Gelingt ratiopharm ulm der nächste Schritt in Richtung Finale?

Natürlich sind Thorsten Leibenath und sein Team „mit großem Selbstbewusstsein für die weiteren Partien“ aus Oldenburg zurückgekehrt. Und natürlich will der Vizemeister am Samstag (17.20 Uhr live auf Sport1) in der ausverkauften ratiopharm arena „mit einem 2:0 nachlegen“, wie der Ulmer Head Coach erklärt. Aber schon vor dem zweiten Halbfinale wird Jan Pommer in seiner Funktion als Geschäftsführer der Beko BBL für einen ganz besonderen Moment sorgen: Pommer wird John Bryant mit gleich zwei Trophäen ehren – einmal als bester Offensivspieler, einmal als MVP.
Fans, die Bryant persönlich zu dieser Leistung gratulieren wollen, können dies vor dem Spiel im Foyer der ratiopharm arena tun: Der Fanclub Fan Attack Ulm hält drei gigantischen M-V-P Letter aus Stoff zur Unterschrift bereit.
Mit den EWE Baskets Oldenburg verbindet den Ulmer Basketball einiges – vor allem positive Erinnerungen. Mit Dru Joyce und Konrad Wysocki gehören zwei Galionsfiguren der jüngeren Ulmer Geschichte dem Baskets-Aufgebot an.
Beim denkwürdigen Umzug in die ratiopharm arena vor anderthalb Jahren (101:83) waren die „Donnervögel“ ebenso Spielball der Ulmer wie beim ersten Top-Four-Einzug nach dem Wiederaufstieg im Frühjahr 2012 (86:66).
Und der Positivtrend gegen die Niedersachsen hielt auch im ersten Spiel der diesjährigen Halbfinals an: Zwar nicht immer mit Glanz, aber mit Biss und Nervenstärke klaute der Vizemeister durch einen 84:86-Erfolg in Oldenburg den Heimvorteil in der „best-of-five“-Serie.

Nach zwei Jahren auf Identitätssuche hat sich das Schicksal des Meisters von 2009 in der laufenden Spielzeit um 180 Grad gedreht: Unter Sebastian Machowski, der Ulms Thorsten Leibenath als „Trainer des Jahres“ nachfolgte, spulten die EWE Baskets die wohl konstanteste Runde aller Bundesligisten ab, die sich in der besten Auswärtsbilanz der Liga (11-6) niederschlug.
Mit dem Einzug ins EuroChallenge-Halbfinale sorgte der Hauptrunden-Zweite auch international für Aufsehen. Im Viertelfinale gegen Bonn mussten die Huntestädter zwar über fünf Spiele gehen, schienen aber nie die Kontrolle über die Serie zu verlieren.
Machowski hat seinem Team ein System auf den Leib geschneidert, das die Stärken des Kaders optimal akzentuiert: Hinten werfen die „Donnervögel“ ihre Physis und Athletik in die Waagschale (drittbeste Defensive der Liga), vorne ist der individuellen Klasse der Baskets kaum beizukommen: Rickey Paulding (14,5 PpS) und Edel-Backup Julius Jenkins (17,5) sorgen als eines der besten Scoring-Duos der Liga für ständige Gefahr von außen (38,7% Dreier), während Adam Chubb und Ronnie Burrell am Brett die Lufthoheit sichern. Letztere konnte ratiopharm ulm in Spiel eins (41:46 Rebounds) beschneiden. Und sollten die körperlich starken Gäste erstmals in dieser Saison aufeinanderfolgende Spiele verlieren, wird der Zonen-Kampf zum „Casus Knacktus“. Das sieht auch Oldenburgs Assistenztrainer Philipp Köchling so: „Ich sehe definitiv noch Luft nach oben, daher reisen wir nach Ulm, um den Sieg einzufahren. Was in jedem Fall besser werden muss, ist die Arbeit am Brett.“
Thorsten Leibenath will sich dagegen etwas gegen die Oldenburger Einwurfsysteme – insbesondere unterhalb des Korbes – überlegen. „Da sahen wir teilweise nicht gut aus“, so der 38-Jährige. Es wird also spannend zu sehen sein, welche taktischen Anpassungen zu Spiel eins vorgenommen werden und welches Team mit den jeweiligen Maßnahmen Erfolg hat.
KEY FACTS
ratiopharm ulm: Von den letzten sechs Duellen mit den „Donnervögeln“ gewann Ulm fünf – so auch beide Hauptrunden-Partien (96:66 bzw. 91:95). Thorsten Leibenaths Team ist Inhaber der besten Bilanz der zweiten Saisonhälfte (17-4; Playoffs inklusive). Im Halbfinale müssen sich die Schwaben gegen die Statistik anstemmen: Seit 2006 gingen nur 36 Prozent aller Serien an das Team ohne Heimrecht.
EWE Baskets Oldenburg: Hinter Ulm ist Oldenburg das zweitbeste Team seit Rückrunden-Beginn (16-7). An der Donau verloren die Niedersachsen bislang aber fünf von acht Partien. Mit ihrem Erfahrungsschatz sind die Baskets wie gemacht für die Endrunde: 232 Playoff-Schlachten haben die „Donnervögel“ schon geschlagen – allein Julius Jenkins (58) nahezu halb so viele wie der ganze Ulmer Kader (134).