Ulm News, 30.07.2012 22:21
Demonstranten verhindern NPD-Kundgebung in der Ulmer Innenstadt
Mehrere hundert Demonstranten haben heute Abend eine Kundgebung der Nationalen Partei Deutschlands (NPD) auf dem Kornhausplatz in Ulm verhindert. Der Lkw, auf dem die Kundgebung stattfinden sollte, musste gegen m 18.30 Uhr umdrehen. Die Stadt Ulm bot der NPD den Messeparkplatz in der Friedrichsau als Alternativstandort an. Die NPD wurde mit einer klugen Strategie in jeder Hinsicht ausgebremst. Fotos von der Anti-NPD-Demo gibt es in der ulm-news Galerie.
Schon mit Verspätung waren die zwei Aktivisten der NPD in Ulm angekommen, wo auf dem Kornhausplatz eine Kundgebeung geplant war. Nachdem alle anderen Plätze in Ulm durch den DGB belegt worden waren, blieb den Rechtsradikalen nur der Kornhausplatz als Kundgebungsort. Die Stadt Ulm hatte zwar gegen die Kundgebung geklagt, vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen aber nicht recht bekommen. Auch Oberbürgermeister Ivo Gönner war trotz seines Urlaubs zum mit Gittern abgeriegelten Kornhausplatz gekommen. Er forderte in Interviews ein Verbot der NPD und lobte den friedlichen Protest in der Stadt und vor Ort.
Etwa 500 Demonstranten warteten vor den Gittern auf die NPDler. Der Propaganda-Lkw der NPD - ziemlich undeutsch ein Modell der französischen Marke Renault - kam aber gar nicht bis zum Kornhausplatz. Er fuhr sehr langsam in die Hoheschulgasse ein, so dass sich Demonstranten ihm in den Weg stellen konnten. Etwa 80 Demonstranten brachten diesen dann mit einer Sitzblockade vollends zum Stehen. Die NPD war ausgebremst. Dann folgte langes Warten. Die beiden Herrschaften im Lkw filmten von Innen das Geschehen und kamen aufgrund dauernd geschlossener Fenster wohl ziemlich ins Schwitzen. Draußen vertrieben sich die Demonstranten mit schon lange nicht mehr gehörten Herz erwärmenden Demo-Evergreens wie "We shall overcome", "Wir sind die Moorsoldaten" oder - etwas moderner - "Ihr könnt nach Hause fahrn" die Zeit.
Währenddessen berieten die Führungskräfte von Stadt und Polizei die Lage. Das dauerte. Ein halbes Dutzend NPD-Sympathisanten harrte auf dem Kornhausplatz derweil der rechten Rede, die aber nicht durchkam - und die Sitzblockierer, die von Symphatisanten immer wieder mit Kaltgetränken versorgt wurden, die Glieder.
Nach zwei Stunden, gegen 18 Uhr, kam dann etwas Bewegung in die Sache. Die sehr umsichtig agierende Ulmer Polizei erklärte den NPDlern, dass sie sich außerstande sieht, den Vorplatz zu räumen. Die Verhältnismäßigkeit sei nicht gegeben, hieß es. Folglich war auch nicht möglich, dass der Lkw auf den Konhausplatz fahren und dort die angekündigte Kundgebung stattfinden konnte. Diese war freilich ohnehin nur bis 19 Uhr genehmigt.
Da der DGB neben dem Münsterplatz auch alle anderen Plätze in der Ulmer Innenstadt mit Veranstaltungen belegt hatte, konnte die Stadt der NPD in der City keinen Alternativplatz anbieten.
Als Ausweichplatz blieb nur der Parkplatz hinter der Messehalle in der Friedrichau. Wegen der verschuldeten Verzögerungen räumte die Stadt Ulm der NPD auch eine etwas längere Veranstaltungsgenehmigung als bis 19 Uhr ein. Gegen 18.30 Uhr fuhr der NPD-Kundgebungswagen unter dem Jubel der Blockierer wieder rückwärts aus der Hoheschulgasse und dann in Richtung Au.
Die Handvoll NPDler sind in Ulm klassisch ausgebremst worden. Eine solche Strategie könnte Schule machen - auch in anderen Städten.



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