Ulm News, 26.01.2013 00:00
Dr. Christoph Leitl: Europa braucht eine einheitliche Stimme
Mit einem Appell für ein stärkeres Europa begeisterte Dr. Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, die Gäste des gemeinsamen Neujahrsempfangs der IHKs Bodensee-Oberschwaben und Ulm. Mehr als 700 Besucher aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft waren in die Biberacher Stadthalle gekommen, unter ihnen auch der baden-württembergische Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten, Peter Friedrich.
Leitl forderte, dass Europa künftig mit einer einheitlichen Stimme sprechen müsse, um so in der Welt besser wahrgenommen zu werden. „Die EU-Kommission hat eine Regierung zu sein“, appellierte er. In China, für das Europa Partner Nr. 1 sei, frage man nicht, wie Deutschland oder Frankreich, sondern wie Europa denke. Gleichzeitig rief er zu mehr Selbstbewusstsein auf: „Der europäische Hang zum Mittelmaß ist nicht nachvollziehbar.“
Im Vergleich zum Dollar sei der Euro die starke Währung, daran ändere auch die Griechenlandkrise nichts. „Kalifornien und Illinois sind ebenso pleite, doch die decken das besser zu.“ Die höheren Zinsen, die europäische Staaten für Kredite zahlen müssten, kämen nur Spekulanten zugute. „Amerikaner und Japaner zahlen lediglich zwei Prozent.“
Wenn es um Europa gehe, müsse Deutschland voranschreiten. Das Land sei, „ob es will oder nicht“, Leader auf europäischer Ebene. „Und Leadership verpflichtet.“ Kein Verständnis zeigte Leitl für den oft geäußerten Vorwurf, Deutschland sei zu stark im Export, denn seiner Meinung nach gehören Stärken gestärkt.
Heftige Kritik übte der österreichische Wirtschaftskammerpräsident an den Auswüchsen der Finanzwirtschaft. „Einige wenige stopfen sich die Koffer voll mit Geld.“ Er mahnte eine nachhaltige Entwicklung an, für die gerade die mittelständischen Unternehmer, zu denen auch er gehöre, stünden. „Dienen kommt vor Verdienen“, sagte Leitl.
Als ein zentrales Thema der Wirtschaft nannte Leitl den Fachkräftebedarf der Unternehmen. „Wo Fachkräfte fehlen, ist das eine echte Wachstumsbremse.“ Er betonte den Wert der dualen Berufsausbildung und wies darauf hin, dass Länder mit einem solchen Ausbildungskonzept wie Deutschland, Österreich und die Niederlande europaweit die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit aufwiesen. „Dort sind es acht Prozent, in den anderen Ländern 25 Prozent.“
Dr. Peter Kulitz, Präsident der IHK Ulm und des Baden-Württembergischen IHK-Tags, vermisste bei diesem Thema die Unterstützung der baden-württembergischen Landesregierung. Sie strebe an, dass die Hälfte eines Jahrgangs einen Hochschulabschluss ablege.
„Das ist ein absoluter Tiefschlag für die duale Ausbildung.“ Der IHK-Fachkräftemonitor zeige, dass in den IHK-Regionen Ulm und Bodensee-Oberschwaben bis zum Jahr 2025 jährlich 22.000 Stellen nicht besetzt werden könnten. „Davon entfallen jedoch nur 2.700 Stellen auf Akademiker und ganze 12.700 Stellen – also vier Mal so viel – auf nicht-akademische Berufe mit hoher Qualifikation wie Meister, Techniker und Fachwirte.“ Ein weiteres Thema, das Kulitz sehr beschäftigt, ist der Bau von Stuttgart 21.
Die Kostensteigerungen des Bahnprojekts nannte er zwar „höchst blamabel“; dennoch sei das Projekt „für unsere Region unverzichtbar.“
Er empfahl, die Kosten auf eine Nutzungsdauer von 100 Jahren verteilt zu betrachten. Heinrich Grieshaber, Präsident der IHK Bodensee-Oberschwaben, wies auf die im April in beiden IHK-Regionen anstehenden Vollversammlungswahlen hin. Mit den Worten „Ich bitte Sie nicht zu wählen, ich fordere Sie auf zu bestimmen“, warb er für die Stimmabgabe. „Entscheiden
Sie, wie unsere Arbeit für die regionale Wirtschaft aussehen soll. Lassen Sie uns gemeinsam noch mehr erreichen.“









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