Ulm News, 12.08.2025 22:30
FUG will Fernwärme aus belastetem Abfallholz ausweiten
Der FUG - Fernwärme Ulm GmbH geht es um eine effiziente Auslastung der Biomassekessel in der Ulmer Weststadt. Dor soll mehr Fernwärme aus belastetem Abfallholz entstehen. Doch wie sieht es mit den
Umweltauswirkungen auf das Stadtgebiet aus? Der BUND und aktuell die FWG-Fraktion sehen das kritisch.
Bei einer öffentlichen Veranstaltung schon Ende Juli hatte die Fernwärme Ulm GmbH ihr nächstes Projekt „Verbrennung von 156.000 to/a belastetem Abfallholz Kategorie A IV“ vorgestellt. Es handelt sich dabei um gefährlichen Abfall. Das Altholz ist mit gesundheitsschädlichen Holzschutzmitteln
behandelt. Das Vorhaben führte zu einem intensiven Austausch zwischen den Verantwortlichen der FUGdem Regierungspräsidium Tübingen und Vertretern vom Kreisverband Ulm des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland und der Gruppe LocalZero Ulm.
Die Umweltschützer kritisieren die geplante massive Erhöhung der Verbrennung von stark belastetem Altholz im Heizkraftwerk in der Ulmer Weststadt, so auch aktuell die FWG-Fraktion im Ulmer Gemeinderat - sie bitte um weitere Aufklärung.
Nachdem bisher 7.000 Tonnen des Altholzes pro Jahr erlaubt waren, sollen nun bis zu 156.000 Tonnen des chemisch behandelten Altholzes (Eisenbahnschwellen, alte Dachbalken, Palisaden, Hopfenstangen, Leitungsmasten, Rebstöcke und Ähnlichem) im Jahr verbrannt werden dürfen.
Nach Erklärungen der Verantwortlichen (Fernwärme Ulm GmbH, Regierungspräsidium Tübingen, dem Immissionsschutzbeauftragten sowie dem beauftragten Fachbüro) sei die Änderung mit keinen erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen verbunden. Die Grenzwerte für die Schadstoffe im Abgas würden eingehalten. Eine Umwelterträglichkeitsprüfung sei daher aus gutachterlicher, juristischer und aus Sicht des Regierungspräsidiums Tübingen nicht erforderlich. Das Genehmigungsverfahren könne ohne Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgen.
Der BUND-Kreisverband Ulm und LocalZero Ulm widersprechen dieser Position. „FUG und das Regierungspräsidium nehmen durch die Änderung der Brennstoffart eine erhebliche gesundheitliche Belastung der Menschen und die massive Verschmutzung der Umwelt billigend in Kauf“, so Dr. Martin Denoix und Walter Birnbaum vom Ulmer BUND-Kreisverband und Dr.
Martin Hofmann von LocalZero Ulm.
An der Technik der Anlage selbst sollen der Planung zufolge keine Veränderungen gegenüber dem Stand von vor 20 Jahren vorgenommen werden. „Damals wurde noch peinlich darauf geachtet, dass neben unbehandeltem Holz maximal fünf Prozent Fehlwürfe verbrannt wer-
den. Dazu wurde sogar ein Qualitätskonzept zur Sicherstellung dieser Anforderung unter Beteiligung der Umweltverbände realisiert. Mit der Änderung der Brennstoffart wird dieses Qualitätskonzept vollkommen wertlos“.
Im Änderungsverfahren aus dem Jahr 2019 zum Bau eines Blockheizkraft-werkes wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt, die aber damals schon vom BUND kritisiert wurde. Aus dessen Sicht wurden bei den meteorologischen Annahmen im Verfahren weder die Ulmer Windverhältnisse noch die Topografie der Stadt abgebildet. Zudem wurden als Hintergrundwerte (vorhandene Belastung der Atemluft) Daten aus Aalen und Biberach
herangezogen, statt Ulmer Werte zu ermitteln. „Dies konnte damals schon nicht zu korrektenWerten führen und heute will man ganz darauf verzichten“, bemängeln die Umweltschützer.
Mit ihrer Initiative wollen die Ulmer Umweltverbände erreichen, dass die Umweltauswirkungen durch diese Abfallverbrennung neben den bestehenden Anlagen transparent aufgezeigt werden. „Wir fordern die Verantwortlichen der FUG dazu auf, eine Luftqualitätsanalyse und eine Immissionsprognose mit integrierter Geruchsermittlung für die Stadtgebiete Ulm und Neu-Ulm zu beauftragen und zu veröffentlichen. Diese müssen auf einer wissenschaftlich be
gründeten Datenlage basieren“. Die Umweltverbände fordern zudem, die Anlagentechnik nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik zu sanieren. „Würde die FUG die geänderte Anlage heute neu in der Weststadt bauen wollen, wäre es nicht vorstellbar dafür eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung zu erhalten. Einfach weil mitten im Wohngebiet solche Anlagen, mit ihrem hohen Schadstoffpotential, nicht realisiert werden können“,
so Denoix, Birnbaum und Hofmann.
Hintergrund:
Am Standort in der Ulmer Weststadt betreibt die Fernwärme Ulm GmbH zwei Kesselanlagen zur Verfeuerung von Holz zur Erzeugung von hauptsächlich Wärme und Strom. Im Biomassekessel 1 war es bisher erlaubt, 156.000 to/a Altholz der Kategorien A I bis A IV zu verbrennen, die am stärksten mit Schadstoffen belastete Kat. A IV aber nur bis zu einer Menge von 7.000 to/a. Aus Gründen der Verfügbarkeit von Brennholz am Markt wie auch zur
effektiven Ausnutzung der Kesselkapazität wird nun beabsichtigt, die Anlage vollständig mit A-IV-Altholz zu befeuern.
Im Biomassekessel 2, dem jüngeren der beiden Kessel, werden bis zu 100.000 to/a weniger belastetes Holz Kat. A I und A II verfeuert.
Zum Vergleich die Mengendaten der anderen Abfallverbrennungsanlagen in der Region:
Müllverbrennung TAD Ulm 166.000 to/a und AWB Weißenhorn 107.000 to/a, Klärschlammverbrennung Steinhäule 100.000 to/a. Dazu kommen noch die Anlagen zur Abfallmitverbrennung der Zementwerke in Schelklingen mit 120.000 to/a und Allmendingen mit 180.000 to/a
Das Vorhaben bleibt also in der öffetnlcihen Diskussion - wie gesagt die FWG-Fraktion im Ulmer Gemeinderat hat dazu aktuell mehr Aufklärung gefordert.







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