Alles auf Null: ratiopharm ulm erwartet EWE Baskets Oldenburg zum dritten Playoff-Spiel

Diesen Rekord hätte Thorsten Leibenath sich und seinem Team gerne erspart. Nach einer rekordträchtigen Ulmer Hauptrunde inklusive der längsten Siegesserie der easyCredit BBL (27 Siege), war ratiopharm ulm im zweiten Halbfinale (107:103 n.V.) ebenfalls an einem historischen Spiel beteiligt. Mit 27 Punkten hatten die Gäste zur Halbzeit in Oldenburg geführt und dennoch verloren. Ein derartiges Comeback ist noch keinem Team in der Bundesliga gelungen. Wenngleich die Niederlage ärgerlich sei, sagt Leibenath: „Ich vertraue der mentalen Stärke meiner Mannschaft und erwarte eine Jetzt-erst-recht-Reaktion.“
Nüchtern betrachtet hat ratiopharm ulm ein Playoff-Spiel nach Verlängerung mit vier Punkten verloren. „Mehr auch nicht“, so Leibenath. Beim Stand von 1-1 ist in der Halbfinalserie also alles wieder auf Null gestellt. Allerdings weiterhin mit dem Heimvorteil auf Ulmer Seite. Rebounds. Rebounds. Rebounds. ratiopharm ulm ist mit 35,9 Rebounds in den Playoffs ein sehr gutes Rebounding-Team. In den bisherigen zwei Duellen mit Oldenburg (32 Playoff-Rebounds im Schnitt) ging der Kampf um die „Bretter“ allerdings immer an die Niedersachsen. Hier wiegt der Ausfall von Da`Sean Butler, der pro Partie 4,8 Rebounds abgreift, besonders schwer. Überhaupt entwickelt sich die Zone – also der Bereich direkt in Korbnähe – zum neuralgischen Gebiet: Oldenburg nahm in beiden Spielen zusammen „inside“ elf Würfe mehr und traf seine Zweier auch etwas hochprozentiger als Ulm (51/48,5%).
Taylor Braun ist nach Chris Babb und Raymar Morgan der dritt-effektivste Ulmer in der Halbfinalserie. Eigentlich ist Braun nicht unbedingt für sein Scoring bekannt – in der Hauptrunde kam er auf 7,4 Punkte pro Partie. Gegen Oldenburg legt der bissige Verteidiger im Schnitt allerdings 13,5 Punkte auf. Übertroffen wird er dabei von Ricky Paulding, der mit 24 Punkten in Spiel eins und 28 Zählern in Spiel zwei der Mann der Halbfinalserie ist. Einerseits wird Braun – der in der Regel gegen Chris Kramer verteidigt – alles dran setzten, um Pauldings Kreise einzuengen, anderseits werden die Ulmer darauf hoffen, dass der Motor des 34-Jährigen nach 43 Minuten in Spiel zwei irgendwann auch einmal Ermüdungserscheinungen zeigt.
Thorsten Leibenath (Head Coach ratiopharm ulm) „Natürlich ist es ärgerlich, dass wir einen vermeintlich komfortablen Vorsprung so leichtfertig verspielt haben. Doch ich vertraue der mentalen Stärke meiner Mannschaft und erwarte eine Jetzt-erst-recht-Reaktion. Nüchtern betrachtet haben wir ein Playoff-Spiel nach Verlängerung mit vier Punkten verloren – mehr auch nicht. Nach einem guten Viertel in Spiel eins und zwei guten Vierteln in Spiel zwei müssen wir es schaffen, unsere starken Phasen auszudehnen. Dazu gehört auch die Verteidigung in Korbnähe und das Attackieren des offensiven Bretts. Hier müssen wir uns steigern.“
Das dritte Halbfinale am Samstag ist das 56. Pflichtspiel – inklusive Eurocup und Pokal – für ratiopharm ulm in der aktuellen Saison. Auf dieselbe Anzahl von Spielen kam der Vizemeister in der Saison 2013/14 (18 Eurocup-Spiele) – allerdings erst nach Abschluss der Spielzeit. Noch mehr Partien bestritt ratiopharm ulm lediglich in der vergangenen Saison als Per Günther & Co. das Finale erreichten und 61 Mal auf dem Parkett standen.