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Ulm News, 25.04.2021 00:07

25. April 2021 von Thomas Kießling
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Im falschen Film


 53 Schauspielerinnen und Schauspieler, unter ihnen mehrere Tatort-Kommissare und Tatort-Star Jan Josef Liefers haben in einer Videoaktion die Corona-Maßnahmen, die Politiker und die Medien ironisch und überzeichnet, so war jedenfalls das Ziel, kritisiert. Tatort-Star Liefers legte nach und bemängelte in einem Interview danach „mangelnde Transparenz“ der Politik und einseitige Corona-Berichterstattung. Dabei greift keine andere Berufsgruppe stärker und offensichtlicher in die Arbeit von Journalisten ein als  Film- und Musikstars. 

 Es waren keine D-Promis, die mal in die Schlagzeilen kommen wollten, sondern die erste Riege der deutschen TV-Branche, die pünktlich zum in Kraft treten der „Bundes-Notbr3emse“ ein gemeinsames Video veröffentlichte. Die Stars müssen sich im Gegensatz zu den vielen freien Schauspielern, Dramaturgen oder Regisseuren keine Sorgen machen. Sie kritisieren die Politiker und die Medien ironisch und überzeichnet.
Dabei sorgen Topstars oft selbst für einseitige Berichterstattung – wenn es um sie selbst geht. Stars und ihr Management, nicht jeder, aber viele, gängeln Journalisten durch Bestimmungen und Verträge und geben so die Richtung der Berichterstattung vor. Keine andere Berufsgruppe greift stärker und offensichtlicher in die Arbeit von Journalisten ein wie die Film- und Musikstars. Nun beklagt ausgerechnet diese Branche eine einseitige Berichterstattung oder eine gesteuerte Presse.
Die Stars und ihr Management tun alles, um sich gut darzustellen und im rechten Licht zu erscheinen. Fotografen bekommen heutzutage genaue Anweisungen, wie ein Star abgelichtet werden darf. Nur von der linken Seite, nur frontal, maximal nur zehn Fotos. Die Fotos müssen dem Management vorgelegt werden, das dann ein oder zwei Fotos freigibt. Die Fotos werden gerne auch urheberrechtlich übernommen. Fotos sollen nach einer bestimmten Anzahl Tage wieder aus dem Netz gelöscht werden und bei Konzerten müssen Fotografen vor dem Konzert mehrseitige Verträge und Benimmregeln unterschreiben. Ohne Untrerschrift keine Fotoerlaubnis für die ersten drei Lieder der Show. Nach dem Konzert müssen Kameras abgeben werden oder die Fotografen gleich die Halle ganz verlassen.  
Das weiß auch Jan Josef Liefers, der auch als Musiker in Konzerthallen unterwegs ist.
Bei Interviews ist oft vorgeschrieben, welche Fragen wie lange gestellt werden dürfen, bevorzugt natürlich zum neuen Album oder zum neuen Film. Untersagt werden gerne Fragen zu privateren Themen wie Politik, Engagement, Ehe oder Beziehung. Hält sich der Fragesteller nicht daran, droht der Abbruch des Gesprächs. Ist das Interview beendet und geschrieben, darf es noch nicht veröffentlicht werden, weil es noch autorisiert, also genehmigt werden muss. Dazu wird dem Management des Stars das fertige Interview nochmals vorgelegt. Die Antworten werden dann bisweilen nochmals so umformuliert und geglättet, dass der Journalist manchmal sein Interview nicht mehr wieder  erkennt. Das alles dient alleinig dazu, den Star von seiner besten Seite zu zeigen und sein Image, seine Marke weiter zu befördern. Diese Regulierungen haben die Medienvertreter mittlerweile zähneknirschend hingenommen.
Wenn nun allerdings einer dieser Topstars von „einseitiger Berichterstattung“ und „mangelnder Transparenz“ der Medien spricht, wähnt man sich schon im falschen Film.
Was Jan Josef Liefers als ironische Kunst im Video von gegeben hat, ist zur Dokumentation hier nochmals nachzulesen.  Mit schöneren Worten kann man „Lügenpresse“ kaum anders sagen.
Hier der satirische O-Ton Jan Josef Liefers. Achtung Kunst, Achtung Witz!
„Mein Name ist Jan Josef Liefers, und ich möchte heute danke sagen. Danke an alle Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich, verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben, und dafür sorgen, dass kein unnötiger kritischer Disput uns ablenken kann von der Zustimmung zu den sinnvollen und imm er angemessenen Maßnahmen unserer Regierung. Verantwortungslosen, menschenverachtenden Ärzten und Wissenschaftlern, die zu anderen Schlüssen kommen als die beratenden Experten unserer Regierung, und die sich mit Professuren an weltberühmten Universitäten und Nobelpreisen schmücken, ich möchte sagen, tarnen, dürfen wir keine Bühne geben. Schließlich wissen nur ganz wenige Spezialisten, was gut für uns ist. In letzter Zeit habe ich aber das Gefühl, dass einige Zeitungen damit beginnen, alte, überwunden geglaubte Vorstellungen von kritischem Journalismus wieder aufleben zu lassen. Dagegen müssen wir uns wehren. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir sollten einfach nur allem zustimmen und tun, was man uns sagt. Nur so kommen wir gut durch die Pandemie. Bleiben Sie gesund, verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht.“
Text: Ralf Grimminger



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