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Ulm News, 06.04.2019 17:00

6. April 2019 von Ralf Grimminger
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Sechs Stolpersteine gegen das Vergessen


Der Künstler Gunter Demnig hat zum vierten Mal Stolpersteine in der Stadt Neu-Ulm verlegt. In der Wallstraße 22 erinnern ab sofort drei Stolpersteine an Emanuel, Emilie und Eva Rosenthal. Drei weitere Stolpersteine wurden in der Schützenstraße 38 zum Gedenken an Siegfried, Frida und Ilse Neumann verlegt. Sie sind Opfer der NS-Zeit. 

Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", zitiert Gunter Demnig den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: Hier wohnte . . .  :  : Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 1200 Orten Deutschlands und in vielen Ländern Europas. Auch in der Stadt Neu-Ulm wurden bereits mehrere Stolpersteine verlegt.

Emilie Rosenthal wurde am 25. Dezember 1899 in Isny als Tochter von Albert und Friederike Zettler, beide Protestanten, geboren. Sie hatte zwei ältere Brüder: Albert (geb. 1890) und Karl (geb. 1891). 1911 zog die Familie nach Neu-Ulm, dem Geburtsort der Mutter. Emilie besuchte dort die Zentralschule.
Während des Ersten Weltkriegs wurde sie zur Säuglingsschwester ausgebildet. Von 1920 bis 1922 arbeitete Emilie in einem Mütterheim. Danach lebte sie vier Jahre in Mailand. Im November 1926 kehrte sie nach Neu-Ulm zurück und zog 1927 nach Berlin, wo sie am 8. Dezember 1931 Emanuel Rosenthal heiratete. Im März 1933 starb Emilies Mutter, woraufhin das Paar nach Neu-Ulm zum Vater zog. Dort wurde am 8. September 1934 ihre Tochter Eva geboren. Am 19. März 1940 floh Emilie mit Eva nach Mailand und wohnte dort an der Piazza Castello 25. Über den Zeitpunkt und Umstand von Emilies Tod ist nichts bekannt.
Emanuel Rosenthal wurde am 22. Januar 1901 in Frankfurt am Main als Sohn von Max und Eva Rosenthal geboren. Im selben Jahr zog die Familie nach Gleiwitz, dem Geburtsort des Vaters. Nach dem Tod der Mutter kehrte die Familie nach Frankfurt zurück. 1931 heiratete Emanuel Emilie Zettler in Berlin, von wo aus das Paar dann nach Neu-Ulm zu Emilies Vater zog. Emanuel arbeitete als Kantorist bei der Firma Nathan Strauss, Hüttenwerk A.G. in Ulm. 

Am 26. Juli 1939 ist Emanuels Abmeldung von Neu-Ulm nach Richborough (England) in ein Durchgangslager für jüdische Auswanderer verzeichnet. 1940/41 folgte die Internierung durch die Engländer als Sicherheitsmaßnahme für Ausländer auf der Isle of Man – dies wurde von ihm als Haft empfunden, da es keine Bewegungsfreiheit gab. Von 1944 bis 1945 arbeitete Emanuel Rosenthal in einer Munitionsfabrik, danach bis 1947 als Buchhalter.
Im gleichen Jahr heiratete Emanuel seine zweite Frau Margit und lebte mit ihr bis zu seinem Tod 1955 in London.
Mit Einverständnis seiner Tochter Eva aus erster Ehe erhielt Margit Rosenthal stellvertretend für Emanuel eine Entschädigung für dessen Schaden an Freiheit sowie beruflichem und wirtschaftlichem Fortkommen. Eva heiratete in Italien und emigrierte nach England.

Siegfried Neumann wurde am 19. November 1911 in Ulm geboren. Mit seinen Eltern Paula und Emil Neumann und seinen Schwestern Celia und Ilse lebte er bis Juni 1919 in Ulm in der Zeitblomstraße 13. 
Danach zog die Familie zu Paulas Eltern in die Johannisstraße 10 nach Neu-Ulm. 
Über die Schul- und Berufsausbildung von Siegfried ist nichts bekannt. Da sein Vater ab 1919 die Zigarrenfabrik (ab 1931 Büroartikel) seines Schwiegervaters übernommen hatte, darf angenommen werden, dass auch Siegfried in dieser Firma arbeitete. Auf seiner Einwanderungskarte in Brasilien ist als Beruf „Techniker“ vermerkt. 
Am 1. Oktober 1936 zog die Familie in die Schützenstraße 38 in Neu-Ulm. Am 12. April 1937 heiratete Siegfried Neumann Frida Heinbach, die am 28. April 1911 in Bad Buchau geboren wurde. Ihre Eltern waren Max und Ella Heinbach. Fridas Bruder Ludwig besuchte seine Heimatstadt Bad Buchau nach dem Zweiten Weltkrieg. Kurz nach ihrer Heirat emigrierten Siegfried und Frida Neumann am 18. Mai 1937 nach São Paulo in Brasilien. Vier Jahre später, am 29. April 1941, holte Siegfried seine Eltern nach. Siegfried und Frida Neumann starben in den 1990er Jahren. Ihre Tochter Carla Elias lebt noch in São Paulo.
Ilse Neumann wurde am 27. Dezember 1913 als drittes und jüngstes Kind von Emil und Paula Neumann in Ulm geboren. Sie emigrierte am 26. April 1937 nach Chicago, USA, heiratete dort und hieß fortan Ilse Katmann. Sie starb im Oktober 2015 im Alter von 102 Jahren. Ihre Tochter starb 2017.



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