Ulm News, 07.05.2014 16:03
„Kiesmieten“ in der Iller aufgeschüttet - Fluss bei Vöhringen renaturiert
„Zurück zur Natur“ – diesem von Jean-Jacques Rousseau in anderem Zusammenhang geprägten Motto haben sich auch die Umweltpolitiker und -behörden verschrieben. Seit einigen Jahrzehnten sind sie dabei, die Flussläufe in Deutschland zu renaturieren. Jetzt wurde an der Iller bei Vöhringen und Illerrieden ein weiterer Sanierungsabschnitt abgeschlossen.
Nördlich der Illerbrücke hat der bedeutende Nebenfluss der Donau zwischen den Flusskilometern 14,6 und 13,6 binnen eines Jahres eine neue Struktur erhalten. Infolge der Begradigung ihres Laufes im 19. Jahrhundert hatte sich die Fließgeschwindigkeit der Iller erhöht und der Fluss sich immer tiefer in sein Bett eingegraben. Deshalb trat die Iller beim Vöhringen kaum noch über die Ufer, was die natürliche Auenlandschaft austrocknen und die Artenvielfalt von Flora und Fauna verarmen ließ. Durch zahlreiche flussbauliche Eingriffe soll nun der dynamische Prozess von Uferüberschwemmung, Sedimentablagerung und Gehölzwachstum wiederhergestellt werden. So ist das vormals begradigte Ufer wieder ins Schlängeln gebracht worden, indem – bis zwei Meter unter der bisherigen Uferhöhe – Sandböschungen aufgeschüttet worden sind. Der Iller ist es von nun an wieder möglich, von Zeit zu Öffnungszeiten: Mo - Mi und Fr 7.30 - 12.30 Uhr und Do 7.30 - 17.30 Uhr und nach Vereinbarung Zeit über ihre Ufer zu treten und stärker zu mäandrieren. Damit sind die Voraussetzungen gegeben, dass sich langfristig eine Weichholzaue entwickeln kann. Im Flussbett hat man zudem Vorkehrungen ergriffen, um das Niveau der Sohle, das heißt des tiefsten Bereichs des Flusses, zu stabilisieren. Kiesbänke und Wurzelstockelemente im Fluss sollen dazu dienen. Zudem ist die Sohle verbreitert und mit Kiesmaterial um bis zu einem Meter erhöht worden. Auf dem neuen Niveau haben die Flussbauer ein sogenanntes offenes Deckwerk aufgebracht. Dazu sind jeweils 30 Kilogramm schwere Steine verlegt worden, je sieben pro Quadratmeter. Ein wichtiger Teil der Illersanierung sind auch die am Westufer nördlich der Illerbrücke Vöhringen - Illerrieden aufgeschütteten Kiesberge, im Fachjargon „Kiesmieten“ genannt. Dadurch wird die natürliche Breitenerosion, bei der Ufermaterial abgetragen wird, künstlich vorweggenommen. Das Landratsamt hat dies im Genehmigungsbescheid der Illersanierung zur Auflage gemacht. Zunächst konnte die künstliche Breitenerosion jedoch nicht verwirklicht werden, weil entsprechendes Material fehlte. Bei den jüngsten Bauarbeiten zur Illeraufweitung fielen dann jedoch große Mengen Kies an, die nun vor Ort verwendet werden konnten. „Diese Kiesmieten liegen mit ihrem Ausmaß von 200 Meter Länge, 20 Meter Breite und 2,5 Meter Höhe aber 20 Zentimeter unter der Sohllage, das heißt dem tiefsten Bereich des Flusses, aus dem Jahr 2000. Sie werden sich durch die Erosion, insbesondere bei Hochwassern, aber im Laufe der Jahre deutlich verkleinern“, erläutert Gerhard Wieser, der Leiter des Fachbereichs „Wasserrecht“ im Landratsamt. Alles in allem kostet die Renaturierungsmaßnahme rund 3,5 Millionen Euro. „Das Geld ist gut angelegt“, versichert Gerhard Wieser. So seien nicht nur die Tiere und Pflanzen der wieder entstehenden Auwälder Nutznießer. Auch die Fische erhielten einen deutlich sauerstoff- und nährstoffreicheren Lebensraum. Und nicht zuletzt profitiere der Mensch: nicht nur, weil die Iller und ihr Umfeld ökologisch aufgewertet werden, sondern auch weil der Grundwasserspiegel dauerhaft gefestigt werde. Bei dieser Illersanierung kooperierten die beiden anrainenden Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern. Zunächst leitete das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth die Bauarbeiten, von Dezember 2013 an war das Regierungspräsidium Tübingen federführend. Entsprechend w erden die beiden Umweltminister Dr. Marcel Huber (Bayern) und Franz Untersteller (Baden-Württemberg) den frisch renaturierten Flussabschnitt an Ort und Stelle feierlich seiner Bestimmung übergeben. Der Termin steht jedoch noch nicht fest.







Highlight
Weitere Topevents




Autofahrerin verunglückt tödlich
Am Mittwoch stießen bei Maselheim (Kreis Biberach) zwei Autos frontal zusammen, wie das Polizeipräsidium...weiterlesen

Wegfall der Parkplätze in der Ulmer Wagnerstraße - nun meldet sich die SWU
Durch die Bauarbeiten in der Wagnerstraße sind offenbar 15 Parkplätze ersatzlos weggefallen. Das rief...weiterlesen

Sehr tragischer Unfall, bei dem ein Neugeborenes stirbt
Noch an der Unfallstelle verstarb nach einem tragischen Unfall ein Neugeborenes am Samstag in Altheim bei...weiterlesen

Schwerer Schulwegunfall - Schulbus erfasst Kind
Gegen 13:00 Uhr stieg an der Bushaltestelle an der Staatsstraße 2055 beim Weiler Staudach (bei Kempten)...weiterlesen

Jetzt geht die Polizei in Langenau vehementer vor: Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit den Demonstrationen vor der Martinskirche in Langenau
In einer gemeinsame Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft Ulm und Polizei heißt es: Durchsuchung im...weiterlesen

Zoff an der Uferbar in Neu-Ulm behoben - Tribünen werden nach Schwörmontag sofort abgebaut
Nicht, dass die Gäste im Clinch miteinander wären, sondern Uferbar-Pächter Jürgen Pfeifer war...weiterlesen

Verhältnismäßig dumm gelaufen: zwei Führerscheine weg - Fahrverbote - Staatsanwaltschaft eingeschaltet
Ein Unfall einer betrunkenen Autofahrerin kostet dieser und einem weiteren betrunkenen Autofahrer, der sie...weiterlesen

Die Wagnerstraße in Ulm ist wieder offen, aber die Parkplätze plötzlich weg
In einem Offenen Brief wenden sich die Anwohner der Wagnerstraße und der Elisabetzenstraße in Ulm an die...weiterlesen