Ulmer Basketballer treffen super aus der Distanz - Kompakte Teamleistung im Testspiel gegen die Bayern

 „Die Art und Weise, wie der Sieg zustande kam, ist angesichts unserer Verletzungssorgen sehr positiv zu sehen“, resümierte Coach Thorsten Leibenath. Neben einer herausragenden Dreierquote (71,4%), die vor allem durch Cam Long und Adam Hess (je 4 erfolgreiche Dreier) bestimmt wurde, hatte Per Günther mit acht Assists einen großen Anteil an dem Preseason-Sieg gegen die Bayern. FCB-Coach Svetislav Pesic konnte das Spiel indes nicht genießen: „Wir haben von Anfang an keinen Rhythmus gefunden, waren immer einen Schritt zu langsam, die Ulmer dagegen waren viel athletischer und mit mehr Energie bei der Sache.“ Den ersten emotionalen Moment erlebte die ausverkaufte ratiopharm arena schon vor dem Tip-off: Per Günther schnappte sich das Mikrophon und stimmte ein „Happy-Birthday“ für Tommy Mason- Griffin an. Der Point Guard, der heute seinen 23. Geburtstag feierte, hatte sich bekanntlich im Laufe der Woche die Achillessehne gerissen und fällt für die komplette Saison aus. Fans, die Tommy ihre persönlichen Genesungswünsche senden wollen, wurden parallel vom Fanclub Fanattack mit einer entsprechenden Postkarte („You mean so much Tommy me) ausgestattet. Adam Hess war mit 20 Punkten (4/4 Dreier) Topscorer. Und emotional ging es weiter: Zwei Dreier (Long, Hess) und ein Traumanspiel von Per Günther auf Trent Plaisted sorgten für einen tollen Ulmer Start (8:0, 3.). Und ratiopharm ulm blieb heiß von der Dreier-Linie: Zwei Treffer von Nankivil markierten das 14:6 (5.). Nun fanden die Bayern besser ins Spiel. Zum einen durch ihre kompromisslose Ganzfeldpresse, zum anderen durch John Bryant (insgesamt 20 Punkte), der an alter Wirkungsstätte seine bekannte Klasse zeigte. Der ratiopharm-Express ließ sich jedoch so schnell nicht stoppen. Erneut war es Per Günther, der mit einem Anspiel hinter dem Rücken (auf Long) zwei Fastbreakpunkte von Matt Howard (18:8, 6.) ermöglichte. Und was immer die Münchner versuchten – im ersten Viertel kam die Ulmer Antwort meist aus der Distanz: so zirkelte Cam „Long Shot“ innerhalb von 60 Sekunden drei Dreier zum 29:15 durch die Reuse. Auf schwindelerregende 78 Prozent war die Dreierquote in den ersten 10 Minuten angestiegen. Einmal heiß gelaufen, feuerten die Ulmer weiter. Wie Daniel Theis, der zunächst „coast to coast“ ging um dann einen Dreier zum 38:20 (13.) zu versenken; beides eigentlich eher untypische Aktionen für den sprunggewaltigen Big Man. Die erste Führung mit mehr als 20 Punkten besorgte Kay Gausa – natürlich aus der Distanz (43:20, 15.)! Zeit also, für Leibenath einige Dinge auszuprobieren. So schickte der Ulmer Coach mit Greg Mangano (2,08 m), Plaisted (2,11 m) und Nankivil (2,03 m) zeitweise drei Big Man aufs Feld. Die 57:35-Halbzeitführung behauptete sein Team dennoch souverän. Cameron Long führte klug Regie und erzielte 18 Punkte. Im Highlight-Modus manövrierten sich die Gastgeber auch durch weite Strecken des dritten Viertels: 65:46 zeigte die Anzeigetafel in der 26. Minute an, als eine „Ulmer-Ulmer“-Welle nach der anderen durch die ratiopharm arena schwappte. Erst gegen Ende des Viertels machte sich die angespannte Personalsituation in einigen Ballverlusten bemerkbar. Da Till Jönke sich im Training eine Knieprellung zugezogen hatte, erhielten Long (28 Minuten) und Günther (25) auf der Aufbauposition nur durch Will Clyburn Entlastung. Die Bayern nutzten dies aus und verkürzten so den Rückstand auf 71:59. „Die 18 Ballverluste sowie 33 Teamfouls haben mir natürlich nicht so gut gefallen. Daran müssen wir arbeiten“, kommentiert Leibenath. Doch die Ulmer erholten sich zum Ende des 3. Viertels - den emotionalen Rausschmeißer aus dem Viertel besorgte allerdings Will Clyburn: Erst versenkte er einen Dreier, dann donnerte er das 76:59 per Dunking durch den Ring. Zu Beginn des Schlussabschnitts war es dann Nationalspieler Heiko Schaffartzik, der sich erst ein Streitgespräch mit Cam Long lieferte und dann sein Team mit drei Dreiern auf 82:67 (33.) heranbrachte. Adam Hess antwortete staubtrocken: mit seinen Dreiern 3 und 4 (4/4).
Wenngleich den Münchnern gegen Ende noch ein wenig Ergebniskosmetik gelang, bleibt ein sehr guter Eindruck vom ersten Auftritt der neuen Mannschaft. Head Coach Leibenath relativiert: „Von diesem Sieg können wir uns nicht kaufen – nun liegt der volle Fokus auf dem Saisonauftakt in Braunschweig.“