Die Welt der Strapse und Hobby-Fotografen

Die 46 Aussteller bieten eine teilweise überraschende Zusammenstellung an Angeboten rund um die Liebe. Das Angebot an Bekleidung, Schuhen und Stiefel ist oft nicht von der Auswahl größerer Kaufhäuser zu unterscheiden. Wer nicht gerade zierlich gebaut ist und auch einmal etwas Verführerisches tragen will, findet Leder-Miniröcke bis Größe 5XL. Wie auf nahezu jeder Verbrauchermesse fehlt auch der Weinhändler nicht, der an seinem Messestand zur Weinprobe einlädt. Tätowierer bieten ihre Dienste an und rings um die Cocktailbar bilden sich Menschentrauben. Die Messe bietet aber noch weitere Besuchermagnete. Auf insgesamt vier Bühnen werden Strip-Shows geboten, je nach Geschmack kann man einen Blick werden auf Frauen, Männer oder Pärchen, die sich zu Musik ihrer Kleidung entledigen. Spätestens hier werden die Handys gezückt. Egal ob Frauen oder Männer, sie recken die Telefone nach oben und fotografieren und filmen das Geschehen auf den Bühnen. Ganz vorne am Bühnenrand haben sich die Stamm-Besucher ihre Plätze eingerichtet. Kleine Stative stehen direkt auf der Bühne, mit Videokameras und profi-tauglichen Fotoapparaten wird jede Bewegung der Akteure festgehalten. Selbst in den Vorstellungspausen wird der erkämpfte Platz an der Bühne nicht verlassen, die Unterhaltungen der Fotografen lassen darauf schließen, dass sich die Fotofreunde kennen und ihre Erfahrungen austauschen. Und noch einer fällt auf: Elmar Thüry aus Buchen im Odenwald steht an der Drechselmaschine und fräst Vertiefungen in einen eingespannten Holzstab. Er nutzt einen ruhigeren Augenblick im Messetag und drechselt einen weiteren Rohling für seine Holz-Vibratoren. Gemeinsam mit seiner Frau verkauft er die Massagegerät aus heimischer Produktion. In allerlei Farben und Formen, aber immer aus dem natürlichen Grundstoff Holz, bietet er die Frauen-Verwöhner an. Stolz zeigt er auf eine Urkunde an der Wand, die ihm TÜV-geprüfte Qualität bescheinigt. Deutsche Handwerkskunst zwischen Porno-DVDs und Strapsen. Der österreichische Veranstalter Ferdinand Liendl kommt gerne nach Neu-Ulm, auch wenn er nicht damit rechnet, seinen Besucherrekord von über 8.000 Besuchern im Jahr 2012 zu übertreffen. Aus einem Umkreis von gut 60 Kilometern pilgern am Wochenende Tausende Neugierige in die Veranstaltungshalle. Beim Blick auf die Besucher lässt sich aber kein typischer Erotikmesse-Besucher herausfinden. Junge Pärchen kaufen sich Federn für das gegenseitige Streicheln im Schlafzimmer oder erotische Gesellschaftsspiele, Pärchen, bei denen wohl die Kinder schon aus dem Haus sind, kaufen Leder-Corsagen für die Frau. Verkäuferinnen preisen einzelnen jungen Frauen im Vier-Augen-Gespräch die Vorzüge von silikonüberzogenen Vibratoren an, Jungen-Gruppen stehen breit grinsend vor der Strip-Bühne. Egal wer sich auf die Erotikmesse traut, die meisten lassen sich gleich mehrere Stunden inspirieren, wie man Zweisamkeit noch intensiver genießen kann.