Ulm News, 03.03.2022 17:49
Vicky geht nach zehn Jahren beim Zoll in den verdienten Ruhestand

Die Schäferhündin Vicky war zehn Jahre beim Ulmer Hauptzollamt im Dienst und ist nun in den Ruhestand gegangen.
Text/Fotos für ulm-news: Thomas Heckmann
In Menschenjahre umgerechnet ist die Hündin über 80 Jahre alt und hat eine bemerkenswerte Bilanz beim Auffinden von Rauschgift vorzuweisen. Drei Fernsehteams, mehrere Fotografen, schreibende Journalisten, ein Team vom Radio, das kommentiert Diensthundeführer Helmut Ahrens mit „Es ist mir ein bisschen unangenehm“ und Vicky steckt wie gewohnt ihre Schnüffelnase in die Sonnenblende eines Fotoobjektivs.
Dass die Schäferhündin heute im Mittelpunkt steht, scheint ihr gar nicht so bewusst zu sein. Auf einem ehemaligen Tankstellengelände an der Bundesstraße 10 bei Dornstadt führt der Zoll eine größere Kontrolle des Reisverkehrs auf der Autobahn durch, Streifenwagen bringen im Schlepptau immer wieder Pkw, Lkw und Reisebusse mit eingeschaltetem „Bitte folgen“-Schriftzug zur Kontrolle. Vicky macht einfach ihre Arbeit und ob sie am Ende der Kontrollen realisiert hat, dass es das letzte Mal war, dass sie nach Rauschgift schnüffeln darf, bleibt offen. Wenn man Helmut Ahrens auf Vicky anspricht, ist er immer wieder hin- und hergerissen.
Einerseits gibt es ja noch andere Hunde beim Ulmer Zoll, die auch gute Arbeit leisten, andererseits gibt er zu, dass Vicky einen Namen in der Region hat. Wenn man mit den Begriffen „Vicky“ und „Zoll“ eine Internet-Suchmaschine eingibt, kommen viele Erfolge der Hündin. Bei der offiziellen Verabschiedung spricht Regierungsrätin Annika Siegner von 450 Rauschgiftfunden mit einem Gesamtwert von 650 000 Euro. Rekord waren dabei über 30 Kilogramm Marihuana 2017 im doppelten Boden eines Autos. Neben der offiziellen Entlassungsurkunde gibt es einige Geschenke, so auch eine besonders gepolsterte Liegedecke. „Die Hüfte“ verrät Ahrens, die macht Vicky zu schaffen, der Sprung von der Straße hoch in die Hundebox im Kofferraum des Zollfahrzeuges bereitet ihr manchmal Probleme. „Aber springen sie mal mit 80 so hoch“ hat der Hundeführer dann auch Verständnis für das Dienstende. Normalerweise sind Schäferhunde, wenn sie beim Zoll in Rente gehen, zehn bis elf Jahre alt, Vicky wird in ein paar Wochen 13 Jahre alt und sie ist immer noch schwanzwedelnd rund um die Koffer der Fahrgäste eines Fernreisebusses unterwegs. Spannend wird es, als eine Zollstreife zwei niederländische Pkw voller junger Leute bringt.
Nach der Fahrzeugdurchsuchung steht die Drogenkontrolle der Niederländer durch den Hund an. Alle müssen sich auf zwei Bierbänke setzen, damit Vicky sie abschnüffeln kann. Die jungen Leute sind begeistert von der folgenden Kontrolle, sie filmen mit Smartphones, ein weiteres Smartphone haben sie einem Zöllner gegeben, der aus einer anderen Perspektive filmen soll. Nun darf Vicky loslegen und dann bleibt sie wenige Zentimeter vor einem jungen Mann plötzlich starr stehen. Das Einfrieren ist das antrainierte Zeichen, mit dem Ahrens weiß, dass Vicky Drogen riecht. Ein Klickgeräusch sagt Vicky, dass sie sich nun wieder bewegen darf und dass es jetzt Futter als Belohnung gibt. Der junge Mann mit dem Drogengeruch wird aus der Gruppe herausgenommen. Es war ein Zollbeamter, der mit einer Dose Marihuana aus der Asservatenkammer dem Hund sein Erfolgserlebnis gibt. Die Niederländer waren alle ohne Drogen unterwegs und haben nun eine besondere Urlaubserinnerung. Das Einfrieren war die letzten zehn Jahre ein absolut verlässliches Verhalten von Vicky, das auch schon einmal kuriose Auswirkungen hatte.
Am Ulmer Hauptbahnhof erschnüffelte Vicky Drogen bei einem Reisenden. Der Drogenkonsument rannte sofort los und versuchte zu flüchten, zwei Zöllner hinterher
. Nach rund siebenhundert Metern hatten Ahrens und ein Kollegen den Flüchtigen gestellt und brachten ihn zurück zum Bahnhof. Am Eingang zum Hauptbahnhof saß Vicky immer noch eingefroren und wartete auf sein Herrchen.
Das Abschiedsgeschenk, über das sich Vicky sofort hermachte, war eine Banane. Geschält von ihrer ehemaligen Chefin Annika Siegner verschlag sie ein Stückchen nach dem anderen von ihrem Lieblingssnack neben dem normalen Hundefutter. Im Ruhestand wird sie weiterhin bei Helmut Ahrens wohnen, der Zoll beteiligt sich an den Kosten für Futter und den Tierarzt. Außerdem wird nun Hundesteuer fällig, von der der Diensthund in seiner aktiven Zeit befreit war.
Vicky hat auch schon eine Nachfolgerin, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sieht, doch sie sind gar nicht verwandt. Während Vicky aus Hessen stammt, ist ihre Nachfolgerin Lia Österreicherin. Am Montag wird Lia drei Jahre alt und beginnt am gleichen Tag ihre Ausbildung an der Zollhundeschule. Ahrens hofft, dass sie alle Prüfungen besteht und dass Lia dann ab Ende gemeinsam mit ihm auf Streife gehen kann.
Text/Foto: Thomas Heckmann






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