Ulm News, 27.11.2024 17:05
US-Wahlen 2024 und ihre Folgen – Regional Forum Wirtschaft diskutiert Trumps Rückkehr ins Weiße Haus
Da können wir uns mal ganz warm anziehen - Die US-Wahlen 2024 haben mit dem Wahlsieg von Donald Trump weitreichende politische und wirtschaftliche Konsequenzen, die im Mittelpunkt des Regional Forums Wirtschaft in Ulm standen. 120 Experten, Unternehmensvertreter sowie interessierte Schülerinnen und Schüler diskutierten, wie sich Trumps Rückkehr auf die europäische Wirtschaftspolitik, die internationale Sicherheit und die trans-atlantischen Beziehungen auswirken könnte.
Organisiert wurde die Veranstaltung von den Kammern und Verbänden der Region - dem Club der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V., der Handwerkskammer Ulm, der IHK Schwaben, der IHK Ulm sowie der Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm.
Gerd Stiefel, Präsident der IHK Regionalversammlung Neu-Ulm, er-öffnete den Abend mit deutlichen Worten: „Wir mussten zweimal schlucken, als der Wahlsieg von Donald Trump verkündet wurde und am gleichen Abend dann die Ampelkoalition zerbrach. Das sind große Herausforderungen für die Wirtschaft. Aber ich will das nicht nur negativ sehen - wir können diese Situation auch für uns nutzen. Deshalb sind wir heute hier und Christoph von Marschall wird uns neue Perspektiven aufzeigen.“
Christoph von Marschall, Journalist und Korrespondent des Berliner Tagesspiegels in den USA, betonte in seinem Vortrag, dass die Wie-derwahl von Donald Trump vor allem als Protestwahl gegen die bis-herigen Amtsinhaber zu verstehen sei. Entscheidend sei die Unzu-friedenheit mit der Wirtschaft gewesen, wobei hier die hohe Infla-tion der letzten Jahre gemeint ist. Große Teile der Bevölkerung wür-den darunter leiden. Viele Wähler hätten sich daher bewusst gegen Kamala Harris und den bisherigen politischen Kurs entschieden, weil sie einen radikalen Wechsel wollten.
Trumps Polarisierungsstrategie, die auf eine weitere Spaltung der politischen Lager und die gezielte Mobilisierung von Unzufriedenheit abzielt, habe ihm erhebliche Zu-gewinne beschert - auch in Bevölkerungsgruppen, in denen dies zunächst überraschend erscheint.
Für die Demokraten sei dies eine bittere Lektion, da sie sich erneut als „out of sync“ mit den Bedürfnissen und Erwartungen vieler Wäh-ler erwiesen hätten. Diese Diskrepanz zwischen der Partei und gro-ßen Teilen der Bevölkerung habe wesentlich zu ihrem Scheitern beigetragen.
Von Marschall betonte auch, dass die Auswirkungen weit über die USA hinausgehen. Europa und insbesondere Deutschland müssten sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen. Der Status quo, der bisher den Wohlstand in Europa gesichert habe, sei keine Selbstver-ständlichkeit mehr. Vielmehr gelte es, die eigenen Strukturen anzu-passen, um in einer zunehmend unsicheren und dynamischen Welt-ordnung bestehen zu können.
Von Marschall betonte: „Deutschland lebt vom exportgetriebenen Wohlstand, der auf Rahmenbedingungen beruht, die wir nicht voll-ständig steuern können. Diese Rahmenbedingungen ändern sich seit 15 Jahren und wir reagieren zu langsam. Die Krise der regelbasierten Ordnung und die geopolitischen Verschiebungen erfordern neue An-sätze.“ Er warnte jedoch: „Deutschland kann Krise, wenn es will. Wir sollten die Dinge, die wir gut machen, nicht schlecht reden“.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Unternehmern Christoph Schlegel, Georg Schlegel GmbH & Co. KG und Valentin Ul-rich, Handtmann Gruppe, wurden die Konsequenzen für die regio-nale Wirtschaft diskutiert. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Realpolitik in Zukunft noch mehr zählen wird. Von Marshall riet: „Entscheidend ist, die eigene Wirtschaft wettbewerbsfähig zu ma-chen, eine bezahlbare Klimapolitik umzusetzen und Migration effek-tiv zu steuern“.
„Die Wahl von Donald Trump ist zweifellos ein Weckruf, aber kein Grund zur Resignation. Wie wir heute klar gehört haben, stehen Eu-ropa und insbesondere Deutschland vor großen Herausforderungen - seien es die geopolitischen Verschiebungen, die Krise der regelba-sierten Ordnung oder die sich verändernden wirtschaftlichen Rah-menbedingungen. Herausforderungen bergen aber immer auch Chancen.
Deutschland hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass es in Krisenzeiten stark und handlungsfähig ist. Jetzt müssen wir entschlossen handeln, unsere Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen und uns auf unsere Stärken besinnen. Es liegt an uns, die Weichen für eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Außen- und Wirtschaftspolitik zu stellen. Dieser Abend hat wertvolle Impulse geliefert und gezeigt, dass wir mit klarem Blick und strategischer Ausrichtung auch in herausfordernden Zeiten erfolgreich sein können“, fasste Dr. Jan Stefan Roell, Präsident der IHK Ulm, zu-sammen.
Fotos:
• Gruppenbild v.l.n.r.: Valentin Ulrich, Handtmann Gruppe, Christoph Schlegel, Georg Schlegel GmbH & Co. KG, Dr. Jan Stefan Roell, Präsident IHK Ulm, Christoph von Marschall und Gerd Stiefel, Vorsitzender IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm
• Podiumsdiskussion v.l.n.r.: Christoph von Marschall, Chris-toph Schlegel, Georg Schlegel GmbH & Co. KG, Valentin Ul-rich, Handtmann Gruppe und Dr. Jan Stefan Roell, Präsident IHK Ulm
• Christoph von Marschall, Journalist und Korrespondent des Berliner Tagesspiegels in den USA, beim Regional Forum Wirtschaft
Quelle: IHK Ulm
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