wiley-Gelände in Neu-Ulm.  Ein Konzert, etwa mit Elton John, ist nun in der Au nicht mehr möglich.

 Unberührt von der Entscheidung des elfköpfigen Aufsichtsrats der ulmesse, die für den Volksfestplatz und das Bespielen der Friedrichsau zuständig ist, bleiben Veranstaltungen Ulmer Volksfest, Ulmer Zelt und das Französisches Dorf. So die Südwest Presse. Der Aufsichtsrat will aber zusätzlich nur noch eine weitere Veranstaltung genehmigen, die allerdings nur bis 22 Uhr laufen darf und möglichst im Karree der Messehallen über die Bühne gehen soll. Dies kommt allerdings einem Verbot gleich. Denn im Sommer und unter freiem Himmel beginnen weder Helene Fischer, Andreas Gaballier, weder die Schürzenjäger oder Robbie Williams oder irgendein anderer Star, der zwischen 10 000 und 20 000 Zuhörer in die Au locken würde, das Konzert um 20 Uhr, nur um pünktlich um 22 Uhr die Show zu beenden, weil das in Ulm elf Aufsichtsräte wünschen.
Jede große Bühnenshow im Freien beginnt mit Einbruch der Dunkelheit, weil sich erst im Dunkeln die aufwendige und teure Lichtshow entfalten kann. Wer meint, nationale und internationale Showgrößen lassen sich ihre bis ins Detail computergesteuerte und choreografierte Show von ein paar Politikern diktieren und kaputtmachen, liegt vollkommen  falsch - oder ist nicht informiert. Klar ist nun: Die 22 Uhr-Sperre bedeutet das Aus für jede etwas aufwendigere Show für Ulm. Wenn diese Regelung nun als Kompromiss verkauft wird, ist das unredlich.
Warum wird in Ulm schon wieder reguliert? Es ist gar nicht notwendig. Angefangen vom Ulmer Zelt über das Volksfest bis zum Französischen Dorf bleiben den Veranstaltern ohnehin nur sehr enge Zeitkorridore für Großveranstaltungen mit tagelangem Auf-und Abbau Gleichzeitig sind Bands und Künstler, die aufgrund ihrer Popularität die Massen in die Au locken würden und den gewaltigen Aufwand für den Veranstalter einspielen können,  nicht jeden Sommer in Europa unterwegs. Es ist oft Glück, dass Routing, Logistik und Termin eines solchen Stars – eine Tour wird oft mehr als ein Jahr im Voraus geplant - mit den wenigen freien Tagen in der Au zusammenpassen. In den letzten Jahren hat dies nicht geklappt, es hat sich ohne Zutun der Stadt reguliert.
Statt Rockfestivals wurden in diesem Sommer DJ-Festivals veranstaltet. Das Bass-Gewummere ist nicht jedermanns Sache, aber die Disjockeys sind die Popstars der heutigen Generation. Die DJ-Musik bestimmt die heutige Radio-und Popmusik, sowie es die Bands in den 60er, 70, 80, 90er und 2000er Jahre mit handgemachter Musik getan haben. Diese Musik ist Kultur, auch wenn sie auf Dauer von einigen als laut und nervend empfunden wird. Es dürfte aber auch eine Frage der Zeit und der Trends sein, wie lange die jungen Leute viel Geld ausgeben für teure DJ-Stars, die Musik mit einem USB-Stick machen und zwischendurch wichtig die Hände in die Höhe heben. Möglicherweise hat es sich in dieser Grüßenordnung bald ausgebummt.  
Für Offenhausen bleibt das Volksfest ein Lärmquelle und für einige Anwohner über der Donau auch das Ulmer Zelt. Das  Zelt hat seit Jahren wirtschaftliche Einbußen, weil die Konzerte – wohlgemerkt im Zelt - pünktlichst um 22 Uhr beendet werden müssen. Ein späterer Konzertbeginn im Hochsommer oder auch Doppelkonzerte würden dem Zeltverein mit Sicherheit mehr Besucher bescheren. Aber auch die „Zeltler“ erhalten hier kaum Spielraum.
Während Ulmer Zelt und Volksfest Bestand haben werden, ist es fraglich, wie lange das Französische Dorf noch steht. Denn die Zah l derer, die harte Klappstühle und bemalte Bretterwände in der Au für Ausdruck französischer Lebensweise, für „Savoir vivre“, halten, nimmt rapide ab. Da hilft auch kein trockener Wein und kein Froschschenkel. Das dürfte auch dem ulmesse-Aufsichtsrat nicht entgangen sein. Wenn aber der Volksfestplatz nicht mehr wochenlang durch Bretterbuden blockiert wird, können auch Pop-Großveranstaltungen zeitlich entzerrt in der Au stattfinden. Die akustische Belästigung Offenhausens könnte somit reduziert  werden. Warum wird also nicht von Fall zu Fall entschieden und stattdessen schon wieder ziemlich provinziell reguliert?  Musikfans sind auch wichtig für die Stadt.
Stadtmarketing ist nicht nur der Münsterturm, sondern auch der Boxenturm.



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