Ein Abend purer Emotionen im Klosterhof

Pur bewies im Klosterhof einmal mehr, warum sie seit so Jahrzehnten zur Spitze der deutschen Musikszene gehören und live ein Wucht sind, auch wenn der Auftritt in Ulm verhaltener ausfiel als gewohnt. So dominierten vor allem im ersten Konzertteil die eher nachdenklichen Lieder. Klare politische Statements gegen Ausgrenzung, Rechtsruck und Ausländerfeinlichkeit und für ein Miteinander statt Partyhits zum Mitsingen und Mitklatschen.

Zum anderen ging Sänger Hartmut Engler buchstäblich am Stock. Nach einem "gesundheitlichen Horrorjahr", wie er der "Bild" vor einiger Zeit berichtete, absolviert der 62-Jährige in diesem Sommer zwar 25 Open Air-Konzerte, kann aber wegen Arthrose in beiden Knien nur unter Schmerzen gehen. So wurde bei der Bühnenshow auf einen Laufsteg ins Publikum verzichtet. Der sonst so agile und ständig Kontakt zu den Fans suchende Frontmann sang oftmals sitzend auf einem Barhocker und verließ die Bühne mit einem Gehstock. Umso dankbarer zeigte sich der Sänger über den großen Applaus und Zuspruch seiner Fans. 

Trotz aller Widrigkeiten - das Lichtmischpult wurde kurz vor der Show durch ein Unwetter beschädigten musste ausgetauscht werden - startete Pur mit „Wir sind immer noch da“ das zweieinhalbstündige Konzert mit knapp 30 Liedern, davon sieben Songs, die in einem Medley zusammengefasst wurden. Bereits beim ersten Song war die Energie spürbar, die die Band und das Publikum miteinander verband. Frontmann Hartmut Engler gewohnt Publikums nahen Ansagen durch den Abend. Es folgte „Persönlich“ vom gleichnamigen aktuellen Album, von dem auch die Songs „Laune“ und „Voll sein“ den Fans im Klosterhof live präsentiert wurden. Es folgte ein gut abgestimmte Medley (Bis der Wind sich dreht / Neue Brücken / Brüder / Herzbeben / Wenn du da bist / Lied für alle Vergessenen / Rüdi / Indianer) mit Rüdi live und persönlich auf der Bühne.

Natürlich gab es auch die großen Hits der Band. Bei "Abenteuerland" und dem ersten Refrain sang das Publikum lauthals mit, während bunte Lichter über die Menge tanzten. „Wenn Sie diesen Tango hört“, sehr intensiv von Hartmut Engler und instrumental reduziert vorgetragen, war einer der emotionalen, sehr berührenden Höhepunkte des Konzert. Mit „Hör gut zu“ und "Ich lieb' dich" drückte die Band dann aufs Gaspedal und sorgte für Chöre und Partystimmung im Klosterhof. Als "Funkelperlenaugen" erklang, verwandelte sich der Klosterhof in ein Meer aus Lichtern. Großartig auch „Abenteuerland“. Der Song, der seit Jahren für das Lebensgefühl vieler Fans steht, brachte sofort die besondere Magie eines Pur-Konzerts in den Klosterhof. 

Mit "Ein graues Haar" – zusammen mit der A Capella-Band „Fünf“, die den Konzertabend eröffnet hatte - zeigte die Band aus Bietigheim einmal mehr, dass sie es versteht, augenzwinkernd Themen auf eine Art und Weise zu behandeln – und zu Partyhits zu machen.

Den Abschluss bildete das emotionale "Zu Ende träumen", bei dem die Band noch einmal all ihre Fans vereinte. Die Zeilen "Freunde für immer und ewig" schallten über den Klosterhof und hinterließen ein Gänsehautgefühl. Es war der perfekte Ausklang für einen Abend, der mit Starkregen begann und mit technischen Problemen irritierte, weil Ton und Video nicht synchron liefen, was irritierte. Auch das harte Bühnenlicht ließ die Musiker nicht gerade jünger erscheinen. Doch das alles störte das Publikum wenig. Mit dem Hit „Lena“ entließ die Band ihre singenden und glücklichen Fans in die Nacht.

Weitere Konzerte im Klosterhof

Am Donnerstag tritt Alvaro Soler im Klosterhof auf. Bis Sonntag sind dann Open Air Konzerte mit den Bands Gossip (Freitag), Dire Straits Legacy (Samstag) und am Sonntag mit dem Italo-Star Umberto Tozzi geplant. Für alle Konzerte gibt es noch Tickets an der Abendkasse.