Ulm News, 10.04.2014 18:00
Qualifikation, Tarif und Mindestlohn: Zeitarbeit entwickelt sich weiter
Die Zeitarbeitsbranche hat sich durch die tarifvertraglichen Regelungen und den Branchenzuschlägen in den vergangen Jahr sehr stark weiterentwickelt. Das stellte Peter Roth, Bezirkssprecher des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleiter (BAP) fest. Im Bereich der Agentur für Arbeit Ulm sind derzeit rund 6200 Menschen in der Zeitarbeit beschäftigt. Die Großregion Ulm gilt als einer der stärksten Zeitarbeitsmärkte in Deutschland.
Zeitarbeit habe sich aufgrund von Tarifverträgen und den Branchenzuschlägen zu einer „ganz normalen Branche mit ganz normalen Löhnen“ weiterentwickelt, betonte Peter Roth im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Hotel Lago in Ulm. Die Branche präge den Arbeitsmarkt allerdings nicht so stark, wie oftmals dargestellt. So verdienen von 206 000 Sozialversicherungsbeschäftigten im Bereich der Ulmer Agentur für Arbeit rund 6200 Menschen ihr Geld in der Zeitarbeit. Roth: „Das sind 2,9 Prozent der Sozialversicherungsbeschäftigten“. Die Großregion Ulm liege dabei etwas über dem Land- und Bundesdurchschnitt. So sind laut Roth im Land 2,1 Prozent der Beschäftigten in der Zeitarbeit engagiert, deutschlandweit sind es 2,5 Prozent. „Zeitarbeit verhindert feste Anstellungen nicht“, sagte Roth, der Inhaber der Firma Tempo Zeitarbeit in Ulm und Heidenheim ist. Außerdem gebe es immer mehr Arbeitnehmer, die eine unbefristete Anstellung bei einem Personaldienstleister einer befristeten Anstellung in einem Unternehmen vorzögen.
„Die Metallarbeitgeber müssen das Instrument der Zeitarbeit nutzen können, um Auftragsschwankungen ausgleichen zu können“, berichtete Götz Maier, Geschäftsführer von Südwestmetall Ulm. Diese Auftragsschwankungen dauerten häufig länger als 18 Monate. Wenn der Arbeitgeber nicht flexibel reagieren könne, so bedeute dies, dass er weniger Leute einstellt. „Der Unternehmer wird Aufträge dann woanders fertigen“, sieht Maier eine mögliche Konsequenz.
Nach Ansicht des Geschäftsführers des Unternehmerverbands Südwestmetall sprächen sehr viele Fakten und Argumente dafür, Zeitarbeit als Instrument aus arbeitsmarkt-, beschäftigungs- und personalpolitischen Gründen zu pflegen „und nicht immer mehr zu beschränken“. Zeitarbeit sei ein für die Gesellschaft vollkommen kostenfreies Arbeitsmarkt-Instrument und Zeitarbeit ergänze die Stammbelegschaften und verdränge sie nicht, so Maier. Das zeige auch die Großregion Ulm: Die Arbeitslosenquote sei niedrig wie sonst kaum irgendwo in Deutschland, die Zahl der Zeitarbeitnehmer sei durchschnittlich. „Zeitarbeit ist für viele Menschen die Brücke zurück in eine geregelte Vollzeitbeschäftigung, denn zwei von drei Zeitarbeitnehmern waren zuvor arbeitslos und werden bei guter Auftragslage in der Regel auch in die Stammbelegschaft unserer Unternehmen übernommen,“ listet der Unternehmervertreter ein weiteres wichtiges Argument pro Zeitarbeit auf.
„Der Wettbewerb in der Zeitarbeit wird nicht über den Preis, sondern über die Qualität geführt. Insofern sind wir froh, dass wir den Branchen-Mindestlohn haben und dass er – im Gegensatz zum aktuell diskutierten gesetzlichen Mindestlohn – in der Hand der Tarifvertragsparteien liegt“, berichtet Armin Zeller, Landesbeauftragter der Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) und Inhaber der Firma „Ulmer Zeitarbeit“. Aktuell liegt der Mindestlohn in der Zeitarbeit bei 8,50 Euro im Westen und bei 7,86 Euro im Osten. Bis Mitte 2016 steigt der Mindestlohn auf 9,00 Euro (West) und 8,50 Euro (Ost). „Damit werden die politischen Forderungen nach einem gesetzlichen Mindestlohn im Westen schon heute übererfüllt“, betonte Zeller. Zudem haben sich die in den Verbänden organisierten Firmen einem Ethik-Kodex verpflichtet. Demnach sei zu achten auf Fairness, Zuverlässigkeit, Respekt, Vertrauen und Seriosität. Firmen, die dies nicht beachten, drohe der Ausschluss aus dem Verband, sagte Zeller.
Zeitarbeit sei ein wichtiger Weg für Beschäftigung und Flexibilität und verlange immer mehr nach Qualifikation. „Das Jobwunder Zeitarbeit beruhe daher „nicht auf schlechten, sondern auf guten Arbeitsplätzen“, betonte Thomas Schlömp, der mit seinem Unternehmen APV Personalservice seit 22 Jahren in Ulm in der Personaldienstleistung tätig ist. Die Qualität der Arbeitsplätze und die Verantwortung für die Mitarbeiter stehe immer mehr im Mittelpunkt, weil auch ein Zeitarbeiter – wie bei jeder anderen Firma - jederzeit das Zeitarbeitsunternehmen wechseln könne.
Im Handwerk spielt die Zeitarbeit noch keine große Rolle. „Die Verbreitung der Zeitarbeit ist im regionalen Handwerk noch überschaubar. Verstärkt sich der Fachkräftebedarf aber weiter, ist dieses Instrument gut dafür geeignet, um Auftragsschwankungen auszugleichen. Im Rahmen der Personalgewinnung kann Zeitarbeit auch dazu dienen, Mitarbeiter längerfristig an den Betrieb zu binden“, erklärte Dr. Stefan Rößler, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensberatung der Handwerkskammer Ulm.









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