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Ulm News, 28.02.2016 17:54

28. Februar 2016 von Ralf Grimminger
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Unaufgeregt, warmherzig, humorvoll: Die Abschiedsfeiern für Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner im Münster und CCU


Seit Wochen  tourt Oberbürgermeister Ivo Gönner von einer Abschiedsfeier zur nächsten. Am Sonntag nun fand die finale Abschiedsfeier im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes im voll besetzten Ulmer Münster und eines Bürgerempfangs im – ebenfalls voll besetzten - Congress Centrum statt. Zum Abschied des Ulmer Oberbürgermeisters war viel Prominenz nach Ulm gereist, beispielsweise Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Finanzminister Nils Schmid, Tübingens OB Boris Palmer, Ute Vogt, Botschafterin Annette Schavan, CDU-Kandidat Guido Wolf  und Europaministerin Beate Merk und viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft der Region. Vizekanzler Sigmar Gabriel musste wegen einer Erkrankung kurzfristig absagen. Ihn vertrat die SPD-Politikerin Ute Vogt.  Ivo Gönner verabschiedete sich im CCU gewohnt bescheiden: "Ich war der erste Diener der Stadt. Ade und auf Wiedersehen.“

 Zu Beginn gab es ein ökumenischer  Gottesdienst im Ulmer Münster. Alle Sitzplätze waren belegt, viele Ulmer und Ulmerinnen  verfolgten den Gottesdienst im Stehen. Als OB Ivo Gönner die Kirche betrat, brandete Beifall auf im Münster, das man selten so saukalt erlabt hat. Entschädigt wurden die fröstelnden Gottesdienstbesucher aber durch eine wunderbare Predigt von Dekan Gohl, der das Münster als Zeichen des Aufbruchs und Willens hervorhob. Ute Vogt vertrat den erkrankten SPD-Vorsitzenden und Vizekanzler, der nicht nur seine Laudatio auf Ivo Gönner nicht halten konnte, sondern auch einen Redaktionsbesuch in der Südwest Presse absagen musste.
 Ute Vogt richtete aber viele Grüße von Gabriel,  „dem ersten Vorsitzenden des Ivo Gönner-Fanclubs aus“. Sie bezeichnete Gönner als „einen der populärsten Oberbürger in der Republik“. Sie lobte ihn darüber hinaus als überzeugten Sozialdemokraten, „der die Gesellschaft in der Stadt zusammenhält“, und seit „44 Jahren Mitglied der SPD“ ist. Für ihre warmherzige Lobrede auf den scheidenden Rathauschef erntete sie viel Beifall.  Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Beiträgen des Philharmonischen Orchesters der Stadt Ulm und dem Motettenchor der Münsterkantorei unter der Leitung von Johannes Wieland. Wunderschöne, ja berührende Momente setzten Timo Handschuh und Joo Kraus mit ruhigen Trompeten – und Orgelimprovisationen.  Nach dem Gottesdienst entschieden Ivo Gönner und Winfried Kretschmann spontan, die Strecke zum Bürgerempfang ins Congress Centrum zu laufen. So zogen nun stattliche Gruppen die Donau hinunter. 
Im CCU begrüßte zunächst  der Chor „Singwerk“ der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Leitung von Isabelle  Ngoubamdjoum die Gäste, ehe Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit einer warmherzigen und auch humorvollen Rede die Zuhörer im Saal begeisterte. Kretschmann erinnerte Gönner, „dass wir beide in unserer Jugend etwas linker waren“. Heute seien beide  dort, wo der Schwabe gerne ist: „mittendrin“. Er lobte Gönner für seine Bürgernähe und Bodenständigkeit, aber auch für seine Standhaftigkeit, wenn es darum ging, auch unpopuläre Entscheidungen dem Bürger zu erklären oder durchzusetzen.  In den 24 Jahren  Amtszeit habe sich Ulm stetig positiv weiter entwickelt, unter anderem durch den Ausbau der Wissenschaftsstadt oder der Bildungsoffensive. Ein Vierteljahrhundert kommunalpolitisches Schwergewicht gehe nun von der Bühne. Kretschmann schenkte Gönner einen Wein aus der Staatskanzlei mit den schwäbischen Worten "Gscheiter Wein hat no koim Dummen gschadet." Und schloss  mit „Ivo, du hosch es gut gmacht“. Für Schwaben ein fast überwängliches Lob. 
Auch Nils Schmid lobt Gönner über den grünen Klee und bedauerte, dass er immer den verschiedenen Rufen der Landespartei widerstanden hat. „Ich bin auch als Landesvorsitzender nach Ulm gefahren – und mit guten Ratschlägen zurückgefahren“, berichtete er von diversen, erfolglosen  Anwerbeversuchen, Gönner für die Landes-oder Bundespolitik zu begeistern. Wie Kretschmann wiederstand der Finanz- und Wirtschaftsminister des Landes, die große Bühne für den Wahlkampf zu nutzen. Sie punkteten aber dennoch mit einem sympathischen Au ftreten und inhaltsvollen und dennoch kurzweiligen Lobreden auf Ivo Gönner.  
Barbara Bosch, die Reutlinger Oberbürgermeisterin und Präsidentin des baden-württembergischen Städtetags, lobte Gönners Engagement im Städtetag. Er sei ein großartiger Fürsprecher der Städte gewesen. 
Helga Malischeski - ohne Hut - als ältestes Mitglied im Gemeinderat hob in ihrer warmherzigen Rede ebenfalls Gönners Bürgernähe, aber auch sein gewaltiges Arbeitspensum hervor. Sie bedankte sich auch unter großem Beifall bei Ehefrau Susanne Schwarzkopf-Gönner und den Kindern Sabina und Sebastian, die so viel Zeit auf den Mann und Vater verzichten hätten müssen. . 
Ivo Gönner selbst ging in seiner Rede erst zum Ende auf seinen Abschied ein. Wie es seine Art ist, dankte er zunächst  den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der städtischen Dienste, dann den Bürgerinnen und Bürgern und schließlich den Gemeinderäten. Er arbeitete in den 24 Jahren immerhin mit  137 Gemeinderätinnen und Gemeinderäte zusammen. Er wünschte auch seinem Nachfolger Gunter Czisch einen guten Start im Amt.   Die Kommunalpolitik sei, so Gönner,  nicht der Keller, sondern das Fundament der Politik und der Gesellschaft und  der Garant für die Demokratie. Klar wies er Islam- oder Fremdenfeinde in die Schranken. Wer das christliche Abendland und das Christentum retten wolle, solle „doch selbst erst ein mal wieder  in die Kirche gehen“, sagte Gönner und nahm Bezug auch auf die hervorragende Predigt von Münsterdekan Gohl. Jeder, der das christliche Abendland gegen vermeintliche Bedrohung verteidige und selbst nie in die Kirche ginge, für den habe er kein Verständnis. Demokratie lebe von der friedlichen Auseinandersetzung und Diskussion, sagte der scheidende Oberbürgermeister.  Parteien aber, die das nicht wollten und ablehnten Parteien, hätten in einer Demokratie nichts verloren. Auch habe er keinerlei für Parteien, „die bei der Europawahl antreten, aber den Europarat abschaffen wollen. Ebenso kein Verständnis habe er für Leute, die nicht zu Wahl gehen, ob aus Protest oder „angeblicher Wahlmüdigkeit“. „Für freie Wahlen sterben anderswo Menschen“, sagte er unter Beifall.  Abschließend sprach er die Hoffnung aus, dass die Ulmer sagen „Gut hat er es gemacht“ und dass „ich ein guter Diener der Stadt war“.   Sprach's und kündigte das Ende der Feier und die Eröffnung des „Buffets“ mit Maultaschensuppe und Butterbrezeln an. Den berührenden Abschluss setzten dann aber doch nochmals der städtische Chor „Singwerk“ und die Band „Combo Communale“ – nun mit Bürgermeister Gunter Czisch am Schlagzeug  - mit „Blowin in the Wind“ und einem selbst getexteten Abschiedslied auf Ivo Gönner. Auf "Wenn der Ivo morgen geht" zur Melodie von "When the saints go marching in"  verdrückte dann mancher doch noch eine Träne.
Ivo Gönner erhielt langanhaltenden Applaus und Standing Ovations für seine Rede, vor allem aber sein Wirken in und für Ulm.
Bis weit in den N achmittag hinein unterhielten sich die vielen Gäste im Foyer.
Und dem einen oder anderen gelang noch ein „Selfie“ mit einem entspannten Oberbürgermeister Ivo Gönner, für den am Montag am frühen Abend seine 24-jährige Amtszeit in Ulm endet.   

Text: Tom Mittelbach/Ralf Grimminger



Veranstaltung(en) zu diesem Bericht

28.02.2016 : 11:15 Uhr

Bürgerempfang zum Abschied von OB Ivo Gönner



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