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Ulm News, 09.05.2017 11:11

9. Mai 2017 von Thomas Kießling
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Wackelt die Betriebsrente?


Die Deutschen haben das Vertrauen in die gesetzliche Rente verloren. Schon mehr als zwei Drittel sind der Meinung, dass die Rente "extrem unsicher" ist. Über 50 Prozent sind sogar der Ansicht, dass die Versorgungslücke derart groß sein wird, dass der aktuelle Lebensstandard nicht gehalten werden kann. 

Zudem befürchten die Deutschen immer höher werdende Lebenshaltungskosten, die in weiterer Folge die Produkte der Altersvorsorge gefährden. Es ist daher keine Überraschung, dass sich immer mehr Deutsche für private Vorsorgeprodukte entscheiden. Jahr für Jahr werden - so die aktuellen Zahlen - 16 Millionen Verträge abgeschlossen.
Doch Vermögensberater, Fondsanbieter, Rentenexperten und Versicherer sind der Meinung, dass sich noch immer zu wenige Menschen um ihre Altersvorsorge kümmern. Doch ist es wirklich die Komplexität des Themas, liegt es am Ende an der Attraktivität der angebotenen Produkte, oder gar an den Vermögensberatern selbst? Schlussendlich bieten viele Produkte, die von den Versicherern angeboten werden, am Ende nur ein kleines Taschengeld - die Versorgungslücken werden nämlich kaum geschlossen.

Deutsche fürchten immer größere Versorgungslücken 

Auch die Bundesregierung weiß, dass die Versorgungslücken immer größer werden. Aus diesem Grund sollen neue Möglichkeiten geschaffen werden, sodass die Arbeitnehmer mehr als nur eine klassische Betriebsrente abschließen können. Eine dementsprechende Gesetzesänderung soll noch vor der Bundestagswahl durchgeführt werden. Doch die Zeichen stehen auf Stillstand. Auch wenn schon fast eine Einigung erzielt werden konnte, so sind es die Wünsche der unterschiedlichen Interessensgruppen, die am Ende dafür sorgen könnten, dass sich die Deutschen noch gedulden müssen.
Die Gewerkschaften gehen sogar davon aus, dass es zu gar keiner Reform kommen wird. Doch alle Beteiligten sind überzeugt, dass es notwendig ist, die Altersvorsorge auf eine breitere Basis zu stellen.
Auch wenn sich die gesetzliche Rentenversicherung in einer noch recht guten Verfassung befindet, so ist klar, dass es zu Versorgungslücken im Alter kommen wird.
Der Deutsche weiß, dass, wenn er das Rentenalter erreicht, den aktuellen Lebensstandard nicht mehr halten kann. Problematisch sind auch die zur Verfügung gestellten Produkte: Niedrig- und Nullzinsen sorgen dafür, dass es kaum noch Gewinne gibt.
Selbst der Garantiezins, der vor Jahren noch relativ attraktiv war, ist heute derart niedrig, dass es kaum noch einen Deutschen gibt, der sich für eine Kapitallebensversicherung entscheidet. Auch die Immobilien sind, aufgrund der steigenden Preise und der Frage, wie krisenfest die Immobilien tatsächlich sind, keine tatsächliche Alternative mehr.

Wie geht es weiter mit der garantierten Mindestrente?

Es ist daher nachvollziehbar, dass die Politik reagieren muss. Der Blick richtet sich auf die zweite Säule der Altersvorsorge - die sogenannte Betriebsrente.
Auch wenn viele Arbeitgeber eine Betriebsrente anbieten, so gibt es nur wenige Arbeitnehmer, die dieses Angebot auch annehmen.
In der Regel nutzen 60 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer die Möglichkeit einer betrieblichen Altersvorsorge; in kleineren und mittelgroßen Betrieben sind es aber deutlich weniger Angestellte, die derartige Produkte abgeschlossen haben.
Zudem bieten viele kleinere Betriebe gar keine betriebliche Altersvorsorge an. Es ist nämlich der bürokratische Aufwand, den viele Unternehmen vermeiden möchten. Zudem fürchten die Unternehmen ein finanzielles Risiko, da die betrieblichen Vorsorgemodelle auch mit Leistungszusagen verbunden sind. Das Betriebsrentenstärkungsgesetz (kurz: BRSG) soll Abhilfe schaffen. Der Gesetzesentwurf, der schon seit November 2016 seine Kreise zieht, zeichnet ein komplett neues Modell einer betrieblichen Altersvorsorge. Der Arbeitgeber wird etwa von den gefürchteten Garantien entbunden. Er muss daher, wenn der garantierter Ertrag nicht ausbezahlt werden kann, keine Zuschüsse leisten. Das "Sozialpartnermodell" sieht in weiterer Folge also vor, dass es keine garantierte Mindestrente mehr gibt.
Der Angestellte erhält nur jene Beiträge, die er auch tatsächlich einbezahlt hat - es wird kein Gewinn garantiert. Diese Änderung soll dazu führen, dass mehr Unternehmen eine betriebliche Altersvorsorge anbieten. Des Weiteren spekuliert die Regierung auf den Effekt, dass die Vorsorgeprodukte noch flexibler werden, sodass sich immer mehr Menschen für riskantere Anlagen - so etwa für Aktien - entscheiden. So entstehen höhere Gewinne - Gewinne, die in Zeiten von Niedrigzinsen, dringend notwendig sind.

Versicherer und CSU kritisieren geplantes Vorhaben

Doch auch wenn alle Beteiligten wissen, dass es ein neues Modell braucht, wächst der Widerstand. So laufen die Versicherungen, wenn auch nicht alle, Sturm gegen das geplante Modell. Die Versicherungsgesellschaften fürchten nämlich das sogenannte Garantieverbot, das - bislang - wichtigste Werbeargument für die Direkt- und Lebensversicherungen. Die Versicherer erhalten auch Unterstützung von der bayerischen CSU. Die CSU sprach sich bereits jetzt das geplante Modell aus und forderte des Weiteren auch Ausnahmen vom Garantieverbot. Der Querschuss sorgt natürlich für Unmut in der CDU.
Für die CDU verhandelt übrigens Peter Weiß, der der Meinung ist, dass das "Gesetz auch ohne einer Sozialpartnerschaft beschlossen" werden kann, wobei die "betriebliche Altersvorsorge dennoch stärker" wird. Jedoch weiß der CDU-Politiker, dass die Unternehmen eine betriebliche Altersvorsorge nur stärken können, wenn es auch ein dementsprechendes Sozialpartnermodell gibt. "Es wäre unverantwortlich, wenn wir das Modell rausstreichen und somit riskieren, dass das gesamte Vorhaben scheitert", so Weiß.
Die Gewerkschaften befürchten bereits, dass das geplante Vorhaben scheitern wird. Vor allem dann, wenn das Vorhaben nicht mehr vor der Bundestagswahl umgesetzt wird.



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