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Ulm News, 31.08.2010 18:00

31. August 2010 von Thomas Kießling
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Peter Zwey: Die Kunst der Rede heute


Es ist nicht anders möglich, wer eine Rede halten will, legt durch diesen Entschluss schon beträchtliches Pathos auf. Beträchtlich? Ja, zum Sehen wie zum Hören ist das Pathos da. Reden ist eine pathetische Sprechhandlung. Meint Peter Zwey.

Nun hat unsere Eopoche vor nichts mehr Bedenken als vor Pathos, da man überall gerne auf kühl und sachlich posiert, und doch hat sie Pathos gleichwohl. Nur eben an Stellen, die ihr nicht bewusst sind. An blinden Flecken ihrer selbst sozusagen. Etwa wenn sie von ihrer Professionalität große Worte machen, oder von ihrer kommunikativen Kompetenz, und dabei kein Ende finden. Pathos, nichts als Pathos, allerdings ranziges,veraltetes, sentimentales Pathos übertriebener Egopflege. Das heutige Renommieren wird an Positionen und in Situationen grell und pathetisch, wo sie, die Aufsteiger und Aufschneider,es alle gar nicht bemerken.
Denn zum Beispiel,was gibt es eigentlich Pathetischeres, Pompöseres, Kraftstrotzenderes als die Popmusik im weiten Sinne und gerade die Fans dieser Musik empfinden sich als gewöhnlich völlig unpathetisch. Sie hassen Pathos, sagen sie nicht selten. Und zitieren Songlines, die an Kitsch und Schwulst ihresgleichen vergeblich suchen. Pathos ist also eine sehr verbreitete Sache, gerade der Hass tritt meistens mit enormem Pathos auf. Ausgerechnet beim Reden aber will man es nicht ertragen? Aber es ist natürlich Unsinn und ob sie es ertragen. Sie meinen mit Pathos immer das von gestern, also die studienrätliche Praxis, unterweisend und belehrend auf das Publkum einreden. Oder sich als
äußerst gescheit und neunmalklug selbst auszuweisen und zu beloben. Ein sehr wirksamer Trick all das Sonntagshafte, Gestrige zu vermeiden, ist es, wenn der Redner das Pathos ausdrücklich verscheucht, verneint, er wolle ja nicht pathetisch werden hier, aber-
schon in den alten Rhetorikbüchern des 17. Jahrhunderts wird empfohlen, ein mittleres Genus anzustreben beim Reden, jedenfalls zu Beginn, dann könne man unvermerkt ins genus sublime wechseln, um dann wieder gröber zu werden.Undsoweiter, es ist eine Berg- und Talfahrt immer in der Rhetorik. Die Gleichmäßigkeit ist entweder einschläfernd und blamabel für den Redner oder eben eine geschickte, artistische Täuschung, die niemand errät. Es ist eine große Kunst, das Reden. Vor allem das Kurz-zur-Sache kommen, das dann lange dauernd darf, wenn die Kürze wie eine sehnsüchtig machende Spannung erst einmal in den Gemütern lebt. Heute besteht die Redekunst darin, das Pathos geschickt zu verbergen, an ganz bestimmten Stellen mit einem alten Wort aufzuwarten, das alle Ohren überrascht, mit einem geschwungenen Satzbau zwischen zwei kurze, gnomische Sätze gespannt, das jedem Vertraute und Gewöhnliche leicht in das preziöse Flair eines Ausdruck verschieben. Das wirkt. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren, das wirkt. Man darf nicht auftrumpfen dort, wo man das Neue zu sagen hat. Es muss unter der Hand, wie nebenbei und doch betont zur Sprache kommen.
Freilich zur Rede gehören auch die Gesten, die leisen und die pathetisch-feierlichen, die meistens aus alter Zeit herbeizitiert ihre Faszination wie von selbst aussenden. Eine gute, gekonnt das Pathos im Verborgenen ausspielende Rede ist nach wie vor die beste Imagepflege, die sich einer, der von sich reden machen will, angedeihen lassen wird. Freilich, man braucht dazu einen versierten, in allen Textsorten von heute bewanderten Schreiber und Coach wie mich. Doch ich will keine Illusionen aussäen, ich bin leider nicht mehr von jedem zu haben, geschweige denn zu bezahlen. Ich könnte eine Schule aufmachen, klar. Aber wer macht dann den Pausenclown, wer streicht die Brote, übt mit den Musikanten am Abend? ich?
Nein, das alles will ich nicht mehr machen.



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