Ulm News, 29.07.2023 09:54
Schriftsteller Martin Walser ist tot
Martin Walser ist tot. Der Schriftsteller starb am Freitag im Alter von 96 Jahren. Walser, der in Wasserburg am Bodensee geboren wurde und in Nußdorf bei Überlingen lebte, gilt als Jahrhundertgestalt und als größter zeitgenössischer Schriftsteller Deutschlands. Walser veröffentlichte rund 70 Roman und Erzähllungen, die oftmals von scheiternden Durchschnittsbürgern handelten und in den vielfach auch der Bodensee oder die Landschaft dort eine Rolle spielten. Der Schriftsteller war jedoch nicht nur ein großer Erzähler und Sprachvirtuose. Walser bezog oft Stellung zu aktuellen Debatten und löste damit oft heftige Kontroversen aus. Walser blieb bis ins hohe Alter produktiv.
Der letzte offizielle Auftritt von Martin Walser in Ulm war bei einer Lesung im Stadthaus. Walser las 2012 im voll besetzten Ulmer Stadthaus aus seinem Roman "Das dreizehnte Kapitel". Die Zuhörer waren beeindruckt vom 85-jährigen Autor, von dessen Präsenz und Sprachgewalt. Dem bedeutenden Schriftsteller war damals sein Alter kaum anzumerken. Aus seinem Briefroman "Das dreizehnte Kapitel" las er stehend am Pult. Präzise, wortgewältig und konzentriert, eine Stunde lang, pointiert und akzentuiert und ohne einen einzigen Versprecher. Allein dies was schon beeindruckend. Nach der Lesung beantwortete er vergnügt und schlagfertig Fragen zu seinem Buch, in dem sich eine Frau und ein Mann, beide wie sie immer wieder betonen glücklich verheiratet.
Seit dem Jahr 1950 war Martin Walser mit seiner Frau Käthe verheiratet. Mit ihr hat er vier Töchter. Walser ist auch der leibliche Vater von Jakob Augstein. Das wurde 2009 öffentlich bekannt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Martin Walser: "Wenn man in der deutschen Nachkriegsliteratur ein Beispiel nennen sollte für historisch bewusste, engagierte Dichtung, wer anders würde einem zuerst einfallen als Martin Walser? Sein Werk umspannt mehr als sechs Jahrzehnte, und er hat die deutsche Literatur in dieser Zeit entscheidend geprägt. Schreiben bedeutete für Martin Walser immer auch Verpflichtung zum schonungslosen Engagement. Als zeitlebens streitbarer und eigenwilliger politischer Geist fürchtete er weder Auseinandersetzungen noch Kritik, griff immer wieder mit politischen Essays in gesellschaftliche Debatten ein und beeinflusste sie über Jahrzehnte. Alle Versuche, Martin Walser in eine politische oder weltanschauliche Ideologie einordnen zu wollen, verkannten, was diesen Schriftsteller im Innersten antrieb: den eigenen Empfindungen so wahrhaftig wie möglich Ausdruck zu verleihen. 'Der Mensch ist ein Dichter. Und wenn er kein Dichter mehr ist, dann ist er auch kein Mensch mehr', schrieb Ihr Mann im April 1979 in sein Tagebuch. Als genialer Analyst der menschlichen Innenwelten hat er sich schreibend immer wieder selbst hinterfragt und die Leser an diesem Prozess teilhaben lassen. Martin Walser hat mit seinen Büchern und Essays vielen Menschen die Augen geöffnet, vor allem über das Land, in dem sie leben, und über die Zeit, in der sie leben. Sein mit vielen Preisen ausgezeichnetes Werk ist ein beeindruckender Spiegel Deutschlands und bleibt Teil seines literarischen Erbes."
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hob das Werk des streitbaren Schrifstellers vom Bodensee hervor: "Seine Bücher haben Generationen gelesen, seine Freude am Argument hat uns viele lebhafte Debatten beschert",
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte: "Martin Walser habt Literatur geschaffen, die bleibt. Seine Romane sind Spiegel und Reflexionsort der deutschen Zeitgeschichte und zugleich empathische und detailgenaue Studien der menschlichen Gattung."








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