Ulm News, 24.02.2014 15:09
Als Freiwilliger in Kamerun: Der 18-jährige Moritz Eifert berichtet von seinem Aufenthalt
Seit August 2013 arbeitet Moritz Eifert für ein Jahr als Freiwilliger in Kamerun. Hier der Bericht des 18-jährigen Ulmer von seinem Aufenthalt in der Stadt Shisong im Wortlaut.
"Nach meinem Abitur hatte ich die Idee, für ein Jahr ins Ausland zu gehen, um neue Erfahrungen und Erlebnisse zu erhalten. Früh wurde mir klar, dass ich weit weg muss und es wurde mir ebenfalls klar, dass es ein Entwicklungsland sein sollte, da ich hier vielmehr die Dinge erleben kann, die ich in Deutschland nicht erleben könnte. Über die Möglichkeiten, einen Freiwilligendienst im Ausland zu leisten, hatte ich mich mithilfe von www.VoluNation.com informiert. Ich entschied mich für ein Projekt im Rahmen des staatlich geförderten „Weltwärts“-Programmes. So ist es also geschehen, ich bin für ein Jahr im Nordwesten Kameruns. Ich lebe seit dem 18. August 2013 in der Nähe der Stadt Kumbo, genauer gesagt in Shisong. Kumbo an sich ist wirklich echt schön, so haben wir hier nicht mit dem Problem Malaria zu kämpfen, da die Stadt auf knapp 2000 Metern über dem Meeresspiegel liegt. In der Trockenzeit, die allmählich zu Ende geht, wird Kumbo sehr staubig, da hier keine Straßen existieren, was manchmal sehr, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig ist. Kamerun liegt an der Westküste Afrikas, Nachbarländer sind unter anderem der Tschad, Nigeria und Äquatorial Guinea. Kamerun hat etwa 16 Millionen Einwohner und ist, soweit ich weiß, etwas größer als die Bundesrepublik Deutschland, wobei die Christen in der Gesellschaft die Mehrheit stellen (65 %), gefolgt von den Muslimen (25 %). Der Glaube ist in ganz Kamerun sehr wichtig und hat in allen Teilen des Landes einen sehr hohen Stellenwert. Kamerun hat sehr viele verschiedene Klimazonen, so ist der Norden sehr stark von Wüste geprägt, wobei im Süden eher der Urwald das Bild prägt. Ich kam mit einer Reihe anderer Freiwilliger in der heimlichen Hauptstadt Kameruns an, in Douala. Wir waren nach einem langen Flug, der von Frankfurt und Addis Abeba (Äthiopien) über Malabo (Äquatorial-Guinea) nach Douala ging, sehr müde und dennoch unglaublich interessiert am ersten „Beschnuppern“ unserer neuen Heimat. Von Douala ging es nach Nkongsamba, wo wir ein dreitägiges Seminar haben sollten. In diesem Seminar sollten wir auf unser Leben und unsere Aufgaben vor Ort vorbereitet beziehungsweise hingeführt werden. Nach diesen drei Tagen ging es also endlich in unsere wirkliche Heimat. Für mich bedeutete das eine Fahrt über 7 Stunden, wobei der französischsprachige Teil verlassen und der englischsprachige Teil Kameruns erreicht wurde. Den ersten Eindruck von Kumbo mussten ich und meine drei Mitfreiwilligen, die ebenfalls in meiner Region leben, im Dunkeln machen – mal wieder Stromausfall! Stromausfälle gehören hier eben zum Alltag, meine Vorgänger führten eine Liste, in der sie die Stromausfälle zählten, sie waren nach einem Jahr bei etwa 380 angelangt. Meine ersten Tage verbrachten meine Mitfreiwilligen und ich erst einmal viel in unserer neuen Wohnung, wir wohnen alleine, was ich persönlich sehr angenehm finde. Unser Mentor zeigte uns die wichtigsten Dinge der Stadt, was es wo gibt und all dies. Gleichzeitig wurden wir mit der ersten unserer neuen Arbeitsstellen, dem großen Garten einer Umweltorganisation, vertraut gemacht, in dem Bäume und ähnliches gezüchtet und mit dem Ziel verkauft werden, sie in der Region zu pflanzen. Darüber hinaus wurde uns die Schule gezeigt, allerdings hatten wir noch überhaupt keinen Durchblick, was wir tatsächlich unterrichten sollten, da zu diesem Zeitpunkt noch Ferien waren und die Schule erst gegen Ende August wieder begann. Meine Aufgaben sind hier durch die zwei Jobs sehr vielfältig. Einerseits a rbeite ich für die Umweltschutzorganisation, andererseits als Lehrer in der Grundschule sowie der weiterführenden Schule in Shisong. Nach den zwei Wochen bekamen wir unsere Fächer und Stunden zugeteilt. Ich unterrichte dort die Fächer Sport, Geographie und Umweltbildung. Da ich in zwei Schulen arbeite, habe ich auch ein sehr großes Altersspektrum, welches von 8 bis 23 Jahren reicht und für mich eine sehr komische Sache ist, da ich als Autoritätsperson jünger als mancher Schüler bin. Ich bin sehr glücklich, dass ich mein liebstes Hobby, den Sport, hier sogar als Lehrer unterrichten darf. So bin ich jetzt sogar der Trainer der schuleigenen Fußballmannschaft, was mir unglaublich viel Spaß macht. Allerdings ist es auch komisch, auf einmal als Lehrer vor der Klasse zu stehen, wenn man bedenkt, dass man selbst vor ein paar Monaten die Schulbank noch drücken musste. Ebenfalls ist es auch komisch, auf einmal die Autoritätsperson sein zu müssen, wenn man kaum älter als die Schüler selbst ist. Ich unterrichte meistens Klassen mit einer Klassenstärke von 30 bis 40 Schülern, was bisweilen unglaublich anstrengend ist. Vor einiger Zeit habe ich begonnen, die hier gesprochene Sprache (Lamnso) zu lernen. Allerdings ist es nicht sehr einfach, da die Laute dieser Sprache komplett anders als die mir zuvor bekannten Sprachen sind. Die Menschen hier reagieren aber sehr positiv auf einen, wenn man ein paar Floskeln kann, ich habe so schon sehr viele tolle Bekanntschaften machen dürfen. Allgemein fühle ich mich in Kamerun, besonders in Kumbo, sehr sicher und habe auch als Weißer (Kimbang) keine Probleme, hier zu leben. Die Menschen sind meist sehr freundlich und aufgeschlossen und helfen mir eine Menge. Ich persönlich merke deutlich, dass ich um einiges selbstständiger bin, seit ich hier lebe, da ich für alles selbst sorgen muss und irgendwie auch verantwortlich bin. Beriwo feyi - vielen Dank."
VoluNation ist Spezialist für weltweite Freiwilligenarbeit. Neben einem umfassenden Beratungsangebot bietet VoluNation kurzfristig buchbare Freiwilligenprojekte in mehreren Staaten Afrikas, Asiens und Südamerikas an. Weitere Informationen sind im Internet unter www.VoluNation.com erhältlich.
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