Ulm News, 09.10.2017 18:01
OB Gunter Czisch kritisiert Orange Campus-Planer: Gut gemeinte Hinweise offenkundig nicht ernst genug genommen
In Sachen Orange Campus hat sich nun der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch in einem Schreiben direkt an die Basketball-Manager Andreas Oettel und Dr. Thomas Stoll gewandt. Er erinnert in dem Schreiben daran, dass "Grundlage eines solch ambitionierten Projekts wie des Ihren gegenseitiges Vertrauen, Verlässlichkeit und nicht zuletzt wechselseitiger Respekt" sei. Letzteres vermissen Ulmer Verwaltung und Gemeinderäte, die sich erst kürzlich gemeinsam und ähnlich an die Basketballer gewandt haben. Nochmals betont Czisch: "Für einen zustimmenden Beschlussantrag müssen die im Juli beschlossenen Bedingungen vollumfänglich verfüllt werden".
Es läuft nicht. Die Ulmer Basketballer haben derzeit weder sportlich noch sportpolitisch einen Lauf. Ganz im Gegenteil. Während sich das noch nicht eingespielte, neue Bundesliga-Team an der gegnerischen Verteidigung festläuft, scheitern die Basketball-Manager Dr. Thomas Stoll und Andreas Oettel mit ihrem offentlichen Pressing via Pressemeldungen, Twitter und Facebook in Sachen Orange Campus. Nach dem Konter der Fraktionen im Ulmer Gemeinderat vor wenigen Tagen wendet sich nun auch Oberbürgermeister Gunter Czisch öffentlich an bzw. gegen Stoll und Oettel.
Oberbürgermeister Gunter Czisch erläutert in dem Schreiben erneut die Bedenken der Ulmer Stadtverwaltung hinsichtlich der Finanzierung und Sicherheit für das geplante 23 Millionen Euro teure Bauprojekt am Neu-Ulmer Donauufer. "Ich erlaube mir, nochmals darauf hinzuweisen, dass Sie bei der Stadt Ulm eine Förderung von 3 Millionen Euro und ein Darlehen von 3,2 Millionen Euro beantragen. Die öffentliche Förderung aus Steuermittel der Städte und des Württembergischen Landessportbunds (WLSB) beträgt insgesamt 5,2 Millionen Euro zuzüglich des genannten Darlehens mit dann insgesamt 8,4 Millionen Euro. Darüber hinaus soll eine Grundschuld in Höhe von 9 Millionen Euro das Erbbaurecht belasten - es geht also um sehr viel Geld, öffentliches Geld. Hieraus erwächst eine besondere Verantwortung und Verpflichtung der Stadt, die Projektrisiken offenzulegen und sehr sorgfältig abzuwägen. Nicht zuletzt das Regierungspräsidium Tübingen fordert ebenfalls diese transparente und sorgfältige Prüfung und Abwägung."
Diese kritischen Fragen seien auch nicht neu, schreibt Czisch weiter an Stoll und Oettel. "Seit Monaten haben wir auf die mangelnde Eigenkapitalausstattung hingewiesen und den hohen kommerziellen Teil im Zusammenhang mit Risiken für den Steuerzahler kritisiert". "Sie und ihre Geschäftspartner haben diese gut gemeinten Hinweise offenkundig nicht ernst genug genommen", kritisiert Czisch die Basketballmanager ungewöhnlich deutlich. Er bittet diese abschließend "nochmals mit Nachdruck, zu einem konstruktiven und wertschätzenden Dialog zurückzukehren".
Der Oberbürgermeister erinnerte außerdem an die nicht öffentliche Sitzung, in der die Manager "trotz unserer eindringlichen Aufforderung vor und während der Sitzung des Gemeinderats, Ihren Antrag zurückzuziehen und ihn erst wieder zu stellen, wenn zusammen mit der Verwaltung eine weitgehend einvernehmliche Lösung erarbeitet sei, diesen Vorschlag zurückgewiesen haben".
Eine Möglichkeit wäre gewesen, so der Vorschlag der Stadt Ulm, "ein Kernprojekt, das sich auf die originären Vereinsbedürfnisse fokussiert und auch der Ursprungsidee des Orange Campus entspricht". Hierzu hatte OB Czisch einen über die Investitionsförderung hinausgehenden Betriebskostenzuschuss ins Aussicht gestellt. Den Orange Campus eine Nummer kleiner zu realisieren, wurde bislang jedoch von den Basketballern klar abgelehnt.
Ob es dazu noch kommt, bleibt spannend, denn Gemeinderat und Verwaltung haben jetzt ein gemeinsames Verfahren in Sachen Orange Campus abgestimmt.
- Demnach bedürfen neue Erkenntnisse einer erneuten Bewertung. Es obliege dem Verein BBU 01 zu entscheiden, ob der Förderautrag aufrechterhalten oder ein neuer Förderantrag gestellt wird.
- Die Stadt Ulm wird die Entscheidung über den Förderantrag erst dann wieder auf die Tagesordnung setzen, wenn das Ergebnis der Überprüfung der finanzierenden Banken vorliegt und die BBU die Bedingungen vollumfänglich erfüllt oder einen neuen Förderantrag vorlegt.
- Entschieden wurde auch, dass die Arbeit der Verwaltung durch eine gemeinderätliche Arbeistgruppe begleitet wird.
- Für einen zustimmenden Beschlussantrag "müssen die im Juli beschlossenen Bedingungen weiterhin vollumfänglich erfüllt sein".
So wie die Lage ist, findet das Bundesliga-Team um Per Günther schneller zum absolut notwendigen Teamspiel und wird damit schneller wieder in der Erfolgsspur sein als die Projektplaner des Orange Campus, die - zumindest aus der Sicht der Verwaltung und des Ulmer Gemeinderats - noch nicht das für ein Projekt dieser Größe nötige Fair- und Teamplay gefunden haben. Wenn's nicht läuft, helfen manchmal neue Spieler, eine andere Taktik und coole und überlegte Spielzüge eher als wütendes Anrennen. Je mehr man sich stur festrennt, desto schwieriger wird es aber ein Spiel noch zu drehen.
Text: Ralf Grimminger
Highlight
Weitere Topevents
Junge Autofahrerin kommt bei Aufprall gegen Baum ums Leben
Eine 18-jährige Autofahrerin ist bei einem Verkehrsunfall am Montagmorgen bei Erbach ums Leben...weiterlesen
Stararchitekt Libeskind hält Fertigstellung des Einstein Discovery Centers in Ulm bis 2030 für möglich
Stararchitekt Daniel Liebeskind hat bei seinem Besuch am Dienstag in Ulm einen möglichen Zeitplan für...weiterlesen
Blaubeurer-Tor-Ring in Ulm blockiert
Rund eineinhalb Stunden war am Donnerstagnachmittag der Blaubeurer-Tor-Ring in Ulm wegen eines Unfalls...weiterlesen
Brutaler Angriff auf Lehrer in Wiblingen: Ulmer Polizei nimmt 23-jährigen Tatverdächtigen fest
Im Zusammenhang mit dem brutalen Überfall auf einen Lehrer im Ulmer Stadtteil Wiblingen meldet die Ulmer...weiterlesen
Neugeborenes Kind in Glascontainer abgelegt - Mutter sagt aus
Vor dem Ulmer Landgericht hat am Dienstag der Prozess gegen eine 39-jährige Mutter begonnen, die im...weiterlesen
Müllwerker schwer verletzt
Am Freitagnachmittag sammelte ein Müllwerker im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld Müllsäcke ein. weiterlesen
Beim Arbeiten tödlich verletzt
Nach einem schweren Arbeitsunfall kam am Mittwoch für einen 57-Jährigen in Nattheim jede Hilfe zu spät. weiterlesen
Gäste vor Kneipe angegriffen
In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurden zwei Personen gegen 01:30 Uhr vor einer Kneipe in der...weiterlesen