Ulm News, 11.08.2010 21:00
Unternehmen könnten bald ziemlich alt aussehen
Die Arbeiter werden immer älter und geburtenschwachen Jahrgänge kommen erst noch. „Die Folgen des demografischen Wandels werden von den Betrieben unterschätzt und verdrängt“, schätzt Markus Forderer die Situation ein. Er leitet ein vom Land und er EU gefördertes Projekt der IHK Ulm.
Die „Demografie-Initiative der IHK Ulm“ hat einen sehr konkreten Hintergrund. Nach einer Studie aus dem Jahr 2008 werden in der IHK-Region Ulm mehr als 60 000 Fachkräfte fehlen. Dabei gilt Ulm als attraktive Region mit besseren Bevölkerungsprognosen im Land.
Dennoch wird sich auch hier die Bevölkerungsstruktur im Vergleich vom Jahr 2005 zum Jahr 2025 gravierend verändern. So wird der Anteil der über 65-Jährigen um 35,3 Prozent anwachsen und der der 55- bis 64-Jährigen um 56,4 Prozent bis 2025.
Dem gegenüber sinken die Altersgruppen der 45-bis 54-Jährigen um 10,4 Prozent und der der 15-bis 44-Jährigen um 14,7 Prozent. Die Bewohner im IHK-Bezirk (Region) Ulm, die unter 15 Jahre alt sind, werden bis in 15 Jahren um 18 Prozent abnehmen.
Das schlägt sich auf die Schülerzahlen (bis 2025 um 24 Prozent) und Ausbildungszahlen (minus 28 Prozent) nieder. So wurden in Baden-Württemberg 2006 noch rund 77 000 Ausbildungsverträge abgeschlossen, 2025 werden es nur noch 55 000 sein, weil es einfach weniger Azubis (Schulabgänger) geben wird.
Ähnlich ist die Entwicklung bei den so genannten „Erwerbspersonen“, die ebenso altert. Doch die erwerbstätige Bevölkerung wird hier noch bis 2015 zunehmen, danach aber rapide abnehmen. Im IHK-Bezirk Ulm werden 44 Prozent der Erwerbspersonen über 45 Jahre alt sein.
Diese Entwicklung erfordert „von den Unternehmern ein totales Umdenken“, wie es Markus Forderer formuliert. Er leitet im Auftrag das Landes- und EU geförderte Programm „Demografische Initiative der IHK Ulm (Demografie-Initiative in der IHK-Region Ulm)“. Er berät Personalchefs und Unternehmer wie sich ein Betrieb auf diese gefährliche Entwicklung reagieren kann. Doch die reagieren kaum. „Es ist eigentlich dramatisch, wie das Problem verdrängt wird“, berichtet Forderer, der überzeugt ist, dass Betriebe spätestens ab 2015 händeringend nach Fachkräften und jungen Mitarbeitern suchen werden.
Im Kern geht künftig darum: Wie rekrutiert ein Betrieb dann den Nachwuchs. Die namhaften Welt-Unternehmen haben damit weniger Probleme, da diese schon früh in Schulen und an die Hochschulen gehen und Kontakt zu den Nachwuchskräften aufbauen. Aber wie rekrutiert ein kleiner Mittelständler?
Ein weiterer Punkt: Wie bindet ein Unternehmen die bis 30-jährigen Mitarbeiter? Durch Geld, Gehalt, Firmenphilosophie oder gutes Arbeitsklima.
Auch um die 30- bis 55-Jährigen muss sich das Unternehmen bemühen. Die Mitarbeiter müssen motiviert und fit gehalten werden, damit sei weiterhin eine gute Arbeitsleistung bringen. Das funktioniert mit Fortbildungsmaßnahmen und auch außerbetrieblichen Aktionen.
Für die Gruppe der 55- bis (dann) 67-jährigen Arbeitnehmer sind nach Ansicht des IHK-Fachmanns spezielle Fortbildungs-, Motivations-und Fitnessprogramm notwendig, damit sie körperlich und geistig fit bleiben bis zum Eintritt ins Rentenalter, das dann bei 67 Jahren ist.
Der demografische Wandel greift somit elementar in Arbeitsprozesse. Es wird eine Lebensphasengerechte Arbeitsorganisation und – gestaltung wichtig. Ebenso werden Bereiche bedeutsam, die heute noch eine eher untergeordnete Rolle spielen wie Führung und Unternehmenskultur, Arbeitszeitgestaltung, Gesundheit- und Arbeitsschutz.
Selbst das Thema Betreuung tritt in den Vordergrund. Heute geht es um Krippenplätze für Kinder, in Zukunft werden sich Personalchefs aber
auch damit zu beschäftigen haben, wie sie den Mitarbeitern die Betreuung ihrer alten Angehörigen ermöglichen. „Der demografische Wandel hat Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung“, ist Forderer überzeugt.
Einige große Unternehmen oder Kommunen wie die Sparkasse Ulm oder die Ulmer Stadtverwaltung (keine Beratung, sondern nur Seminarteilnehmer) ließen sich bereits von ihm beraten, eine kostenlose Beratung steht jedoch allen Betrieben offen, die Seminare und Lehrgänge werden vom Land und der EU bezuschusst. Das zeigt, wie ernsthaft das Thema angegangen wird.










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