Ulm News, 07.04.2025 21:45
Polizei bremst in Ulm Poser und Tuner aus

Dies Woche haben wir es noch in einem ulm-news-Kommentar geschrieben: wann endlich macht die Polizei etwas gegen Poser und Raser - und dann kommt doch am Freitagabend die Meldung: Polizei bremst Poser und Tuner aus. Kompliment
Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren in der Ulmer Innenstadt Lärmbelästigung durch Hunderte Auto-Fans. Das Ordnungsamt der Stadt und die Polizei sind aktiv, um Innenstadtbewohner vor unnötigem Lärm zu schützen und nur sichere Fahrzeuge herumfahren zu lassen. Zum Saisonstart am ersten Freitagabend im April kam es zum ersten großen Aufeinandertreffen.
Die Auto-Fans verabreden sich oft über Chatgruppen in den sozialen Medien, doch die szenekundigen Polizisten lesen dort eifrig mit. Für den Freitagabend hat die Verkehrspolizei des Polizeipräsidium Ulm gemeinsam mit Bereitschaftspolizisten des Polizeipräsidium Einsatz die erste Großkontrolle durchgeführt. Da das bayerische Neu-Ulm nur durch die Donau von Ulm getrennt ist, hat sich auch die Neu-Ulmer Polizei in ihrem Stadtgebiet an der Kontrolle beteiligt. Das begann wie in den letzten Jahren eigentlich immer mit einem Katz-und-Maus-Spiel. Die Poser versammeln sich auf größeren Parkplätzen, dort kommen dann schnell zwei- bis vierhundert Fahrzeuge zusammen. Der Parkplatz Stockmahd am Messegelände war am Freitagabend so ein Treffpunkt. Hunderte Zuschauer bewundern die Fahrzeuge, die auf den Parkplätzen ausgestellt werden, es wird gefachsimpelt. Immer wieder brechen einzelne Grüppchen zu Ausfahrten über den Altstadtring auf oder messen sich in Ampelstarts.
Das geht nicht ohne Lärm ab. Uniformierte und zivile Polizeifahrzeuge sind im Stadtgebiet unterwegs und ziehen gezielt die Autofahrer heraus, die es übertreiben. Dann gibt es belehrende Gespräche und für Wiederholungstäter Bußgelder. Diese ziehen je nach Verstoß auch Punkte nach sich, was gerade junge Autofahrer in der Probezeit auch einmal die Fahrerlaubnis kosten kann, so Thomas Hagel, Pressesprecher des Polizeipräsidium Ulm. Auch Platzverweise und Aufenthaltsverbote werden als Sofortmaßnahmen angewandt. Teilweise sind die Fahrzeuge liebevoll getunt und werden dann stolz präsentiert, doch die Verkehrspolizei hat dabei die Technik im Auge. Einige der Polizisten sind selbst Auto-Fans, schrauben an ihren Privatfahrzeugen und gehen auf Tuning-Messen. Mit viel Fachkunde überprüfen sie dann auffällige Fahrzeuge. Bei der Kontrolle in der Nacht zum Samstag haben sie sich erneut Unterstützung durch einen Sachverständigen geholt, der mitten in der Nacht Fahrzeuge auf die Hebebühne holt und technisch begutachtet. Bei einer großen Ausfahrt gegen elf Uhr abends sind viele Fahrzeuge auf der Bundesstraße 10 in das 20 Kilometer entfernte Industriegebiet von Luizhausen gefahren. Abseits von jeglicher Bebauung stören sie dort niemanden, auch wenn es etwas lauter wird. Polizeibeamte in einem zivilen Videowagen stehen schon längst unauffällig zwischen anderen geparkten Fahrzeugen und bemerken die ankommenden Gruppen an Autos.
Bei 200 Fahrzeugen hört ein Polizist zu zählen auf und fordert Unterstützung an, um jetzt zu kontrollieren. Das Industriegebiet ist eine riesige Sackgasse und mit mehreren Polizeifahrzeugen wird die Ein- und Ausfahrt blockiert. Wer nun raus will, wird kontrolliert. Auf zwei Spuren werden die Fahrzeuge schnell in Augenschein genommen, bei der geringsten Auffälligkeit wird das Fahrzeug an den Rand gefahren und kontrolliert. Reifen, Felgen und Auspuffanlagen werden auf ihre Übereinstimmung mit den Fahrzeugpapieren überprüft, für Zweifelsfälle steht der Sachverständige an der Kontrollstelle bereit. Insgesamt werden 90 Autos und elf Motorräder überprüft. Für viele der Poser gehört die Kontrolle zum Wochenend-Event dazu, es ist keinerlei Aggressivität zu vers püren. Dutzende Autofans stehen links und rechts der Kontrollstelle und bewerten die Fahrzeuge und die Arbeit der Polizei.
Gemeinsam mit den Polizisten wird gefachsimpelt, diskutiert, oft auch gelacht. Der Ton ist freundlich, teilweise duzt man sich, weil man sich von zahlreichen Kontrollen kennt. Bei einem VW ist das auf LED umgerüstete Standlicht ausgefallen, ein Polizist kennt die Problematik bei diesem Fahrzeugmodell und sagt zum Fahrer: „Gell, die sind Mist“, was der Fahrer bestätigt. Aus dem Kofferraum holt er die serienmäßige Lämpchen und bringt die Beleuchtung wieder in Ordnung. Er darf weiterfahren. Immer wieder fallen kleinere Mängel auf, die werden erklärt und dann gibt es eine Mängelkarte mit auf den Heimweg. Binnen weniger Tage muss der Mangel behoben werden und die Reparatur von einer Werkstatt bestätigt werden, dann ist der Fall für die Polizei und den Fahrer erledigt. Doch bei gröberen Mängeln gibt es auch Bußgelder. Vollkommen unverständig reagierte ein Motorradfahrer auf den Vorwurf eines abgefahrenen Hinterreifen.
Erst vergangene Woche war er zum Saisonstart beim TÜV. Was ihm dann in der Diskussion einfiel, waren die „Donuts“, also die schwarzen Kreise mit Reifenabrieb, die er vor wenigen Minuten im Industriegebiet auf den Asphalt „gemalt“ hatte. Der Hinterreifen war nun so abgefahren, dass er nicht mehr ausreichend Profil hatte. Viel zu wenig Profil hatte auch ein amerikanischer Sportwagen, die hohe Motorleistung wurde dem Fahrer zum Verhängnis, der Abrieb war so hoch, dass das Profil stellenweise vollkommen ohne Profil war, eine Weiterfahrt erschien den Polizisten zu gefährlich, das Auto wurde im Industriegebiet abgestellt und muss mit einem Abschleppwagen abtransportiert werden. Insgesamt wurden dreizehn Verstöße festgestellt, mehr als jedes zehnte Fahrzeug. Als das Industriegebiet gegen zwei Uhr morgens nach mehreren Stunden leerkontrolliert ist, entdecken die Polizisten mehrere Hundert Meter entfernt am Ende der Sackgasse auf dem Boden herumliegende Unterbodenbeleuchtung. Offensichtlich haben Autofahrer diese verbotene Zusatzbeleuchtung vom Auto abgerissen und weggeworfen, um keinen Ärger mit der Polizei zu bekommen. Außerdem parkte dort ein halbes Dutzend Fahrzeuge ohne Insassen.
Offensichtlich wollten diese Autofahrer wegen der Umbauten an ihren Fahrzeugen keinesfalls kontrolliert werden und sie ließen sich von anderen Autofans mitnehmen. Die Polizei wird weiter kontrollieren. An eine eigens eingerichtete E-Mail-Adresse können Anwohner auch weiterhin auffällige Autos melden. Hinweise mit Tag, Uhrzeit, Ort, Kennzeichen, Farbe und Typ des Fahrzeugs und einer Beschreibung des auffälligen Verhaltens können an ulm.pp.poser@polizei.bwl.de gesandt werden. Text/Foto: Thomas Heckmann










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