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Ulm News, 03.04.2012 13:00

3. April 2012 von Ralf Grimminger
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Blumenstrauß an Kompetenzen: Wie Handwerk und Hochschule zusammenpassen


Seit dem Wintersemester 2010/2011 steht den Meistern und Absolventen gleichwertiger Fortbildungen der allgemeine Hochschulzugang offen, das heißt, sie können im Prinzip alle Fächer studieren. Die Handwerkskammer hat mit studierenden Meistern und ihren Professoren in Biberach über die ersten Erfahrungen und den Studienalltag gesprochen.

 

Tobias Haas, Hochschule Biberach: Der Wunsch zu studieren war schon während der Meisterschule da. Doch damals war es auf diese Weise noch nicht möglich. Michael Wahl, Hochschule Biberach: Viele Dinge habe ich schon auf der Meisterschule gelernt. Aber irgendwann kommt man an ein Limit. Man hat zwar eine Grundausbildung, aber ich bin jemand, der an gewissen Punkten einfach wissen will, was dahinter steckt. Und wie war dann der Einstieg ins Studium? Wahl: Nach der Meisterschule war es für mich ein fließender Wechsel. Als besonders unterschiedlich empfinde ich es nicht. Natürlich ist es ein anderer Stil. Schwierig ist nur der Bereich Mathematik. Aber es gibt auch Vorteile. Zum Beispiel bei allem, was mit Baustoffen oder Mechanik zu tun hat – das kenne ich schon aus der Meisterausbildung.

Haben Sie schon ein Ziel vor Augen im Hinblick auf den Abschluss?

Wahl: Bei mir wird es auf etwas hinauslaufen, wo ich auch meine alten Kenntnisse einsetzen kann. Was genau, weiß ich aber noch nicht. Haas: Ich brauche das Studium, um die Möglichkeit zu haben, Bauleiter in einer größeren Firma zu werden.

Ist es denn den Kolleginnen und Kollegen bekannt, dass man mit dem Meisterbrief auch studieren kann?

Haas: Ja, das spricht sich schon rum. Aber von meinen Kollegen aus der Lehre oder der Meisterschule hat außer mir niemand diesen Schritt gewagt. Die meisten haben schon Familie und Kinder. Der Wunsch wäre vielleicht da, aber es ist auch eine finanzielle Frage. Was die Professoren denken…

Schauen wir auf die ersten Erfahrungswerte – welche Resonanz gibt es hinsichtlich der Bewerbungen?

Rolf Litterst, Leiter der studentischen Abteilung an der Hochschule Biberach: Es besteht auf jeden Fall Interesse. Wir haben 36 immatrikulierte Studierende mit einer Meisterausbildung. Jedes Semester bewerben sich zwischen fünf und zehn neue Meisterinnen und Meister mit einer Durchschnittsnote von 2,3 oder besser haben sehr gute Chancen, aufgenommen zu werden.

Die Anfangszeit ist schon vorbei. Gibt es noch mehr Erfahrungen, die Sie mit den ersten studierenden Meistern gesammelt haben?

Litterst: Mit den Meistern läuft es anders, als mit den anderen Studienbewerbern. Sie informieren sich in der Regel vorab per Telefon, bitten darum, eine Studienberatung wahrnehmen oder eine Vorlesung ansehen zu können. Auffällig ist außerdem, dass ein Meister, der schon mehrere Jahre im Beruf ist, genau weiß, was er will. Genauso engagieren sie sich auch in den Vorlesungen und hinterher in den Prüfungen. Der Notenspiegel zeigt ebenfalls, dass Meister gut in das System integriert sind. Wir haben außerdem die Erfahrung gemacht, dass die Abbruchquote der Meister sehr gering ist.

Prof. Vogel, Rektor der Hochschule Biberach: Meister bringen von vornherein viele positive, erfolgversprechende Kompetenzen mit. Das ist zum Beispiel ihre Zielstrebigkeit, Effektivität, Kenntnisse in Betriebswirtschaft oder auch den Sozialkompetenzen – sie haben einen Blumenstrauß an Kompetenzen und Fähigkeiten, die andere sich erst noch erwerben müssen. Das ist ein ganz klares Plus. Das Mathematik-Manko, das es eventuell gibt, kann man sehr gut durch Hilfestellung abbauen. Für die Handwerkskammer Ulm ist das Studium für Meister nicht nur ein wichtiger Schritt zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, sondern mit Blick auf den Fachkräftebedarf auch eine dringende wirtschaftliche Notwendigkeit. Immer mehr Betriebe suchen nach gut qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die betrifft nicht nur die Facharbeiterebene, sondern auch die Führungspositionen. Viele Handwerksbetriebe stehen außerdem vor der Frage, an wen sie ihren Betrieb im Alter übergeben sollen. Für Studienabsolventen birgt dies immense Chancen.

Tobias Haas hat zunächst eine Ausbildung zum Maurer- und Betonbauer gemacht, mehrjährige Berufserfahrung als Vorarbeiter gesammelt und schließlich die Ausbildung zum Meister absolviert. Anschließend arbeitete er einige Jahre als Bauleiter. Heute studiert Tobias Haas Projektmanagement/Bauingenieurwesen in Biberach. „Nach sechs Jahren im Beruf wollte ich einfach beruflich etwas anderes machen. Um Bauleiter in einer größeren Firma zu werden, ist es wichtig, ein Studium zu haben“.

Michael Wahl hat sich für eine Ausbildung zum Zimmerer entschieden, dann einige Jahre Berufserfahrung gesammelt und anschließend die Ausbildung zum Meister in Biberach und Ulm gemacht. Mittlerweile studiert er Bauingenieurwesen in Biberach. „Das Studium ist genau mein Ding. Es wäre sehr schade gewesen, wenn ich es nicht angefangen hätte“. Weiterführende Informationen Studieren in Biberach: Bewerber mit Meisterabschluss sind sehr willkommen. Studieninteressierte müssen jedoch vor einer Bewerbung um einen Studienplatz ein Beratungsgespräch an der Hochschule führen. Das Gespräch gibt einen guten Überblick über das Studienangebot, Informationen zu Inhalt, Aufbau und Anforderungen, zum Zulassungsverfahren sowie zu studienvorbereitenden Angeboten. Als erste Fachhochschule in Baden-Württemberg bietet die Hochschule Biberach in Kooperation mit dem Verband für Bauwirtschaft künftig die Möglichkeit einer Kombination von Ausbildung und Studium im Baubereich: den Studiengang Bauingenieur PLUS.

Seit September 2010 gibt es außerdem das sogenannte „Biberacher Modell“: In Kooperation mit dem Zimmererausbildungszentrum werden die Ausbildung zum Zimmerer, Polier, Meister und das Studium zum Bachelor of Engineering im Studiengang Projektmanagement / Bauingenieurwesen gleichzeitig absolviert. Die Hochschule gibt ebenfalls Unterstützung im Bereich Mathematik. Bewerbung: Die Bewerbungsfristen für ein Studium sind gewöhnlich der 15. Juli für das Wintersemester und der 15. Januar für das Sommersemester. Aufgrund eines geringeren Bewerberaufkommens sind im Sommersemester die Chancen größer, einen Studienplatz zu erhalten, als im Wintersemester, so die Professoren. Weitere Informationen zum Studium gibt es auch im Internet unter www.hk-ulm.de oder www.hochschule-biberach.de. Weitere Studienmöglichkeiten im Gebiet der Handwerkskammer Ulm gibt es in Aalen, Ulm und Weingarten. Studienfinanzierung: Zur Finanzierung gibt es beispielsweise die Möglichkeit, BaföG zu beantragen. Auch verschiedene Stipendien, für die man sich bewerben kann, oder Bildungskredite stehen zur Verfügung.



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