Ulm News, 16.05.2014 10:16
„Erfahrungsbesuch“ des Ministerpräsidenten an der Uni Ulm
Ein umfassendes Bild von der Universität Ulm hat sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei seinem Besuch am Donnerstag gemacht. „Heute ist wirklich ein großer, ganz großartiger Tag für die Wissenschaftsstadt Ulm. Wir haben ihren Besuch an der jüngsten Universität des Landes unter das Motto ,Universität Ulm - einmal anders‘ gestellt“, sagte Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling.
In Begleitung der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer lernte Kretschmann nach einem Grußwort von Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner erfolgreiche Kooperationsprojekte der Universität kennen – mit weiteren Forschungseinrichtungen, Kliniken und Partnern aus der Industrie. Im zukunftsträchtigen Bereich Pharmazeutische Biotechnologie bietet die Uni etwa einen gemeinsamen Masterstudiengang und ein Promotionskolleg mit der Hochschule Biberach an. Zwischen Biochemie, Medizin und Biotechnologie forschen Studierende und Doktoranden unter anderem zur verbesserten Medikamentenaufnahme, aber auch zu neuen Therapieansätzen gegen HIV, Krebs sowie Tuberkulose. Die Professoren Peter Dürre (Uni Ulm) und Jürgen Hannemann (Hochschule Biberach) beschrieben die Pharmazeutische Biotechnologie als Erfolgsmodell – die Studienplätze seien äußerst gefragt. Darüber hinaus kooperiert die Universität im „Boehringer Ingelheim Ulm University BioCenter“ (BIU) mit dem bekannten Pharmaunternehmen. Dieser Verbund, in dessen Zentrum die Forschung zu neurodegenerativen und kardiometabolischen Erkrankungen sowie zu Lungenleiden steht, wurde vom Leitenden Ärztlichen Direktor des Ulmer Universitätsklinikums, Professor Klaus-Michael Debatin, präsentiert. Das nächste Ziel sei ein Boehringer Ingelheim-Institut auf dem Campus. Der Ministerpräsident zeigte sich beeindruckt von den Forschungsleistungen an der Universität Ulm: „Die Universität Ulm zeigt, dass auch junge Universitäten exzellent sein können. Mit ihrer ausgezeichneten Forschung und Lehre trägt die Universität Ulm in hohem Maße Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung in allen gesellschaftlichen Bereichen und damit auch für die Innovationsfähigkeit des Landes“, erklärte er. „Die Universitäten widmen sich drängenden Fragen unserer Zeit und wirken als Impulsgeber. Das Land Baden-Württemberg zeigt sich deshalb als ihr verlässlicher Partner.“ Leistungsfähige und kostengünstige Batterien sind eine Grundvoraussetzung für die Elektromobilität. Allerdings sind für die Weiterentwicklung von Lithium-Ionen-Batterien wichtige elektrochemische Prozesse noch nicht vollständig verstanden. Wissenschaftler des Ulmer Helmholtz Instituts für elektrochemische Energiespeicherung (HIU), dessen Profil dem Ministerpräsidenten ebenfalls vorgestellt wurde, sollen diese Forschungslücke schließen helfen. „In der Batterieforschung sind wir deutschlandweit auf der akademischen Seite ganz vorne“, bemerkte Karl Joachim Ebeling. Und das nicht zuletzt aufgrund eines wohl einmaligen Forschungsumfelds in der Wissenschaftsstadt, auf das Professor Axel Groß, Vizepräsident für Forschung und Informationstechnologie, beim Besuch des Ministerpräsidenten hinwies. Das HIU wird gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und weiteren Partnern betrieben. Der Politiker zeigte sich sehr interessiert – auch an der Ulmer Traumaforschung, die ihm zuletzt präsentiert wurde. „Schwere körperliche Verletzungen sind bei jungen Menschen nach wie vor die häufigste Todesursache. In Ulm wird interdisziplinär zur gesamte Behandlungskette von der Akutversorgung bis zur Rehabilitation geforscht“, sagte Professorin Anita Ignatius, Leiterin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik. Im Bereich körperliche und seelische Traumata kooperieren Forscher un d Praktiker aus Universität und Klinikum mit dem Bundeswehrkrankenhaus sowie mit dem Institut für Transfusionsmedizin (DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen/ Universitätsklinikum). In Erinnerung an den Ulmer Unfallchirurgen Professor Caius Burri überreichte Ignatius dem Ministerpräsidenten eine so genannte „Burri-Platte“, mit der Knochenbrüche am Oberschenkel stabilisiert werden. Von der Theorie zur Praxis: Wissenschaft zum Anfassen erlebte der ehemalige Biologie- und Chemielehrer dann im Labor des Stammzellexperten Professor Hartmut Geiger. Der Biochemiker forscht hocherfolgreich zur „Verjüngung“ von Stammzellen. Außerdem wurden dem Grünen-Politiker die Aktivitäten der Universität im Biodiversitäts-Exploratorium Schwäbische Alb und die Forschung zu Fahrerassistenzsystem („hochautomatisiertes und autonomes Fahren“) vorgestellt. Neben Uni-Amtsträgern und Ulmer Politikern traf Kretschmann Wissenschaftler, die über ihre Karrieren berichteten. Außerdem diskutierte er mit Studierenden.
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