Ulm News, 07.04.2010 22:08
Graffiti-Aktion an Volkshochschulgebäude gestoppt
Die Graffiti-Malereien am vh-Gebäude sind für den Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner ein Ärgernis. Auf seine Initiative hin wurde die Malaktion gestoppt. Peter Zwey ist das auch ein Ärgernis.

Wer erinnert sich nicht mehr an die große Feier des New Yorker Sprayers Keith Haring in der Kunsthalle Weishaupt, voriges Jahr? Die ganze Stadt, darunter ganz normale Bürger und einige Honoratioren der Stadt bewunderten damals die große Kunst des Graffiti-Künstlers Keith Haring. Sein roter Graffiti-Hund steht als Plastik noch immer gegenüber dem Rathaus. Freilich Kunst aus New York, die dort in Graffiti-Form, in einer neuen Weltsprache, von der U-Bahn den ruhmreichen Weg in die Museen der Welt fand, ist in Ulm nicht möglich, denkt der OB Gönner.
Und als alter Lateiner wird er sich zusätzlich sagen: „quod licet Haring in New York, non licet irgendwelchen Jugendlichen des Kepplergymnasiums.
Manchmal überfordern seine Bürger ihn, den armen OB, wenn sie wieder einmal sein entschiedenes Einschreiten fordern.
Es ist schon vernmaledeit. Wie soll Gönner, der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, zwischen künstlerischer Freiheit der Graffiti und übler Schmiererei an unseren öffentlichen Wänden, die das ganze Stadtbild verschandelten, unterscheiden können? Er ist schließlich kein Kunstexperte, obschon er sich hobbymäßig öffentlich im Stadtmagazin Spazz einst zur Amateurmalerei bekannt hat.
Also was bleibt ihm übrig, Ivo Gönner pfiff jetzt auf die Beschwerden der Freiheitlichen hin, zu denen immerhin der moderne Spatzenkünstler und Stadtbilddekorateur Ralf Milde gehört, die Aktion der Volkshochschule zurück. Diese nämlich forderte die Jugendlichen ausdrücklich zur Grafratti-Kunstaktion auf.
Sie versprach sich davon eine Heranführung unserer Jugend, die in der Regel wenig Interesse für Malerei hegt, an die moderne Kunst und deren neue, global anerkannte Kunstformen. Graffiti ist heute eine Gattung wie die Radierung, wie die Installation, wie die Performance.
Das mag sein, aber das ist dem OB alles viel zu sophisticated, schreibt die Lokalpresse. Ivo Gönner werte die Jugendaktion keineswegs als Kunst, sondern einfach als „Ärgernis“.
Wenn man ihn vorher gefragt hätte, sagt er, hätte der Unfug gar nicht erst stattgefunden. Die Leiterin der Volkshochschule, die diese Aktion wohl guthieß, knickte prompt ein und zeigte spontan volles Verständnis für den Rückzugsbefehl Gönners im Namen des normalen Bürgers, der keine Irritation seines schönen Stadtbildes dulden will.
Die Jugend möge ihr Stadtbild selber funden, wenn sie erst einmal älter und vernünftig geworden ist. So der Tenor über allen Stammtischen der Stadt, auf die Gönner naturgemäß hört.
Dass diese Jugend doch wirklich das Recht hat, an die neue Kunstsprache Harings anzuknüpfen, dafür fehlt naturgemäß jedes ästhetische Bewusstsein.
Anders der Aktionsleiter der Denkstätte „Weiße Rose“, der prompt an Hans und Sophie Scholl erinnerte, die während des Nazireichs mit Pinsel und Farbe schließlich Freiheitsschreie an die Wand gemalt hätten.
Solche Argumentation geht dem OB total auf die Nerven und er wird sie deshalb wahrscheinlich wieder als ein einziges Ärgernis werten. Denn Freiheit ist in unserer Stadt doch genügend vorhanden, wird er sagen, welche Parole
n könnten also heutige Jugendliche schon erfinden, die ein solches Graffiti sinnvoll erscheinen ließen?
Eine rhetorische Frage, versteht sich. Mag die Schmiererei Keith Harings in New York als Kunst auferstanden sein, in Ulm ist so etwas gar nicht nötig. In Ulm wünscht sich der normale Büger ein schönes, sauberes Stadtbild. Ende.
Gönner wird denken wie das Volk: Ulm ist nicht New York, obschon er sich gewiss global vernetzt fühlt mit der ganzen Jugend der Welt, muss er zum Wohle der Bürgerschaft naturgemäß die Ausdrucklust der Ulmer Jugend beschränken.
So ist der Stand der Welt.
Merke: Was in aller Welt zu einer sensationell neuen Kunstsprache führte, muss in Ulm, außerhalb der Museumskontrolle, noch lange keinen Hund hinterm Ofen aus seinem gesunden Schlafe reißen.







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