Es geht nicht um Inhalte, sondern um Stil. Personalshopperin und Stilberaterin Sonja Grau aus Ulm hat die ersten Wahlplakate in der Stadt gesichtet und für ulm-news hinsichtlich Stil und Geschmack beurteilt. Eine Stilkritik ohne Anspruch auf Vollständigkeit von Sonja Grau.
Hilde Mattheis (SPD):
Obwohl die Parteifarbe ein schönes Rot hat und immer wieder aufs Neue eine tolle Basis für jedwede Kombinationen gibt, erreichte Hilde Mattheis einen sehr bieder wirkenden Auftritt, welcher altbacken wirkt. Man könnte hier von einem Auftritt der Kategorie spießig sprechen.
Christian Lindner (FDP):
Christian Lindner kommt auf dem Foto so rüber, wie er sich auch gibt. Sein Wahlkampffoto ist authentisch, es ist ausdrucksstark und bleibt dem Betrachter in positiver Erinnerung. Auch in punto „guten Stil“ bleibt Christian Lindner sich treu, obwohl das Foto ohne Krawatte ist. Die Krawatte ist nach wie vor ein Stilelement des Mannes. Es muss aber schon lange nicht mehr zwingend zum Einsatz gebracht werden. Er zeigt Flagge für Partei, Stil und Mode.
Alexander Kulitz (FDP):
Alexander Kulitz kommt es sehr zugute, dass die Partei es so gewählt hat, dass die Person in schwarz-weiß abgelichtet wird. Damit bleibt das bisher bekannt gewordene, nicht ausgeprägte Stilvermögen von Alexander Kulitz im Hintergrund verborgen. Der Ausdruck ist somit ok.
Marcel Emmerich (Die Grünen):
Der Ausdruck ist für die grüne Partei in puncto Stil in Ordnung. Das weiße V-Ausschnitt-Shirt passt zum Sakko und zu Marcel Emmerich. Sportlich salopp, alles okay. Er kommt sympathisch rüber.
Ronja Kemmer (CDU):
Die Gesamtausstrahlung von Ronja Kemmer ist freundlich und nett, aber nahezu „kantenlos“. Auf den ersten Blick erinnert das Foto beim Betrachten an ein Foto zum Schul- oder Studienabschluss. Daher wirkt es auch einer noch wenig ausgeprägten Persönlichkeit entsprechend.
Martin Schulz (SPD):
Das Wahlkampffoto geht fast in der Masse unter und tendiert zu Langeweile. Für meine Begriffe fehlt auch irgendeine Art Stimmung, mit welcher man den Betrachter gerne mitnehmen würde.
Angela Merkel (CDU):
Angela Merkel wirkt auf diesem Foto genauso, wie man sie kennt: als „Mutti“. Sie wirkt gelassen, geduldig und stark. Von der modischen Seite her ist nach wie vor Raum nach oben. Letztendlich ist aber ja zu erkennen, dass sie in puncto Stil keinen Rückschritt macht, sondern sie eher stagniert.
Horst Seehofer (CSU):
Sein Auftritt ist ansprechend und damit gelungen. Die Ausstrahlung und das Outfit passen zu Horst Seehofer. So ist er. Er signalisiert, den Betrachter mitzunehmen.
Karl-Heinz Brunner (SPD):
Karl-Heinz Brunner versucht, Farbe ins Spiel zu bringen- die Kombination ist grundsätzlich ok, aber in diesem Falle nicht „reißerisch“. Um den Fokus mehr auf seine Persönlichkeit zu legen bedarf es eines Feintuning. Der Schliff darf durchaus auch mit passenden Accessoires vollzogen werden.
Katrin Albsteiger (CSU):
Katrin Albsteiger hat vom lieben Gott eine gute Basis mit bekommen, um einen ansprechenden Auftritt zu erreichen. Bei ihr sehe ich das Authentische leider nicht in der Wahl einer Kleidung (wie es das Foto zeigt), welche einen gewollten seriös wirkenden Auftritt erreichen soll. Um ihre Persönlichkeit mit der richtigen Kleidung gekonnt in den Vordergrund zu stellen, dafür stehen auch ihr in der Modewelt sehr viele stilvolle Wege offen gegenüber.
Ekin Deligöz (Grüne):
Ekin Deligöz hat das Potenzial auf einem Foto so rüber zu kommen, wie sie auch zu sein scheint. Auf diesem Plakat kommt sie etws gestellt rüber - schade eigentlich.
Gabi Fechtner (MLPD):
Gabi Fechtner kommt auf dem Plakat als "unschuldiges Mädchen" rüber. Der Gesamtausdruck ist z. B. mit einem Foto aus der Schülerzeitschrift zu vergleichen, welche nach dem Schulandheimaufenthalt gefertigt worden ist. An einem guten Auftritt ist auf alle Fälle noch gehörig zu schleifen. Das Foto ist nicht Fisch oder Fleisch, das heißt, eine Persönlichkeit kann ich nicht erkennen.