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Ulm News, 06.06.2023 23:27

6. Juni 2023 von Ralf Grimminger
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Werden Kryptowährungen das Zahlungsmittel der Zukunft?


Jeder noch so konservative Konsument oder Waren- beziehungsweise Dienstleistungsanbieter kann die Augen vor Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. nicht länger verschließen. Sie sind in aller Munde und werden immer häufiger, besonders im E-Commerce, als Zahlungsmittel angeboten.

Die meisten Menschen haben jedoch noch wenig Ahnung darüber, wie das komplexe System mit der virtuellen Währung eigentlich funktioniert, wie sicher es ist und welche Chancen wie auch Risiken dabei entstehen.
Obwohl Bitcoin, die bekannteste der Kryprowährungen, mittlerweile fast jedem ein Begriff ist, sind besonders die Deutschen überwiegend skeptisch, was das Zahlungsmittel betrifft: nur 22 Prozent sind laut Statistik von 2022 optimistisch dazu eingestellt, während man es in Ländern wie Nigeria (60 Prozent), Indien (58 Prozent) und Vietnam (56 Prozent) weitaus stärker befürwortet.

Nach wie vor sind Kryptowährungen in den meisten Staaten lediglich rechtlich akzeptierte, jedoch keine gesetzlichen Zahlungsmittel, was bedeutet, dass sie von keinem Händler angeboten werden müssen. El Salvador war einer der ersten Staaten, der die Verwendung gesetzlich festlegte, und auch Zentralafrika unterzeichnete jüngst ein Gesetz, das Bitcoins zur offiziellen Währung machte. Das ausgerechnet ein derart unterentwickeltes Land, in dem große Teile der Bevölkerung weder Internet noch Smartphones besitzen, diesen Schritt ging, mag auf den ersten Blick verwundern, macht jedoch Sinn, wenn man Kryptowährungen an sich und auch deren wirtschaftliche und politische Bedeutung näher betrachtet. Bitcoin, Ethereum, Tether und andere weniger bekannte Kryptos wurden ursprünglich als virtuelle Währung entwickelt, wenngleich es sich im rechtlichen Sinne, wenigstens in Deutschland und vielen anderen Ländern, bisher lediglich um eine „Rechnungseinheit“ handelt. Der Vorteil ist dabei vor allem der schnelle Transaktionsverkehr zwischen Ländern. SWIFT- Überweisungen dauern sogar zwischen den industriell hochentwickelten Staaten Europas und den USA gewöhnlich mehrere Tage und sind zudem gebührenintensiv.

Noch schwieriger wird das Senden und Empfangen von Geld mit Ländern, in denen nicht alle Menschen Konten besitzen – oftmals ist man hier auf Remittance-Dienste wie Western Union angewiesen. Mit Kryptowährungen ist dieser Austausch Sekundenschnell, zuverlässig und günstig, sofern man denn eben über ein Smartphone oder einen Computer mit Internetanschluss verfügt. El Salvador hatte die Entscheidung zur gesetzlichen Währung beispielsweise offiziell damit begründet, dass auf diese Weise Geld aus dem Ausland leichter ins Land fließen könne. Gerade in Ländern mit hoher Inflationsrate sind Kryptowährungen zudem attraktiv, da ihr Wert nicht von einer Zentralbank reguliert wird. Allgemein ergeben sich dadurch jedoch eher Nachteile, denn wenngleich die Fiatwährungen in der kommenden Dekade garantiert an Wert verlieren werden, sind die Schwankungen im Kurs von Dollar und Euro nicht so hoch wie bei Bitcoin. Im vierten Quartal 2022 erreichte sie ein Kurstief von 15.500 US-Dollar, Anfang März 2023 lag der Wert bei 22.060 US-Dollar. Wenngleich diese Entwicklung positiv ist, macht dies die Währung zu einem relativ unbeständigen Zahlungsmittel, sogar in Bereichen, wo zwischen Ein- und Auszahlung wenig Zeit vergeht – die tägliche Schwankung liegt binnen 24 Stunden bei rund 2 Prozent. Derzeit wird Krypto als Zahlungsmethode beispielsweise oft im Online Casino angeboten – sogenannte Bitcoin-Casinos unterscheiden sich von anderen Plattformen einfach dadurch, dass hier mit der virtuellen Währung bezahlt werden kann. Während Einzahlen mit Bitcoin oftmals als besonders sicher und anonym angepriesen wird, kann es aufgrund der starken Schwankungen durchaus der Fall sein, dass es zwischen dem Wetteinsatz und dem Auszahlen des Gewinns zu einem Wertverlust kommt.

Auch Anonymität – eines der Hautkriterien, die oftmals für die Verwendung genannt werden – ist nur bedingt gewährt. Gemeint ist dabei in erster Linie, dass man anders als bei Kreditkarten und Lastschriftverfahren keine persönlichen Daten preisgeben muss, und besonders in Bereichen wie Glückspiel wird dies oftmals als Vorteil gewertet. Allerdings ist die Sicherheit von Krypto gerade dadurch garantiert, dass alle Transaktionen öffentlich einsehbar und somit transparent sind. Basierend auf Blockchain-Technologie wird der Zahlungsverkehr in den sogenannten „Hashes“ eines Blocks in der Blockchain festgehalten. Jeder Hash im letzten Block enthält dabei auch Informationen des vorherigen Blocks, was bedeutet, dass der Verlauf eines jeden Bitcoins klar dokumentiert ist und kaum manipuliert werden kann, woraus sich ein relativ hohes Maß an Sicherheit ergibt.

Hinzu kommt, dass es sich hierbei um ein sogenanntes Peer-to-Peer-System handelt, das die Authentizität einer Transaktion garantiert, was wiederum als „Mining“ bekannt ist. Werden Fiatwährungen je nach Bedarf vom Staat gedruckt, gibt es ein derartiges Vorgehen bei den virtuellen Währungen natürlich nicht. Die Nutzer können selbst „Mining“ (zu Deutsch: Goldschürfen) betreiben, was bedeutet, dass alle Transaktionen durch sie bestätigt, in ein Kontenbuch eingetragen und somit dokumentiert werden. Wer Mining betreibt, bekommt zum Dank ein bestimmtes Kontingent and Bitcoins als Entlohnung zugesprochen, während das Mehrheitsprinzip Sicherheit gewährt, denn Überlisten ließe sich dieses System nur dadurch, dass ein Angreifer mehr Mining betreibt als alle rechtmäßigen Miner gemeinsam.
Oftmals wird in Frage gestellt, wie lange dieser Schutz bestehen bleibt, angesichts der technologischen Entwicklung von Bot-Systemen, aber auch dem immer größer werdenden Bedarf an Rechenleistung, die ein Computer bewältigen muss, um die Datenmenge zu verarbeiten.
Laut Schätzung liegt der gesamte aktuelle Energiebedarf der Miner bei 23,5 GWh über einen Zeitraum von 24 Stunden, was in etwa der Leistung eines Atomkraftwerks gleichkommt. Steigt der Leistungsbedarf weiter an, wenn die täglichen Transaktionen weiter zunehmen, kann der Mining-Prozess und damit das gesamte Sicherheitssystem ins Wanken geraten.
Fraglich bleibt, wie weit sich Kryptowährungen als offizielles Zahlungsmittel etablieren werden. Es ist kaum anzunehmen, dass man in naher Zukunft im Supermarkt oder beim Bäcker einfach mit Bitcoins bezahlt.

Die meisten Regierungen sträuben sich zudem eine dezentrale Währung zur gesetzlichen zu machen, da diese eben nicht über die Zentralbank gesteuert werden kann. Interesse hat neben kleineren, unterentwickelten Ländern, die sich damit eine stärkere Währung erhoffen sowie einen erleichterten Geldfluss ins Ausland, insbesondere auch Russland. Der Grund hierfür ist ein politischer: Die Sanktionen der westlichen Staaten, das Land vom SWIFT-System auszuschließen, lassen sich auf diese Weise bei internationalen Geschäften umgehen. Beispielsweise ist bekannt, dass Russland seit 2016 enge Beziehungen mit dem zentralafrikanischen Präsidenten Faustin Touadéra unterhält, und in dem durch Bürgerkrieg zerstörten Land in zahlreiche Infrastrukturprojekte investiert, wie auch die Armee ausbildet. Die Entscheidung Touadéras Kryptowährungen zur gesetzlichen Währung zu machen, mag nicht zuletzt damit zusammenhängen, und auch in El Salvadors Entscheidung für Bitcoin mag von den guten wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland beeinflusst worden sein.

Das lateinamerikanische Land ist hoch verschuldet, verhandelt derzeit mit dem Internationalen Währungsfond einen Kredit von 1,3 Milliarden US-Dollar, und dennoch soll Präsident Nayib Bukele 220 Millionen US-Dollar in Bitcoin investiert haben. Obwohl es sich hier nun um eine offizielle Währung handelt, bleibt die Akzeptanz in der Bevölkerung laut einer Universitätsumfrage jedoch gering: 70 Prozent vertrauen Bitcoin nicht, 86 Prozent der kleineren und mittleren Betriebe in El Salvador nutzen sie nicht, und das, obwohl man zum Anreiz eine digitale Geldbörse einführte, und jedem, der die App herunterlud, 30 Dollar Startguthaben schenkte. Sind derartige Inzentiven in kleineren Staaten mit schwacher Währung und hoher Inflation nicht genug, um die Bevölkerung vom Zahlungsmittel zu überzeugen, stehen die Chancen in Industrieländern noch schlechter, zumal das System weitgehend kompliziert und unübersichtlich ist, was bei vielen Menschen die Hemmschwelle erhöht, in Krypto zu investieren. Kommen dazu noch erhebliche Kursschwankungen, bleibt fraglich, inwieweit besonders konservative deutsche Investoren eine Chance im Kauf von Bitcoin wittern und wie stark sich diese Währung hierzulande als Zahlungsmittel wirklich durchsetzen wird. Ihren Platz hat sie m E-Commerce besonders in Bereichen wie Online-Casinos, wo schnelle Transaktionen ohne Angeben sensibler Daten oftmals bevorzugt werden. Im traditionellen Handel oder als gesetzliche Währung werden sich Kryptowährungen in naher Zukunft in der westlichen Welt wohl kaum etablieren.



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