Ulm News, 30.05.2025 22:00
Dann doch relativ fix - ein halbes Jahr für Brückenabriss in nur vier Tagen aufgeholt
Der Abriss der maroden Gänstorbrücke ging nun früher los und auch noch viel schneller vonstatten. Zuvor hatte es Probleme und Zeitverzögerung ohne Ende gegeben, doch dann ergaben sich neue Möglichkeiten und der Zeitplan kann nun wieder eingehalten werden.
Hier eine ulm-news-Fotogalerie von der Abbrucharbeiten - auch mit spektakulären Drohnen-Aufnahmen
Der notwendige Neubau der wichtigen Donauquerung sollte laufen, während auch der Verkehr weiterläuft. Da die Gänstorbrücke eigentlich aus zwei getrennten Brücken, für jede Fahrtrichtung eine, besteht, wurden Abriss und Neubau zweigeteilt. Erst den Verkehr auf der Ostseite bündeln und die Westseite abreißen und neu bauen, danach umgekehrt. Und Ende 2027 soll alles fertig sein. Um die Brückenhälfte abzubrechen, haben sich die Fachleute überlegt, ein Vorschubgerüst zu nutzen, mit dem normalerweise große Talbrücken Stück für Stück gebaut und dann aneinandergesetzt werden. Nur eben zum umgekehrten Zweck.
Dadurch wäre die Donau als Lebensraum und Fluss zur Stromerzeugung unbeeinträchtigt geblieben. Alles stand bereit, doch beim Bohren in den Untergrund am Ufer kam die böse Überraschung, denn der Boden war trotz vorheriger Sondierung dafür untauglich. Nun musste plötzlich auf den konventionellen Abriss von unten umgestellt werden. Wasserrechtliche Genehmigungen wurden notwendig, um die Natur nicht zu stören und die Laichzeit der Fische musste umgangen werden. Gleichzeitig muss die Donau abgesenkt werden, damit überhaupt sicher gearbeitet werden kann.
Der erste Abrisstermin Mitte Mai steht, doch der muss ausfallen, da der riesige Bagger dafür im Schwarzwald steht und die Transportgenehmigung für den 16-achsigen Schwertransporter nicht rechtzeitig erteilt werden konnte. Aktueller Termin wurde dann das Himmelfahrtswochenende. Sofort kam der nächste Aufschrei aus der Doppelstadt, denn gleichzeitig findet das Deutsche Musikfest mit 15 000 Teilnehmern statt. Baustellenlärm während der Konzerte im benachbarten Congress Centrum wurde befürchtet. Doch die Baustellenplaner hatten vorgesorgt und Genehmigungen für Feiertagsarbeit und 24-Stunden-Arbeit, damit genug Luft bleibt, um während der Konzerte zu pausieren oder lärmärmere Arbeiten durchzuführen. Ein Anruf bei der Bauleitung würde genügen. Doch im Inneren des Congress Centrum ist am Donnerstag fast nichts von der Baustelle zu hören.
Am Dienstagnachmittag wird klar, dass der Bagger über Nacht nach Neu-Ulm kommt. In einer Abstimmungsrunde zwischen den Planern kommt dann die Idee auf, nicht wie geplant am Donnerstag mit den Abrissarbeiten zu beginnen, wenn doch schon alles da ist. So setzte am Mittwochmorgen um neun Uhr der erste Meißel an, um die Brückenfahrbahn aufzutrennen. In der Donau war der 75 Tonnen schwere Bagger noch damit beschäftigt, sich mit Dutzenden Lkw-Fuhren Flussbausteinen eine Arbeitsfläche in der Donau zu bauen. Schon am Mittwochmittag purzelten die ersten Betonbrocken der Brücke in die Donau. Und dann ging es rasend schnell weiter.
Bis zum Feierabend am Mittwoch war das mittlere Drittel der Gänstorbrücke zwischen den beiden extra aufgebauten Hilfsstützen komplett entfernt und auch ein großes Stück des Drittels auf Neu-Ulmer Seite fehlte. Am Himmelfahrtstag ging es bereits um sieben Uhr morgens weiter und bis zum Mittagessen war auch das Neu-Ulmer Drittel durch zwei Bagger in die Einzelteile zerlegt. Auf der Ulmer Seite war währenddessen schon ein dritter Abrissbagger damit beschäftigt, auch das verbleibende Drittel auf Ulmer Seite zu zerlegen. Obwohl es sich um zwei getrennte Brücken handelt, waren während der Abbrucharbeiten auf dem verbliebenen Brückenteil immer wieder deutliche Schwingungen spürbar. Projektleiter Timo Roth von der Stadt Ulm konnte jedoch beruhigen.
Die beiden Brücken haben an ihren Ende gemeinsame Querbalken, die die Schwingungen übertragen, doch diese sind im Bereich der normalen Brückenbewegungen, die auch beispielsweise durch die Ausdehnung der Brücke bei Wärme entstehen oder durch die dynamische Belastung durch Fahrzeuge, die über die Brücke fahren. Vor den Absperrgittern der Baustelle fanden sich während der Arbeitszeiten immer eine zweistellige Anzahl Zuschauer ein. Oft waren es Eltern mit ihren Kindern und den Kindern war die Begeisterung für die großen Bagger anzusehen. Nur das rhythmische und durchaus laute Hämmern des Felsmeisels an der Baggerspitze war nicht jedem Kind geheuer. Aufgewogen wurde es durch die Faszination über die Kraft des Pulverisierers, einer Art Beißzange, die die Brücke auseinander geknabbert hat. Dabei waren die Brocken teilweise bis zu 15 Tonnen schwer.
Das ursprüngliche Ziel, am Sonntag die Brücke komplett entfernt zu haben, wird unterboten werden. Nach den Worten von Projektleiter Timo Roth werden bereits am Samstag die Trümmer der Brücke aus der Donau gesammelt sein und per Lastwagen zum Recycling gebracht. Die neue Brückenhälfte soll Mitte 2026 in Betrieb genommen werden, dann erfolgt der Abriss und Neubau der östlichen Brückenhälfte. Bis Ende 2027 soll die neue, 86 Meter lange Brücke komplett in Betrieb genommen werden.
Die neue Gänstorbrücke bietet neben zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung auf beiden Seiten der Brücke Gehwege und davon getrennte Zwei-Richtungs-Radwege. Im Inneren der Brücke verbergen sich Leitungen für Wasser, Gas und Fernwärme. Die inneren Fahrbahnen sind bereits konstruktiv für den Einbau von Straßenbahn-Gleisen vorgesehen.
Text/Fotos: Thomas Heckmann









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