Ulm News, 27.06.2013 19:53
Tag der Blinden und Sehbehinderten in Biberach


Beschreibung: Eine heitere Atmosphäre herrschte bei der Brauereiführung am Tag der Blinden und Sehbehinderten in Biberach bei Roggenburg.

Sieben Dinge braucht man zum Bierbrauen. Richard Schmid, Inhaber einer, wie er sagt, „Ein-Mann-Brauerei“, zählt auf: „Malz, Hopfen, Hefe und Wasser“ – das sind die Zutaten. „Zeit, Liebe und Erfahrung“ – das sind die Anforderungen an den Brauer. Hinter diesen so einfach dahergesagten Begriffen verbirgt sich eine Kunst, die gelernt sein will. Davon vermittelte Richard Schmid seinen etwa 70 Gästen einen lebendigen Eindruck. Hörend, riechend, schmeckend und tastend näherten sich die blinden und sehbehinderten Menschen, die von Verwandten, Freunden oder Betreuern aus dem Landratsamt begleitet wurden, dem Geheimnis des Bieres.
Landrat Erich Josef Geßner hatte wieder zum alljährlichen Tag der Blinden und Sehbehinderten eingeladen. Die Tradition geht bis ins Jahr 1982 zurück, als Geßners Amtsvorgänger Franz Josef Schick die Veranstaltung ins Leben rief.
Diesmal trafen sich die blinden und sehbehinderten Frauen und Männer aus dem Landkreis Neu-Ulm also zum 32. Mal. Ausflugsziel war das 750-Seelen-Dorf Biberach bei Roggenburg. Der Tag begann mit einer Andacht in der Pfarrkirche „St. Sebastian und St. Ottilia“. Treffender hätte der Auftakt nicht gewählt werden können, denn „die heilige Ottilia ist die Patronin der Blinden und Sehbehinderten“, erhellte Pater Johannes-Baptist vom Kloster Roggenburg, der Pfarrer von Biberach ist. Die Orgel spielte Richard Schmid – genau, der Braumeister. Dazu passte der Satz von Bürgermeister Franz-Clemens Brechtel, der in seinem Grußwort Benjamin Franklin zitierte: „Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.“
Es war ein Tag der kurzen Wege, mussten sich die blinden und sehbehinderten Menschen, doch von der Kirche nur über die Straße führen lassen, und schon standen sie im Hof des Brauereigasthofs Schmid: hier die kleine Brauerei, da der Gasthof, in dem abschließend zu Mittag gegessen wurde.
Zuvor aber führte Richard Schmid seine Besucher in zwei Gruppen durch seine Bierwerkstatt, in der er jährlich 100.000 Liter Bier in drei (demnächst: vier) Sorten herstellt. Darunter ist auch ein so genanntes Kellerbier. „Das hält vier Wochen“, informierte der Hausherr. Karl Edelmann entgegnete: „Solange hält bei mir daheim kein Kasten.“ Gelächter hallte durch die Halle.
Überhaupt war die Brauereiführung eine heitere Angelegenheit. Richard Schmid verstand es, plastisch und humorvoll zu schildern, was das Auge nicht sah. Die vier Bierzutaten reichte er in Schüsseln herum, damit die sehkranken Gäste das Aroma schnuppern konnten. Die verschiedenen Bierflaschen – alle mit Bügelverschluss – ließ er sie ertasten. Frisches Bier floss aus dem Zapfhahn ins Glas und von da am Gaumen vorbei die Kehle hinunter.
Zwischendurch wartete Richard Schmid mit Anekdoten auf, wie der, dass er vor zwei Jahren bei „Wer wird Millionär?“ eine halbe Million gewonnen hätte, wenn er denn im Studio tatsächlich Günter Jauch gegenübergesessen wäre. Die 500.000 Euro-Frage lautete nämlich: Was wird in Grad Plato gemessen? (a) Intelligenzquotient; (b) Erderwärmung; (c) Stammwürze; (d) Einfallswinkel. Richtig ist (c): Stammwürze. Das wusste der Biberacher Braumeister natürlich. „Aber leider war ich nicht da“, soll heißen: Er war am falschen Ort – nämlich vor dem und nicht im Fernseher.
Auch nicht im TV kam Peter Wischenbarth. Aber so ähnlich mag sich der Kreisarchivpfleger des Landkreises Neu-Ulm vorgekommen sein. Während sich zunächst die erste, dann die zweite Gruppe durch die engen Wege und Räume der Brauerei führen ließ, verkürzte Wischenbarth der jeweils anderen im Saal des Brauereigasthofs die Wartezeit als Lektor und Erzähler. Er las aus seinem Buch „Sagen, Anekdoten und Geschichtserzählungen aus dem Landkreis Neu-Ulm“ vor und erläuterte dazu sehr kundig jeweils den wahren Hintergrund, denn – so der Vöhringer Heimatforscher – „fast jede Sage hat einen historischen Kern“.
Fabian Sattich, Bezirksgruppenleiter des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes, dankte Landrat Erich Josef Geßner mit herzlichen Worten für den „beeindruckenden Blinden- und Sehbehindertentag 2013 in Biberach“. Für ihn und die Mitglieder der Bezirksgruppe Schwaben-Augsburg sei die jährliche Einladung des Landkreises Neu-Ulm immer wieder ein Höhepunkt im Jahresablauf, führte er in seiner Dankadresse aus. Sein besonderer Dank galt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes Neu-Ulm für die Organisation und die Fahr- und Begleitdienste.
Nach vielen Jahren zum letzten Mal dabei war Günter Hock, Sozialamtsleiter des Landratsamtes, der mit Ablauf des Juni 2013 in Pension geht. Wie Günter Hock in seinen Abschiedsworten sagte, denke er immer gerne an die vielen Begegnungen mit den blinden und sehbehinderten Menschen zurück, deren Lebensmut er so bewundere.








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