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Ulm News, 03.02.2017 13:00

3. Februar 2017 von Ralf Grimminger
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Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb - Neues Versorgungsmodell erreicht Betroffene frühzeitig


Lange Fehlzeiten im Job, Arbeitsunfähigkeit und Frührente – Psychische Erkrankungen ziehen unbehandelt oft gravierende Folgen nach sich. Schätzungsweise jeder zweite deutsche Erwachsene ist mindestens einmal im Leben von kurz oder länger andauernden seelischen Leiden wie Depressionen oder Angststörungen betroffen, viele von ihnen auch während des Berufslebens.

 Doch längst nicht alle, bei denen die Krankheit behandlungsbedürftig ist, suchen professionelle Hilfe. Wissenschaftler der Universitätsklinik Ulm haben nun gemeinsam mit Forscherkollegen nachgewiesen, dass psychosomatische Sprechstunden am Arbeitsplatz einen besseren Zugang zu Therapien und damit den frühzeitigen Behandlungsbeginn ermöglichen können.
Die Ergebnisse wurden im Online-Journal PLOS ONE veröffentlicht. Psychische Erkrankungen verursachen laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin jährlich einen finanziellen Schaden in Höhe von 16 Milliarden Euro. Tendenz steigend. Doch nicht nur für Unternehmen und die Gesellschaft sind die Kosten hoch. Auch der betroffene Arbeitnehmer „bezahlt“: Ihm drohen eine schlechtere Lebensqualität, Arbeitsunfähigkeit oder sogar Frühpensionierung.
Doch obwohl in Deutschland die Kosten für eine Psychotherapie in der Regel von den Krankenkassen übernommen werden, begibt sich nur jeder fünfte psychisch Erkrankte in Behandlung. Mögliche Gründe können die Angst vor Stigmatisierung sein oder ein unzureichender Zugang zu therapeutischen Hilfsangeboten. „Studien haben jedoch gezeigt, dass Betroffene deutlich besser auf Therapien ansprechen, wenn die Krankheit bereits in frühen Stadien behandelt wird“, erklärt Dr. Eva Rothermund, Leiterin der Multimodalen Schmerztherapie und ressourcenorientierten Verhaltenstherapie an der Ulmer Uniklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Um zu erforschen, ob therapiebedürftige Personen besser und vor allem früher erreicht werden, wenn ihnen an ihrem Arbeitsplatz Hilfe angeboten wird, haben die Wissenschaftler um die Erstautorin Rothermund und Professor Harald Gündel (Ärztlicher Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) ein neues Versorgungsmodell an der Schnittstelle zwischen betriebsärztlicher Betreuung und bestehenden ambulanten Angeboten geprüft.
Eingeführt und untersucht wurde das Modell in Zusammenarbeit mit dem Tübinger Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, der Sektion Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung (Bezirkskrankenhaus Günzburg) und mit Unternehmen aus der Region Ulm und Stuttgart, darunter Cassidian (jetzt Airbus DS Electronics and Border Security GmbH). Gemeinsam mit Kliniken vor Ort haben die Firmen eine „Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb“ in Form eines Konsiliarmodells eingerichtet. Das heißt, bei Bedarf zieht der Betriebsarzt einen Psychotherapeuten hinzu.
Für die Untersuchung konnten die Wissenschaftler knapp 370 Versuchspersonen rekrutieren. Fast die Hälfte von ihnen (174 Personen) hat das neue Versorgungsmodell der psychosomatischen Sprechstunde am Arbeitsplatz wahrgenommen, die restlichen Teilnehmer nutzten die Ambulanz an einer von zwei beteiligten psychosomatischen Kliniken. Alle Versuchspersonen füllten mehrere Fragebögen aus, in denen sie beispielsweise Auskunft über ihre Lebensqualität, psychische Gesundheit, ihre Arbeitsfähigkeit und arbeitsbedingten Stress gaben. Es zeigte sich, dass Betroffene mit deutlich schlechterer physischer und seelischer Gesundheit eher die etablierten Ambulanzen an einer Klinik aufsuchten.
Die Sprechstunde im Betrieb hingegen hat vor allem Personen erreicht, die am Anfang einer seelischen Belastung stehen, aber bislang nur wenig in ihrer Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt sind. Im Übrigen wurde die Betriebssprechstunde von verhältnismäßig mehr M&a mp;a mp;a uml;nnern genutzt als es bei ambulanten Angeboten der Fall ist. Das neue Versorgungsmodell könnte also der mit Therapien bislang unterversorgten Gruppe betroffener Männer helfen, den Weg zu einer adäquaten Behandlung zu finden.
„Mit unserer Studie konnten wir erstmals nachweisen, dass eine psychosomatische Sprechstunde am Arbeitsplatz gut angenommen wird und damit eine wirkliche Alternative zu bisher etablierten Ambulanzen im bestehenden Versorgungssystem ist. Sie bietet insbesondere auch Betroffenen, die am Anfang einer psychischen Störung stehen, einen besseren Zugang zu Therapien“, resümieren die Autoren.
Ein möglicher Grund für die hohe Akzeptanz der Betriebssprechstunde könnte eine niedrigere Hemmschwelle sein, weil das Angebot in den funktionierenden betriebsärztlichen Dienst eingebettet ist. Dies könnte ebenfalls die Angst vor Stigmatisierung gemindert haben. In Zukunft soll das neue Versorgungsmodell noch mehr auf die Bedürfnisse der Patienten und die betriebsärztliche Betreuung zugeschnitten werden.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Professor Reinhold Kilian (Leiter der Sektion Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie II am Bezirkskrankenhaus Günzburg), PD Dr. Michael Hölzer (Ärztlicher Leiter der Sonnenberg Klinik Stuttgart) sowie mit Professorin Monika Rieger, Ärztliche Direktorin des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin am Uniklinikum Tübingen, durchgeführt. Gefördert wurde die Studie von der Nachwuchsakademie Versorgungsforschung Baden-Württemberg.



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