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Ulm News, 02.04.2014 10:34

2. April 2014 von Thomas Kießling
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Frühlingsgefühle im Feuchtbiotop


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Beschreibung: Erdkröte

Fotograf: Uni Ulm

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Er ist wieder da, der Frühling. Die Tage werden länger und die Temperaturen steigen. Es ist Paarungszeit. Es raschelt im ufernahen Schilf und plätschert hier und plätschert dort. Das kleine Feuchtbiotop im Botanischen Garten der Universität Ulm gleich hinter dem Bauerngarten ist um diese Zeit eine wahre Fundgrube für Amphibienfreunde. Als Erste besiedeln Grasfrösche und Erdkröten den Teich, später erscheinen auch Teichfrösche, Kleine Wasserfrösche, Berg- und Teichmolche.

Im Uniteich haben derzeit die Grasfrösche und Erdkröten nur Eines im Kopf: sich fortzupflanzen. Das führt im verzweifelten Kampf um Weibchen zu recht bizarren Szenen. „Die überzähligen Männchen stürzen sich auf alles, was von Größe und Form her passt. Auf andere unverpaarte Männchen, auf freie sowie „verpaarte“ Weibchen und auch auf die weiblichen Exemplare anderer Arten“, erklärt Dr. Karl Heinz Müller. Der promovierte Ökologe und Zoologe leitet an der Universität Ulm die Abteilung Forschung und Technologietransfer.

Die Grasfrösche (Rana temporaria) und Erdkröten (Bufo bufo) sind im Frühjahr die ersten im Laichgewässer. Besonders die stillen Gewässer in Waldesnähe oder in halboffenen Parklandschaften sind bei ihnen sehr beliebt. Beide Arten, sowohl die meist braun gefleckten, glatthäutigen Grasfrösche mit ihrem typischen hellen Bauch als auch die braunen Erdkröten, gut erkennbar an ihrer warzigen Haut und den Ohrdrüsen, legen auf dem Weg von ihren Winterquartieren zum Laichgewässer bis zu mehrere Kilometer zurück. Viele treffen bereits während den nächtlichen Wanderungen auf ihren Paarungspartner. „Und damit man sich nicht aus den Augen verliert, steigt das kleinere Männchen auf den Rücken des größeren Weibchens, klammert sich fest und lässt sich Huckepack zum Laichgewässer tragen“, so Müller. In dieser typischen Umklammerung, dem so genannten Amplexus, erfolgt später auch die Eiablage und die Besamung der Eier. In den Gewässern finden sich meist mehr Männchen als Weibchen ein, sodass ein Kampf um jedes Weibchen entbrennt. „Männchen im Amplexus können sich meist gut behaupten. Die Umklammerung ist so fest, dass sie auch den Angriffen der Konkurrenz im Wasser standhalten kann“, erläutert der Biologe. Mitunter klumpen sich so viele paarungswillige Junggesellen um ein Weibchen, dass dieses zu lange unter Wasser gedrückt wird und dabei ertrinkt.

Doch nicht jedes Männchen findet ein freies Weibchen. Versucht ein Krötenmännchen ein anderes Männchen zu begatten und steigt diesem auf den Rücken, gibt es lauthals Protest, um den lästigen Besteiger loszuwerden. „Viele können sich gar nicht vorstellen, wie viel Betrieb während der Paarungszeit in den Laichgewässern herrscht“, meint der gebürtige Ulmer. So bleibt auch der ein oder andere Besucher des botanischen Gartens überrascht von diesem Spektakel am Ufer des Teiches stehen. „Eigentlich sind ja auch Erdkröten und Grasfrösche dämmerungsaktiv, wenn man dieses Schauspiel an einem lauen Frühlingsnachmittag beobachtet hat, kann sich ungefähr vorstellen, was da am Abend los ist“, so Müller weiter.

Wenn sich die Paarstreitigkeiten gelegt haben und Ruhe eingekehrt ist im Gewässer, kommt es nachts zur Eiablage. Das Kröten-Weibchen laicht jede Menge Eier ab und der Kröterich, der dabei seine Kröte noch immer im Amplexus festhält, gibt sein Sperma hinzu. „Typisch für die Erdkröten sind die Schnürsenkel-dicken Laichschnüre, die sie oft um Pflanzenstängel winden“ erläutert Müller. Die Eiablage der Grasfrösche erfolgt ähnlich. Sie legen aber ihren Laich in Form großer Laichballen ab. Die abgelegten und befruchteten Eischnüre und -ballen quellen im Wasser auf und sind von der Wasseroberfläche aus gut sichtbar. Nun beginnt die Entwicklung der Kaulquappen. Die Elterntiere beider Arten ziehen sich anschließend wieder in ihre weit vom Teich entfernten Sommerquartiere zurück, wo sie später auch überwintern. „Übrigens stehen die Amphibien unter Schutz, die Entnahme und Störung von Laich und das Fangen von Kaulquappen ist daher nicht gestattet“, weist der Biologe hin. „Denn die Lurche, wie die Amphibien umgangssprachlich genannt werden, gehören zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Tieren. Wir sind daher sehr glücklich, dass unsere Feuchtbiotope bei den Kröten und Fröschen so beliebt sind“, freut sich die Kustodin des Botanischen Gartens der Universität Ulm Monika Gschneidner.



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